Allwissend
schnellstmöglich hergeeilt. Er rannte die Stufen hinauf. »Was ist passiert?«
Dance war überrascht, Panik in seiner Stimme zu hören. Sie hatte an ihm zuvor Verärgerung, Kleinlichkeit und Arroganz wahrgenommen, aber noch nie diese Färbung.
»Geht es den beiden gut?«
»Ja«, sagte Dance. »Travis war hier, aber Donald ist unversehrt. Seine Frau auch.«
»Was ist passiert?« Der Kragen seiner Jacke saß schief.
Hawken und Lily kamen nach draußen. »Jim!«
Chilton lief hin und umarmte seinen Freund. »Seid ihr in Ordnung?«
»Ja, ja. Die Polizei war rechtzeitig hier.«
»Haben Sie ihn gefangen?«, fragte Chilton.
»Nein«, sagte Dance und rechnete damit, dass Chilton sie nun dafür tadeln würde. Doch stattdessen packte er ihre Hand und schüttelte sie heftig. »Danke, danke. Sie haben sie gerettet. Danke.«
Sie nickte verlegen und machte sich von ihm los. Dann wandte Chilton sich mit neugierigem Lächeln Lily zu.
Dance folgerte, dass die beiden sich noch nie persönlich begegnet waren. Hawken stellte sie nun einander vor, und Chilton schloss Lily herzlich in die Arme. »Das alles tut mir so leid. Ich hätte nie im Leben damit gerechnet, dass es irgendwelche Auswirkungen auf euch haben könnte.«
»Wer hätte das schon?«, fragte Hawken.
Chilton lächelte reumütig. »Nach einer solchen Begrüßung wird deine Frau wohl kaum auf der Monterey-Halbinsel bleiben wollen. Lily, du musst morgen wieder nach San Diego zurückkehren.«
Lily rang sich endlich ein mattes Lächeln ab. »Das würde ich ja. Aber wir haben leider schon die Vorhänge gekauft.« Sie wies auf das Haus.
Chilton lachte. »Sie ist witzig, Don. Warum bleibt sie nicht hier, und du fährst zurück nach San Diego?« »Ich fürchte, du hast uns beide am Hals.«
Dann wurde Chilton ernst. »Ihr müsst von hier weg, bis alles vorbei ist.«
»Das habe ich ihnen auch schon beibringen wollen«, sagte Dance.
»Wir bleiben.«
»Don...«, setzte Chilton an.
Doch Hawken lachte und zeigte auf Dance. »Ich habe die polizeiliche Erlaubnis. Sie war einverstanden. Wir werden uns in einem Hotel verstecken. Wie Bonnie und Clyde.«
»Aber...«
»Kein aber, mein Freund. Wir sind hier. Du wirst uns jetzt nicht mehr los.«
Chilton öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber dann fiel ihm Lilys sarkastisches Lächeln auf. »Du willst diesem Mädchen doch nicht etwa Vorschriften machen, Jim«, sagte sie.
Der Blogger lachte erneut. »In Ordnung. Danke für den Hinweis«, sagte er. »Geht in ein Hotel. Bleibt da. In ein oder zwei Tagen ist alles vorbei, und das Leben verläuft wieder in geregelten Bahnen.«
»Ich habe Pat und die Jungs nicht mehr gesehen, seit ich weggezogen bin«, sagte Hawken. »Vor mehr als drei Jahren.«
Dance musterte den Blogger. Noch etwas an ihm war anders. Sie hatte den Eindruck, zum ersten Mal seine menschliche Seite zu Gesicht zu bekommen, als habe diese Beinahetragödie ihn ein Stück weiter aus der synthetischen in die echte Welt gezogen.
Der Kreuzritter war, zumindest vorübergehend, abwesend.
Sie überließ die beiden Männer ihren Erinnerungen und ging hinter das Haus. »Hallo«, ließ eine Stimme aus dem Gebüsch sie erschrecken.
Sie drehte sich um und sah den jungen Deputy, der ihnen schon verschiedentlich ausgeholfen hatte, David Reinhold. »Deputy.«
Er grinste. »Nennen Sie mich David. Ich habe gehört, dass er hier war. Sie hätten ihn fast erwischt.«
»Es war knapp. Aber es hat nicht gereicht.«
Er trug zwei Metallkoffer, auf denen MCSO - CSU geschrieben stand. »Tut mir leid, dass ich nichts Konkretes über die Zweige aus Ihrem Garten sagen konnte - das Kreuz.«
»Ich war mir selbst nicht sicher. Es war vermutlich bloß ein Zufall. Falls ich die Bäume immer ordentlich beschnitten hätte, wäre es gar nicht erst dazu gekommen.«
Seine Augen funkelten mal wieder. »Sie haben ein hübsches Haus.«
»Danke. Trotz des verwilderten Gartens.« »Nein, es sieht wirklich sehr gemütlich aus.« »Wie steht's mit Ihnen, David?«, fragte sie. »Wohnen Sie in Monterey?«
»Bis vor kurzem. Aber mein Mitbewohner ist ausgezogen, und ich musste aus Kostengründen nach Marina umziehen.«
»Nun, ich weiß Ihre Bemühungen jedenfalls zu schätzen. Ich werde bei Michael O'Neil ein gutes Wort für Sie einlegen.«
»Wirklich, Kathryn? Das wäre großartig.« Reinhold strahlte.
Dann wandte er sich um und fing an, ein Stück des Gartens abzusperren. Dance betrachtete, was sich im Zentrum des Trapezes aus gelbem Plastikband
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