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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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eine Alarmglocke klingeln lassen.
    Vielleicht aber auch nicht; Schaeffer wäre kein bisschen überrascht gewesen, wenn Chilton keinen weiteren Gedanken an die Opfer verschwendet hätte, die wegen seines Blogs leiden mussten.
    Diese Vorstellung machte Schaeffer nur umso wütender, und als Chilton zu stottern begann: »Warum...?«, verpasste er ihm noch einen Haken.
    Der Kopf des Bloggers prallte gegen die Rückenlehne seines Bürostuhls, und Chilton ächzte auf. Was prima war, wenngleich der Scheißkerl für Schaeffers Geschmack noch immer nicht eingeschüchtert genug wirkte.
    »Ashton! Warum tun Sie das?«
    Schaeffer beugte sich vor und packte Chilton am Kragen. »Du wirst jetzt eine Erklärung verlesen«, flüsterte er. »Falls du dabei nicht aufrichtig und reumütig klingst, wird deine Frau sterben. Deine Kinder auch. Ich weiß, dass sie bald aus dem Freizeitlager nach Hause kommen. Ich habe sie beobachtet. Ich kenne ihren Tagesablauf.« Er wandte sich an Patrizia. »Und ich weiß, dass dein Bruder sie begleitet. Er ist kräftig, aber nicht kugelsicher.«
    »O Gott, nein!«, keuchte die Frau und brach in Tränen aus. »Bitte!«
    Und nun spiegelte Chiltons Gesicht endlich echte Angst wider. »Nein, tun Sie meiner Familie nichts! Bitte, bitte... Ich mache, was immer Sie wollen. Aber tun Sie ihnen nicht weh.«
    »Lies die Erklärung vor, und kling dabei überzeugend, dann geschieht den anderen nichts«, versprach Schaeffer. »Glaub mir, Chilton, ich empfinde nichts als Mitleid mit deinen Angehörigen. Die haben Besseres verdient, als ihr Leben mit einem Stück Scheiße wie dir verbringen zu müssen.«
    »Ich lese das vor«, sagte der Blogger. »Aber wer sind Sie? Warum machen Sie das? Sie schulden mir eine Antwort.«
    Schaeffer wurde von rasendem Zorn gepackt. »Schulden?«, knurrte er. »Ich schulde dir etwas? Du arrogantes Arschloch!« Er hämmerte seine Faust ein weiteres Mal in Chiltons Gesicht und schlug ihn damit fast bewusstlos. »Ich schulde dir nicht das Geringste.« Er beugte sich vor. »Wer ich bin, wer ich bin?«, rief er. »Kennst du auch nur einen Menschen, dessen Leben du zerstörst? Nein, natürlich nicht. Weil du auf deinem beschissenen Stuhl sitzt, eine Million Meilen vom echten Leben entfernt, und sagst, was immer du sagen willst. Du tippst auf deiner Tastatur irgendwelchen Dreck, schickst ihn hinaus in die Welt, und damit ist die Sache für dich erledigt. Hast du schon jemals über die Konsequenzen nachgedacht? Über deine Verantwortung?«
    »Ich bemühe mich um Genauigkeit. Falls ich etwas falsch verstanden habe...«
    Schaeffer war außer sich. »Du bist so dermaßen ignorant. Du begreifst nicht, dass die Fakten stimmen können und du trotzdem im Unrecht bist. Musst du jedes Geheimnis der Welt enthüllen? Musst du das Leben anderer Menschen zerstören, und zwar ohne jeden Grund - nur damit dein Blog immer mehr Aufsehen erregt?«
    »Bitte!«
    »Sagt dir der Name Anthony Schaeffer etwas?«
    Chilton schloss kurz die Augen. »Oh.« Als er sie wieder öffnete, lag in seinem Blick Verständnis, vielleicht sogar Reue. Aber das kümmerte Schaeffer kein Stück.
    Wenigstens erinnerte Chilton sich an den Mann, den er vernichtet hatte.
    »Wer ist das?«, fragte Patrizia. »Wen meint er, Jim?«
    »Erzähl es ihr, Chilton.«
    Der Blogger seufzte. »Er war schwul und hat sich umgebracht, nachdem ich ihn vor einigen Jahren geoutet hatte. Und er war...?«
    »Mein Bruder.« Seine Stimme zitterte.
    »Das tut mir leid.«
    »Es tut dir leid«, spottete Schaeffer.
    »Ich habe mich damals entschuldigt. Ich wollte zu keinem Zeitpunkt, dass er stirbt! Das müssen Sie mir glauben. Ich habe mich schrecklich gefühlt.«
    Schaeffer wandte sich an Patrizia. »Dein Mann, die Stimme der Moral und allumfassenden Gerechtigkeit, mochte es nicht, dass der Diakon einer Kirche außerdem schwul sein kann.«
    »Das war nicht der Grund«, widersprach Chilton aufgebracht. »Er stand an der Spitze einer großen Kampagne gegen die Homo-Ehe in Kalifornien. Ich habe seine Heuchelei angegriffen, nicht seine sexuelle Orientierung. Und seine Unmoral. Er war verheiratet und hatte Kinder... aber wenn er auf Geschäftsreise war, hat er Callboys aufgesucht. Er hat seine Frau betrogen, manchmal mit drei Männern in einer Nacht!«
    Der Blogger fühlte sich wieder stark, und Schaeffer wollte erneut zuschlagen, also tat er es, fest und schnell.
    »Tony hat darum gerungen, Gottes Willen zu ergründen, und ist dabei ein paarmal fehlgegangen. Aber du hast

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