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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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mit der Lederjacke schauen wollen?
    »Wie kann ich helfen?«
    »Wir möchten einige Ihrer Leute danach fragen, ob ihnen etwas aufgefallen ist.« »Zum Beispiel?«
    »Passanten, die sich verdächtig benehmen, ungewöhnliche Gegenstände, womöglich Fußabdrücke oder Fahrradspuren in abgesperrten Bereichen der Baustellen. Hier ist eine Liste der Orte.« Sie hatte zuvor im Auto einige Fundstellen aufgeschrieben.
    Er überflog den Zettel mit besorgter Miene, steckte ihn dann in die Hemdtasche und verschränkte die Arme. Das allein hatte aus kinesischer Sicht wenig zu bedeuten, da Dance nicht genügend Zeit geblieben war, um sich einen grundlegenden Eindruck von Averys Verhalten zu verschaffen. Aber das Kreuzen von Armen und Beinen gilt allgemein als defensive Geste und kann auf Unbehagen hindeuten.
    »Und von mir möchten Sie nun eine Liste der Angestellten, die an den fraglichen Orten gearbeitet haben. Seit Beginn der Mordserie, nehme ich an.«
    »Genau. Das wäre eine große Hilfe.«
    »Ich schätze, Sie hätten diese Liste lieber früher als später.«
    »So bald wie möglich.«
    »Ich werde tun, was ich kann.«
    Sie bedankte sich und ging zurück zu ihrem Crown Victoria. Dann fuhr sie vom Parkplatz und die Straße hinauf. Ein Stück weiter hielt Dance neben einem dunkelblauen Honda Accord. Er stand in entgegengesetzter Richtung, sodass die Fahrerfenster der beiden Wagen nur einen halben Meter voneinander entfernt waren. Am Steuer des Honda saß Rey Carraneo ohne Jackett und Krawatte. Dance hatte ihn erst zweimal so salopp gekleidet gesehen: bei einem Picknick des CBI und anlässlich eines überaus bizarren Grillabends bei Charles Overby zu Hause.
    »Er hat den Köder«, sagte sie. »Ob er ihn schluckt, weiß ich nicht.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Schwer zu sagen. Ich hatte nicht genug Zeit, um ihn richtig einschätzen zu können. Mein Eindruck war, dass er ruhig und hilfsbereit wirken wollte, in Wahrheit aber ziemlich nervös gewesen ist. Bei einem seiner Leute bin ich mir ebenfalls nicht so sicher.« Sie beschrieb den Mann mit der Lederjacke. »Falls einer der beiden wegfährt, hängen Sie sich dran.« »Jawohl, Ma'am.«
     
    Patrizia Chilton öffnete die Tür und begrüßte Greg Ashton, den Mann, den Jim als Überblogger bezeichnete - auf dessen eigene niedliche, aber auch leicht nervige Art.
    »Hallo, Pat«, sagte Ashton. Sie gaben sich die Hand. Der schlanke Mann mit der teuren gelbbraunen Stoffhose und dem hübschen Sakko nickte in Richtung des Streifenwagens, der am Straßenrand stand. »Der Deputy wollte mir nichts verraten, aber er ist wegen dieser Morde hier, nicht wahr?«
    »Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme.«
    »Ich habe die Geschichte verfolgt. Sie müssen einigermaßen beunruhigt sein.«
    Patrizia lächelte gleichmütig. »Das wäre noch untertrieben. Es ist ein Alptraum.« Sie war froh, über ihre Gefühle sprechen zu können. Mit Jim war das nicht immer möglich. Sie hielt es für ihre Pflicht, ihn zu unterstützen, doch in Wahrheit war sie bisweilen wütend auf seine Rolle als schonungsloser Enthüllungsjournalist. Das Blog war wichtig, das war ihr klar, aber manchmal hasste sie es einfach.
    Und nun befand sich deswegen sogar ihre Familie in Gefahr und war gezwungen, in ein Hotel zu ziehen. Heute Morgen hatte Pat ihren Bruder - einen kräftigen Mann, der während des Studiums als Rausschmeißer gejobbt hatte - bitten müssen, die Jungen in ihr Tagesfreizeitlager zu begleiten, bei ihnen zu bleiben und sie später wieder nach Hause zu bringen.
    Sie verriegelte die Tür hinter ihnen. »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«, fragte sie Ashton.
    »Nein, nein, vielen Dank, ich bin wunschlos glücklich.«
    Patrizia führte ihn zum Büro ihres Mannes. Im Vorbeigehen warf sie durch das große Flurfenster einen Blick in den Garten.
    Und war plötzlich besorgt.
    Hatte sie da etwas in den Sträuchern hinter dem Haus gesehen? Eine Person womöglich? Sie blieb stehen.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Ashton.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals. »Ich... nein, schon gut. Das war vermutlich bloß ein Reh. Ich muss gestehen, diese ganze Angelegenheit hat mir doch ziemlich zugesetzt.«
    »Ich sehe nichts.«
    »Es ist weg«, sagte sie. Aber war es das wirklich? Sie konnte es nicht sagen. Doch sie wollte den Gast nicht beunruhigen. Außerdem waren sämtliche Fenster und Türen verschlossen.
    Sie erreichten das Arbeitszimmer und traten ein. »Liebling«, sagte sie. »Greg ist da.«
    »Ah, pünktlich auf die Minute.«
    Die

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