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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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gestorben.
    Ein einzelnes Fenster, das hoch in der Wand saß, ließ trübes Licht herein, gestattete aber keinen Blick nach draußen, denn es war mit gebrochen weißer Farbe übermalt. Es musste inzwischen zwanzig oder einundzwanzig Uhr sein - denn es war fast dunkel.
    Die absolute Stille wurde plötzlich von schweren Schritten gestört, die oben über den Erdgeschossboden trampelten. Eine Pause. Dann ging die Vordertür auf und schlug krachend wieder zu.
    Endlich.
    Nun, da sein Entführer endlich gegangen war, ließ Travis Brighams Anspannung nach. Wenn es so lief wie während der letzten Tage, würde der Mann erst am Morgen zurückkehren. Travis kauerte sich auf dem Bett zusammen und wickelte sich in die stinkende Decke. Das war der Höhepunkt seines Tages: Schlaf.
    Denn der Schlaf, hatte Travis gelernt, würde wenigstens die Verzweiflung lindern.
     

Kapitel 39
    Als Dance vom Highway auf die gewundene Harrison Road abbog, wirbelten dichte Nebelschwaden über sie hinweg. Die Gegend hier südlich von Carmel - auf dem Weg nach Point Lobos und weiter nach Big Sur - war einsam und bestand überwiegend aus bewaldeten Hügeln und einigen wenigen Anbauflächen.
    Wie der Zufall es wollte, lag hier ganz in der Nähe das uralte Gebiet der Ohlone-Indianer, an dessen Rand Arnold Brubaker seine Entsalzungsanlage bauen wollte.
    Es roch nach Kiefern und Eukalyptus. Dance fuhr langsam, denn die Strahlen der Scheinwerfer reichten im Nebel nicht weit. Vereinzelte Abzweigungen führten seitlich in die Dunkelheit, in der hier und da Lichtpunkte zu sehen waren. Hin und wieder kam ihr ein Wagen entgegen, ebenfalls mit niedriger Geschwindigkeit, und Dance fragte sich, ob der anonyme Anruf, dessentwegen sie hier war, wohl von einem Fahrer oder einem der Anwohner gestammt hatte.
    Etwas...
    Zumindest war das eine der Möglichkeiten, aber die Harrison Road stellte zudem eine Abkürzung vom Highway 1 zur Carmel Valley Road dar. Der Anrufer konnte sonst wer gewesen sein.
    Wenig später erreichte Dance den Pine Grove Way und hielt am Straßenrand.
    Die Baustelle, die TJ erwähnt hatte, war ein halb fertiger Hotelkomplex - der nun nie mehr fertiggestellt werden würde, weil das Hauptgebäude unter verdächtigen Umständen niedergebrannt worden war. Anfangs vermutete man einen Versicherungsbetrug, aber dann stellte sich heraus, dass die Täter Umweltschützer waren, die eine Verunstaltung der Landschaft verhindern wollten. (Ironischerweise hatten sich die Ökoterroristen verkalkuliert; das Feuer breitete sich aus und zerstörte mehrere Dutzend Hektar unberührten Waldes.)
    Der größte Teil der Pflanzen war wieder nachgewachsen, aber das Hotelprojekt war aus verschiedenen Gründen nie mehr in Gang gekommen, und der Komplex blieb so, wie er nun war: viele Tausend Quadratmeter herrenloser Rohbauten und Fundamente, die tief in den lehmigen Boden gegraben worden waren. Das Gelände war umgeben von schiefen Maschendrahtzäunen, an denen Schilder vor unbefugtem Betreten warnten, doch es kam immer wieder vor, dass Teenager gerettet werden mussten, die in eine Grube gestürzt oder in den Ruinen verschüttet worden waren, während sie Pot geraucht, Alkohol getrunken oder, in einem Fall, Sex gehabt hatten - und das an dem unbequemsten und unromantischsten Ort, den man sich nur vorstellen konnte.
    Außerdem war es hier verdammt unheimlich.
    Dance nahm ihre Taschenlampe aus dem Handschuhfach und stieg aus dem Wagen.
    Die feuchte Brise strich über sie hinweg, und sie erschauderte vor plötzlicher Angst.
    Immer mit der Ruhe.
    Sie lachte gequält auf, schaltete die Taschenlampe ein und ging los, wobei sie den mit Sträuchern und Unkraut bewachsenen Boden ableuchtete.
    Auf der Straße führ ein Wagen vorbei, dessen Reifen am feuchten Asphalt klebten. Er bog um eine Ecke, und das Geräusch verstummte dermaßen abrupt, als hätte das Fahrzeug sich in eine andere Dimension gebeamt.
    Dance schaute sich um. Sie ging davon aus, dass das von dem anonymen Anrufer gemeldete »Etwas« das noch fehlende Kreuz war, mit dem der Tod von James Chilton hatte angekündigt werden sollen.
    In der unmittelbaren Umgebung ließ sich jedoch nichts dergleichen entdecken.
    Was konnte der Anrufer denn sonst gemeint haben?
    Hatte er etwa Travis gesehen oder gehört?
    Dies wäre der perfekte Ort, um ihn zu verstecken.
    Sie blieb stehen und lauschte nach etwaigen Hilferufen.
    Es war nichts zu hören, nur der Wind, der durch die Eichen und Kiefern strich.
    Eichen... Dance musste an die

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