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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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einfach. Also, nutzt du die Gelegenheit? Ja oder nein?«
    »Aber ich weiß nicht, wie man jemanden tötet.«
    Der Mann griff in die Papiertüte und holte einen Revolver heraus, der in einen Stoffbeutel gewickelt war. Er warf ihn auf das Bett.
    »Moment mal! Der gehört meinem Vater! Woher haben Sie den?«
    »Aus seinem Pickup.«
    »Sie haben doch gesagt, meiner Familie geht es gut.«
    »So ist es auch, Travis. Ich habe ihm nichts getan. Ich habe die Waffe vor einigen Tagen gestohlen, als alle geschlafen haben. Kannst du damit umgehen?«
    Er nickte. In Wahrheit hatte er noch nie eine echte Waffe abgefeuert. Aber er hatte schon viele Ballerspiele gespielt. Und er sah fern. Jeder, der The Wire oder die Sopranos kannte, wusste genug über Schusswaffen, um eine benutzen zu können. »Sobald ich getan habe, was Sie verlangen, werden Sie mich einfach töten«, murmelte er. »Und dann meine Familie.«
    »Nein, werde ich nicht. Für mich ist es besser, wenn du am Leben bleibst. Du tötest, wen ich dir nennen werde, lässt die Waffe fallen und rennst weg, wohin auch immer du willst. Dann rufe ich meinen Freund an und sage ihm, er soll deine Familie in Ruhe lassen.«
    Vieles hiervon ergab überhaupt keinen Sinn. Aber Travis war wie betäubt. Er hatte Angst, sich zu entscheiden.
    Travis dachte an seinen Bruder. Dann an seine Mutter. Er sah sogar seinen Vater vor sich, wie er lächelte. Sein Vater lächelte immer dann, wenn er Sammy ansah, nie bei Travis. Doch es war ein Lächeln, und es schien Sammy glücklich zu machen. Das war das Wichtigste.
    Travis, hast du mir was mitgebracht?
    Sammy...
    Travis blinzelte die Tränen weg und flüsterte: »Okay, ich mache es.«
     

Kapitel 42
    Donald Hawken war zu Tränen gerührt, und das hatte nichts mit dem vielen Chardonnay zu tun, den sie zum Mittagessen getrunken hatten.
    Er erhob sich von der Couch, auf der er mit Lily gesessen hatte, und umarmte James Chilton, der soeben das Wohnzimmer seines Ferienhauses in Hollister betrat und weitere Flaschen Weißwein mitbrachte.
    Chilton erwiderte die Umarmung und war dabei kaum verlegen.
    »Donald«, tadelte Lily ihren Mann.
    »Tut mir echt leid«, lachte Hawken. »Aber ich kann nicht anders. Der Alptraum ist vorbei. Mein Gott, was ihr durchgemacht habt.«
    »Was wir alle durchgemacht haben«, sagte Chilton.
    Die Geschichte von dem Verrückten kam überall in den Nachrichten. Dass der Masken-Killer nicht der Junge gewesen war, sondern in Wahrheit irgendein Idiot, der sich für einen Beitrag rächen wollte, den Chilton vor mehreren Jahren in seinem Report gepostet hatte.
    »Und er wollte den Mord an dir allen Ernstes filmen?«
    Chilton zog eine Augenbraue hoch.
    »O mein Gott«, sagte Lily bleich - und überraschte Hawken damit, denn sie war bekennende Agnostikerin. Aber genau wie ihr Mann war auch Lily ein wenig beschwipst.
    »Der Junge tut mir leid«, sagte Hawken. »Er war ein unschuldiges Opfer. Vielleicht das tragischste von allen.«
    »Glaubt ihr, er ist noch am Leben?«, fragte Lily.
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Chilton finster. »Schaeffer musste ihn doch umbringen, um keine Spuren zu hinterlassen. Ich bin todunglücklich deswegen.«
    Hawken war froh, dass er die Bitte abgeschlagen hatte, nach San Diego zurückzukehren - Agent Dance hatte es ihnen sogar fast befohlen. Kam gar nicht infrage. Er dachte an die trostlose Zeit nach Sarahs Tod zurück und daran, wie James Chilton sofort zu ihm gekommen war.
    Ein echter Freund.
    Lily durchbrach nun das beklemmende Schweigen. »Ich habe eine Idee«, sagte sie. »Lasst uns morgen ein Picknick veranstalten. Pat und ich können kochen.«
    »Liebend gern«, sagte Chilton. »Hier in der Nähe gibt es einen herrlichen Park.«
    Hawken war immer noch gerührt. Er erhob sein Glas. »Auf gute Freunde.«
    »Auf Freunde.«
    Sie tranken einen Schluck. »Wann kommen denn Pat und die Kinder?«, fragte Lily, deren hübsches Gesicht von blonden Locken eingerahmt wurde.
    Chilton sah auf die Uhr. »Sie ist vor etwa einer Viertelstunde von zu Hause aufgebrochen, holt die Jungs vom Ferienlager ab und fährt dann her. Es dürfte nicht allzu lange dauern.«
    Hawken war belustigt. Die Chiltons wohnten unweit eines der schönsten Küstenstriche der Welt, doch als ihr Ferienhaus hatten sie sich diesen rustikalen alten Bau fünfündvierzig Minuten landeinwärts ausgesucht, inmitten staubiger brauner Hügel. Aber immerhin war es hier ruhig und friedlich.
    Tningunos turistas. Was nach Carmel eine Erleichterung war,

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