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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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großes Aufsehen, nicht um Logik. Und ein solches Zitat... nun, lassen Sie uns lieber hoffen, dass Harper es nicht herausfindet.« Er stand auf. »Ich melde mich, sobald ich von den Sachverständigen höre und die Einzelheiten des Autopsieberichts kenne. Haben Sie noch Fragen?«
    Ja, ungefähr tausend, sagte Edies Gesichtsausdruck. Aber sie schüttelte nur den Kopf.
    »Die Situation ist nicht hoffnungslos, Edie. Die Funde aus der Garage sind zwar unangenehm, aber wir werden sie so gut wie möglich entkräften.« Sheedy suchte seine Unterlagen zusammen, ordnete sie und verstaute sie in seinem Aktenkoffer. Dann gab er allen Anwesenden die Hand und lächelte ihnen beruhigend zu. Stuart begleitete ihn zu Tür. Die Bodendielen knarrten unter seinem beachtlichen Gewicht.
    Dance stand ebenfalls auf. »Bist du sicher, dass die Kinder dir nicht zu viel werden?«, fragte sie ihre Mutter. »Ich kann sie auch wieder zu Martine bringen.«
    »Nein, nein. Ich habe mich darauf gefreut, sie zu sehen.« Sie zog sich einen Pullover über. »Ich glaube, ich gehe sogar gleich mal raus zu ihnen.«
    Dance umarmte sie kurz und fühlte die Steifheit in den Schultern ihrer Mutter. Einen peinlichen Moment lang sahen die beiden Frauen einander in die Augen. Dann ging Edie hinaus.
    Auch ihren Vater drückte Dance an sich. »Warum kommt ihr nicht morgen zum Abendessen vorbei?«, fragte sie ihn.
    »Wir werden sehen.«
    »Wirklich. Es wäre gut. Für Mom. Für dich, für alle.« »Ich rede mit ihr darüber.«
    Dance fuhr zurück ins Büro, wo sie noch einige Stunden damit zubrachte, die Überwachung der Wohnungen möglicher Opfer und des Hauses der Brighams zu koordinieren und die zur Verfügung stehenden Einsatzkräfte so gut wie möglich zu verteilen. Auch die entmutigend aussichtslose Fahndung nach dem Jungen lief weiter, doch bislang erwies er sich als ebenso unsichtbar wie die Elektronen, aus denen die gehässigen Postings bestanden, die zum Auslöser seines tödlichen Rachefeldzugs geworden waren.
     
    Endlich.
    Als Dance um dreiundzwanzig Uhr vor ihrem Haus in Pacific Grove anhielt, verspürte sie einen winzigen Schauder der Erleichterung. Nach diesem langen, langen Tag war sie unglaublich froh, zu Hause zu sein.
    Das klassisch viktorianische Gebäude war dunkelgrün mit grauen Geländern, Fensterläden und Zierleisten und stand im nordwestlichen Teil von Pacific Grove. Falls die Jahreszeit und der Wind es zuließen und man mutig genug war, sich weit über eine wacklige Brüstung zu beugen, konnte man das Meer sehen.
    Dance betrat den kleinen Windfang, schaltete das Licht ein und verriegelte die Tür hinter sich. Die Hunde rannten ihr zur Begrüßung entgegen: Dylan, ein schwarzbrauner Deutscher Schäferhund, und Patsy, eine zierliche Retrieverdame mit glattem Fell. Sie waren nach dem größten Folk/Rock-Songwriter beziehungsweise der besten Countrysängerin der letzten hundert Jahre benannt.
    Dance überprüfte ihre E-Mails, doch es gab keine Neuigkeiten zu dem Fall. In der geräumigen, aber veraltet ausgestatteten Küche schenkte sie sich ein Glas Wein ein und suchte im Kühlschrank nach einem Snack. Sie entschied sich für ein halbes Truthahnsandwich, das noch nicht allzu lange hier lag.
    Dann fütterte sie die Hunde und ließ sie nach draußen. Gerade als sie sich wieder an den Computer setzen wollte, brachen die beiden in lautes Gebell aus und rannten die Treppe hinunter. Das kam bisweilen vor, wenn ein Eichhörnchen oder eine Katze die unsinnige Idee hatte, auf einen Besuch vorbeizuschauen. Allerdings kaum jemals so spät am Abend. Dance stellte das Weinglas ab, legte eine Hand auf den Griff ihrer Glock und trat hinaus auf die Terrasse.
    Sie erschrak.
    Etwa zwölf Meter vom Haus entfernt lag ein Kreuz auf dem Boden. Nein!
    Dance zog die Waffe, nahm eine Taschenlampe, rief die Hunde zu sich und leuchtete den Garten ab. Er war zwar schmal, dafür aber fünfzehn Meter lang. Hier wuchsen Gauklerblumen, kleine Eichen und Ahornbäume, Astern, Lupinen, Kletterpflanzen, Klee und jede Menge Gras - die einzige Flora, die trotz sandiger Erde und viel Schatten gedieh.
    Es war niemand zu sehen, wenngleich es Stellen gab, an denen man vom Deck aus nicht zu erkennen sein würde.
    Dance eilte die Stufen in die Dunkelheit hinunter und schaute sich um. Das sich im Wind wiegende Laubwerk warf unheimliche Schatten.
    Sie hielt inne und ging dann zögernd weiter. Ihr Blick war auf den Weg und die Hunde gerichtet, die nervös und vorsichtig das Grundstück

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