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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Und genau das will er.« Er sah zu Edie. »Keine Sorge, man wird Sie auf keinen Fall wegen besonderer Schwere der Schuld verurteilen. Aber ich glaube, Harper wird es versuchen.«
    Dennoch, ein vorsätzlicher Mord war schrecklich genug. Er konnte für Edie fünfundzwanzig Jahre Zuchthaus bedeuten.
    »So, kommen wir zu unserer Verteidigung«, fuhr der Anwalt fort. »Wir können keine Berechtigung geltend machen, keinen Fehler und keine Notwehr. Das Motiv, den Schmerz und das Leid des Mannes zu beenden, wäre allenfalls für die Bemessung des Strafmaßes relevant. Falls die Geschworenen zu der Ansicht gelangen würden, dass Sie Millars Leben beenden wollten, aus welch barmherzigen Beweggründen auch immer, mussten sie Sie des vorsätzlichen Mordes für schuldig befinden.«
    »Also muss die Verteidigung sich auf die Fakten stützen«, sagte Dance.
    »Richtig. Zunächst werden wir die Autopsie und die Todesursache anzweifeln. Die Coroner's Division hat gefolgert, Millar sei wegen eines zu weit aufgedrehten Morphiumtropfes gestorben, dem man zudem ein Antihistaminikum beigemischt hatte. Das habe zu einem Versagen der Atmung und dann des Herzschlags geführt. Wir werden Experten aufbieten, die dieser Schlussfolgerung widersprechen. Miliar ist den Folgen seiner schweren Verbrennungen erlegen. Die Medikamente haben dabei keine Rolle gespielt.
    Dann werden wir geltend machen, dass Edie gar nicht als Täterin in Betracht kommt. Jemand anders hat Miliar die Medikamente verabreicht - entweder aus Versehen oder mit der Absicht, ihn zu töten. Wir wollen versuchen, Leute ausfindig zu machen, die vor Ort gewesen sind - jemanden, der den Täter gesehen haben könnte. Oder zumindest jemanden, der der Täter sein könnte. Was ist damit, Edie? War jemand in der Nähe von Millars Zimmer, als er gestorben ist?«
    »Es waren einige Schwestern auf der Station. Aber das ist alles. Seine Angehörigen waren weg. Und Besucher gab es auch keine.«
    »Nun, das werde ich noch genauer überprüfen.« Sheedys Gesicht wurde ernst. »So, kommen wir nun zu dem großen Problem. Das Mittel, das der Morphiumlösung beigefügt wurde, war Diphenhydramin.«
    »Das Antihistaminikum«, sagte Edie.
    »Bei der polizeilichen Durchsuchung Ihres Hauses wurde eine Flasche Diphenhydramin gefunden. Die Flasche war leer.« »Was?«, rief Stuart entsetzt.
    »Sie lag in der Garage, versteckt unter einigen Putzlappen.« »Unmöglich.«
    »Und daneben lag eine Spritze mit etwas getrockneter Morphiumlösung daran. Exakt die Sorte, die sich in Juan Millars Tropfinfusion befunden hat.«
    »Ich hab das da nicht hingelegt«, murmelte Edie. »Ich war das nicht.«
    »Das wissen wir, Mom.«
    »Anscheinend wurden weder Fingerabdrücke noch andere Spuren daran festgestellt«, fügte der Anwalt hinzu.
    »Der Täter hat es ihr untergeschoben«, sagte Dance.
    »Genau das werden wir zu beweisen versuchen. Er oder sie wollte Miliar töten oder hat versehentlich das Mittel verabreicht. Und danach hat er die Flasche und Spritze in Ihrer Garage versteckt, um Ihnen die Schuld in die Schuhe zu schieben.«
    Edie runzelte die Stirn und sah ihre Tochter an. »Weißt du noch, wie ich dir kurz nach Juans Tod erzählt habe, ich hätte draußen ein Geräusch gehört? Es kam aus Richtung der Garage. Ich wette, jemand war dort.«
    »Stimmt«, bestätigte Dance, obwohl sie sich eigentlich nicht daran erinnern konnte - die Fahndung nach Daniel Pell hatte sie voll und ganz in Anspruch genommen. »Allerdings...«, setzte sie an.
    »Was denn?«
    »Nun, da ist noch etwas, das wir bedenken müssen. Ich hatte einen Deputy vor dem Haus postiert - aus Sicherheitsgründen. Harper wird wissen wollen, wieso der Beamte nichts bemerkt hat.«
    »Oder wir sollten herausfinden, ob er womöglich jemanden gesehen hat«, sagte Edie.
    »Richtig«, stimmte Dance ihr sofort zu und nannte Sheedy den Namen des Deputy.
    »Ich kümmere mich darum«, versprach er. »Nun bliebe noch die Tatsache, dass der Patient zu Ihnen gesagt hat: >Tötet mich.< Und dass Sie das mehreren Leuten erzählt haben. Es gibt Zeugen.«
    »Das stimmt«, sagte Edie kleinlaut und warf Dance einen kurzen Blick zu.
    Kathryn hatte plötzlich einen furchtbaren Gedanken: Würde man sie in den Zeugenstand rufen, damit sie gegen ihre Mutter aussagte? Ihr wurde regelrecht übel bei dieser Vorstellung. »Aber das hätte sie doch niemandem anvertraut, wenn sie wirklich vorgehabt hätte, jemanden zu töten.«
    »Korrekt. Doch vergessen Sie nicht, Harper geht es um

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