Allwissend
der gleichen Art Partikel wie zuvor, die Travis mit dem Geschehen in Verbindung brachten. Doch es gab eine Erkenntnis, die sich vielleicht noch als hilfreich erweisen würde. Die Bodenproben enthielten auch etwas Sand, wie er in der unmittelbaren Umgebung des Fundorts nicht vorkam. Leider ließ er sich keiner speziellen Stelle zuordnen.
Und während Dance all das las, fragte sie sich die ganze Zeit: Wer wird das nächste Opfer sein?
Wird Travis gleich wieder zuschlagen?
Und welche furchtbare Methode wird er diesmal anwenden, um in Panik zu versetzen und zu morden? Er schien für seine Opfer einen langsamen Tod zu bevorzugen, wie zum Ausgleich für das anhaltende Leid, das er durch die Schikanen der Cybertyrannen erdulden musste.
»Ich habe noch einen Namen«, sagte Boling und nannte ihn Dance, die sich alles notierte.
»Danke«, sagte sie lächelnd.
»Sie schulden mir eine Dienstmarke für Nachwuchsagenten.«
Als Boling den Kopf neigte und sich wieder seinen Unterlagen zuwandte, fügte er leise noch etwas hinzu. Vielleicht bildete Dance es sich ein, aber es klang fast, als habe er sagen wollen: »Oder vielleicht ein Abendessen«, nur um die Worte im letzten Moment wieder zu verschlucken.
Einbildung, beschloss sie. Und griff erneut zum Telefon.
Boling lehnte sich zurück. »Das sind vorerst alle. Die anderen Poster wohnen nicht in der Gegend oder lassen sich nicht über ihre IP-Adressen aufspüren. Doch wenn wir das nicht schaffen, schafft Travis es auch nicht.«
Er streckte sich.
»Kein typischer Tag für einen akademischen Lehrer, nicht wahr?«, fragte Dance.
»Kann man so sagen.« Er bedachte sie mit einem ironischen Blick. »Ist es denn ein typischer Tag für eine Polizistin?«
»Äh, nein, ist es nicht.«
»Ich schätze, das ist auch ganz gut so.«
Ihr Telefon summte. Der Anruf kam aus dem Gebäude.
»TJ.«
»Boss...« Wie schon bei mehr als einer Gelegenheit in letzter Zeit ließ der junge Beamte die für ihn sonst so typische lockere Einstellung vermissen. »Hast du es schon gehört?«
Dances Herz vollführte einen kleinen Sprung, als sie Michael O'Neil am Tatort antraf.
»Hallo«, sagte sie. »Ich dachte schon, ich hätte dich verloren.«
Er wirkte leicht überrascht. Dann sagte er: »Ich habe nach wie vor beide Fälle am Hals. Doch ein Tatort« - er wies auf das flatternde gelbe Absperrband - »hat Vorrang.«
»Danke.«
Jon Boling gesellte sich hinzu. Dance hatte den Professor darum gebeten, weil sie annahm, dass er auf vielerlei Weise behilflich sein konnte. In erster Linie wollte sie ihn zum Austausch von Ideen dabeihaben, denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass Michael O'Neil zugegen sein würde.
»Was ist passiert?«, fragte sie den Senior Deputy.
»Der Täter hat ein kleines Diorama vorbereitet, um ihn zu erschrecken.« O'Neil schaute den Pfad hinauf. »Und dann hat er ihn bis hierhin gejagt. Und ihn erschossen.« Dance rechnete damit, dass O'Neil weitere Einzelheiten nennen würde, doch er hielt sich zurück, wahrscheinlich wegen Boling. »Wo liegt er denn?«
Der Deputy zeigte in die Richtung. Von hier aus war der Leichnam nicht zu sehen.
»Ich zeige euch den Ausgangspunkt.« Er führte sie den Weg entlang, einen flachen Hügel hinauf. Nach etwa zweihundert Metern verlief ein kleiner Trampelpfad zu einer Freifläche. Sie duckten sich unter dem Absperrband hindurch und sahen Rosenblätter am Boden liegen sowie ein Kreuz, das jemand in die sandige Erde gescharrt hatte. Es lagen Fleischstücke herum. Es gab Blutflecke und einen Knochen. Dazu Krallenabdrücke am Boden, anscheinend von Geiern und Krähen.
»Die Spurensicherung sagt, es ist Fleisch von einem Tier«, berichtete O'Neil. »Vermutlich Rindfleisch, gekauft in einem Geschäft. Ich schätze, das Opfer ist da drüben auf dem Pfad gejoggt, hat das Durcheinander hier gesehen und wollte mal nachschauen. Dann hat er sich erschrocken und ist weggelaufen. Auf halber Höhe des Abhangs hat Travis ihn erwischt.«
»Wie heißt er?«
»Lyndon Strickland. Ein Anwalt. Wohnt hier in der Nähe.«
Dance neigte den Kopf. »Moment. Strickland? Ich glaube, der hat etwas in dem Blog gepostet.«
Boling öffnete seinen Rucksack und holte einen Stapel Papier heraus, Kopien der Blog-Seiten. »Ja. Aber nicht bei >Kreuze am Straßenrand<. Er hat auf den Artikel über die Entsalzungsanlage geantwortet und Chilton zugestimmt.«
Er reichte ihr die entsprechende Seite:
> Antwort auf Chilton, gepostet von Lyndon Strickland.
Ich muss
Weitere Kostenlose Bücher