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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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aus dem Report zu tun hat«, erklärte Chilton.
    Hawken, braun gebrannt und höflich, runzelte mitfühlend die Stirn. »Wie ich gehört habe, wurde noch ein Mädchen überfallen. Wir haben die Nachrichten verfolgt.«
    Dance hielt sich wie immer bedeckt, was die Preisgabe von Informationen anging, auch gegenüber besorgten Bürgern.
    Der Blogger erzählte, dass die Chiltons bis vor einer Weile eng mit Hawken und seiner ersten Frau befreundet gewesen seien. Die Frauen hätten Dinnerpartys gegeben, die Männer regelmäßig zusammen Golf gespielt - auf dem schmucklosen Platz von Pacific Grove und, an für Nichtmitglieder freigegebenen Tagen, auch auf dem von Pebble Beach. Vor etwa drei Jahren seien die Hawkens nach San Diego gezogen, doch er habe kürzlich zum zweiten Mal geheiratet und würde derzeit seine Firma verkaufen und wieder hierher zurückkehren.
    »Könnte ich kurz mit Ihnen sprechen?«, bat Dance den Blogger.
    Während Hawken zu dem Lastwagen zurückkehrte, gingen Chilton und Dance zu Kathryns Crown Victoria. Der Blogger neigte den Kopf und wartete ab. Die körperliche Anstrengung des Umzugs ließ ihn immer noch schwer atmen.
    »Ich wurde vorhin vom Sheriff's Office angerufen. Die Highway Patrol hat noch ein Kreuz gefunden. Es trägt das Datum von heute.«
    Er verzog das Gesicht. »O nein. Und der Junge?«
    »Wir wissen nicht, wo er steckt. Er ist verschwunden. Und wie es aussieht, ist er bewaffnet.«
    »Das habe ich schon in den Nachrichten gehört«, sagte Chilton. »Wie ist er an eine Schusswaffe gekommen?«
    »Er hat sie seinem Vater gestohlen.«
    Chiltons Miene verfinsterte sich. »Diese Verfechter des zweiten Zusatzartikels... die habe ich mir letztes Jahr mal vorgenommen. Ich habe noch nie im Leben so viele Morddrohungen erhalten.«
    Dance kam auf ihr Anliegen zu sprechen. »Mr. Chilton, ich möchte, dass Sie Ihr Blog vorübergehend schließen.«
    »Was?«
    »Bis wir ihn erwischen.«
    Chilton lachte. »Das ist absurd.«
    »Haben Sie die Postings gelesen?«
    »Es ist mein Blog. Natürlich lese ich sie.«
    »Die Bösartigkeit der Beiträge nimmt immer weiter zu. Geben Sie Travis nicht noch mehr Futter.«
    »Das können Sie vergessen. Ich lasse mir nicht den Mund verbieten.«
    »Aber Travis sucht sich in Ihrem Blog die Namen seiner Opfer. Er stellt Nachforschungen über die Leute an, über ihre größten Ängste, ihre wunden Punkte. Und er findet heraus, wo sie wohnen.«
    »Man sollte eben in einem öffentlichen Internetforum nichts von sich preisgeben. Auch das war schon Thema eines meiner Aufsätze.«
    »Kann schon sein, aber die Leute posten trotzdem.« Dance bemühte sich, ihre Enttäuschung in den Griff zu bekommen. »Bitte, kommen Sie uns entgegen.«
    »Ich bin Ihnen entgegengekommen. Mehr ist nicht drin.«
    »Was kann es denn schaden, die Seiten ein paar Tage vom Netz zu nehmen?«
    »Und wenn Sie ihn bis dahin noch immer nicht gefunden haben?«
    »Dann nehmen Sie den Betrieb eben wieder auf.«
    »Oder Sie kommen zu mir und sagen, nur noch ein paar Tage - und dann noch ein paar.«
    »Dann lassen Sie wenigstens keine weiteren Postings in dem Thread zu. Auf diese Weise erhält er keine neuen Namen, die er sich als Opfer vornehmen kann. Das würde uns die Arbeit merklich erleichtern.«
    »Unterdrückung führt nie zu etwas Gutem«, murmelte er und sah ihr dabei direkt in die Augen. Der Mann mit der Mission war zurück.
    Kathryn Dance ließ den von Jon Boling vorgeschlagenen Ansatz fallen, Chiltons Ego zu schmeicheln. »Sie werfen ständig mit großen Worten um sich«, führ sie ihn wütend an. »>Freiheit<, >Wahrheit<, >Unterdrückung<. Dieser Junge hat vor, Menschen zu ermorden. Herrje, sehen Sie die Sache doch als das an, was sie ist, und lassen Sie die verdammte Politik aus dem Spiel.«
    »Es ist meine Aufgabe, der öffentlichen Meinung ein offenes Forum zu bieten«, erwiderte Chilton ruhig. »So wie es im ersten Zusatzartikel unserer Verfassung garantiert wird... Ich weiß, Sie werden jetzt einwenden, dass Sie auch mal Reporterin gewesen sind und der Polizei bereitwillig geholfen haben. Aber sehen Sie, genau das ist der Unterschied zwischen uns. Sie waren dem großen Geld verpflichtet, den Anzeigenkunden oder wer auch immer Ihre Vorgesetzten in der Tasche hatte. Ich bin an niemanden gebunden.«
    »Ich bitte Sie doch gar nicht, nicht mehr über die Verbrechen zu berichten. Schreiben Sie meinetwegen nach Herzenslust weiter. Lassen Sie einfach nur keine Postings mehr zu. Es hat sowieso niemand

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