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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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zusammen, als er sich auf dem Beifahrersitz zurechtsetzte und Georgia den Motor anließ.
     
»Frank, sollten wir ihn nicht lieber nach Hause fahren lassen?«
     
»Schatz, die Autos sind allen Leuten bekannt. Sie werden an den Straßenrand ausweichen.« Frank lachte.
     
»Dad, ob Vic und ich uns auch so zanken werden?«
     
»Wir können gleich damit anfangen«, sagte Vic, als sie die leeren Gläser aufs Tablett stellte.
     
»Ich meine, wegen dem Testament?« Mignon konnte sich nicht vorstellen, daß ihre Eltern starben, aber die Wallaces waren eine lebhafte Mahnung, daß Geschwister sich um die Beute raufen wie die Hyänen.
     
»Alles wird euch so vermacht, wie es heute ist«, antwortete ihr R. J. mit fester Stimme.
     
Franks Augen trübten sich, als er seiner Frau mit einem Nicken zustimmte. Später, als alle zu Bett gegangen waren, hatte Chris im Gästezimmer neben Mignons Zimmer was zu lachen. Mignon schob ihr andauernd Zettel unter der Tür hindurch. Botschaften wie »Hilfe, ich werde in diesem Zimmer gefangen gehalten«. Chris antwortete mit einer Zeichnung oder sonst etwas.
     
Jinx schlief in Vics Zimmer, in dem zwei breite Betten standen, mit einem Nachttisch dazwischen. Die meisten Sachen, die in Vics Kleiderschrank hingen, gehörten Jinx.
     
»Um wie viel Uhr willst du morgen zu deiner Mutter?« Vic schüttelte die Kissen auf. Das Licht war aus.
     
»Darüber mach ich mir morgen Gedanken«, sagte Jinx. »Es treibt mich zum Wahnsinn, wenn ein alter Mann wie Wallace meint, daß Frauen unvernünftig sind.«
     
»Laß die Männer denken und sagen, was sie wollen, dann geh hin und mach was du willst. Das ist mein Wahlspruch«, erwiderte Vic. »Ich glaube nicht, daß Charly mal so wird. Ich meine, er ist jetzt nicht so. Er soll bloß nicht zu so ’nem alten Knaben werden.«
     
»Wer weiß? Wenn ich mir meine Mutter ansehe, kann ich sie mir nicht jung vorstellen. Die Zeit hat wirklich Macht.« Jinx setzte sich auf. »Ich hab Hunger.«
     
»Iß was.«
     
»Ich darf nicht. Es ist zu spät. Ich muß zehn Pfund abnehmen.«
     
»Dann denk nicht ans Essen.«
     
»Ich werd’s versuchen.«
     
»Jinx, weißt du noch, wie wir über Bestimmung geredet haben?«
     
Sie glaubten beide an eine Art Bestimmung oder Karma, das ihr Schicksal entschied. Im Laufe der Jahre und in zahlreichen nächtlichen Gesprächen hatte sich diese Vorstellung zu dem Glauben verfestigt, daß jeder Mensch ein vorherbestimmtes Ziel hatte, es aber Hindernisse bei der Erreichung gab. Außerdem passierte auf dem Weg dahin so allerhand. Die Menschen hatten Wahlmöglichkeiten.
     
»Ja.«
     
»Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß wir trotz Bestimmung eine individuelle Verantwortung haben.«
     
»Da kommt die Ehre ins Spiel.« Jinx hatte eine Vision, nicht von Ehre, sondern von Schokoladentorte. »Wie begegnet man seiner Bestimmung? Man kann mutig sein oder nicht. Man kann ihr ins Gesicht sehen oder weglaufen. Daß man vielleicht nicht für das verantwortlich ist, was einem geschieht, heißt nicht, daß man nicht ehrenvoll handeln kann.«
     
»Ah, du hast eine tiefere Einsicht in die Dinge als ich.«
     
»Kann schon sein.« Jinx atmete tief ein. »Schokoladentorte.«
     
»Wer hat was von Schokoladentorte gesagt?« Vic war leicht verwirrt.
     
»Komm, wir plündern die Küche. Ich muß ein Stück von der Schokoladentorte haben.«
     
»Na gut.« Vic hatte keinen Hunger, aber sie war ein guter Kumpel. Sie schlüpfte aus dem Bett und warf sich ein übergroßes T-Shirt über.
     
»Bestimmung.« Jinx zog ihren Morgenrock an. »Es ist meine Bestimmung, Schokoladentorte zu essen.« »Du hast schon genug Löcher im Kopf«, fuhr Vic Mignon an, die auf dem Rücksitz des Impala klebte.
     
Sie hatten Jinx, die darüber nicht gerade glücklich war, bei ihrer Mutter abgesetzt und waren jetzt auf dem Weg zu McKenna Dodge. In zwei Stunden wollten sie Jinx wieder abholen. Sie hatte erklärt, länger würde sie es bei ihrer Blutsverwandtschaft nicht aushalten.
     
Chris schloß die Augen, legte den Kopf zurück und hielt ihn in die Sonne.
     
Mignon schnellte hoch, den Mund dicht an Vics Ohr. »Du hast auch Löcher in den Ohren.«
     
»Mignon, keine Diskussion. Wenn du dir Ohrlöcher stechen läßt, dann geht Mom mit dir, nicht ich.«
     
Jetzt beugte sich Mignon zu Chris hinüber. »Sie ist so egoistisch und gemein. Wenn du eine kleine Schwester hättest, würdest du sie bestimmt hintragen, um ihr Ohrlöcher stechen zu lassen.«
     
»Bestimmt

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