Alma Mater
vorbeikommen, Mädels.«
Vic setzte sich ans Steuer. »Gott, sind die Sitze heiß.«
Chris pflanzte ihren Allerwertesten vorsichtig auf das rissige Leder. »Schnell in den Schatten.«
Während der Fahrt war Mignon verdächtig schweigsam.
»Wann krieg ich Charly zu sehen? Ich hab irgendwie das Gefühl, als würde ich ihn bereits kennen«, sagte Chris.
»Wenn er das nächste Mal kommt, gebe ich dir Bescheid. Prima Kerl. Wirst ihn mögen.«
Mignon beugte sich vor. Vic mit Charly aufzuziehen war zu schön, um es sich entgehen zu lassen. »Sie schläft mit ihm. Sie gibt es nicht zu, aber ich weiß, daß sie bumsen.«
»Du weißt gar nichts, Mignon.«
»Sexuelle Revolution. Empfängnisverhütung. Die sechziger Jahre«, trällerte sie laut mit ihrer jugendlichen Stimme.
Chris lachte. »Wir sind in den Achtzigern.«
»Ja, die sexuelle Revolution begann in den Sechzigern, und es wird immer besser. Ich kenn mich da aus.«
»Ach, und was machst du?«
»Das sag ich dir, wenn du’s mir sagst.«
»Erstens, ich schätze meine Privatsphäre. Zweitens, denk daran, was Großmama Catlett sagt, ›Männer kaufen keine Kuh, wenn sie die Milch umsonst haben können.‹«
»Kraß.«
Just in diesem Augenblick sah Vic in den Rückspiegel. »Mignon!«
Mignon preßte die Lippen zusammen und zog die Augenbrauen hoch. »Du wolltest ja nicht mit mir kommen!«
Vic fuhr an den Rand.
Chris drehte sich um. »Ach, du Schreck.«
»Alle in der Schule haben Löcher in den Ohren. Ich bin die Einzige, die aus der Reihe tanzt, der einzige Schisser. Sogar Buzz Schonfeld hat ein Ohr durchstochen, wie dieser Footballspieler, wie heißt er doch gleich.«
»Du jedenfalls heißt Scheiße.« Vics Gesicht wurde puterrot. »Verdammt noch mal, Mignon, Mom glaubt mir nie, daß ich hier nicht die Hand im Spiel hatte.«
In Mignons Ohren steckten zwei gewachste Strippen; in jede der ebenso winzigen Schlingen war ein winziger Knoten geknüpft.
Chris faßte sie an. »Ist das Einziehdraht?«
»Ich weiß nicht, was sie da rein gesteckt hat. Sie hat gesagt, ich muß es dauernd bewegen. So, siehst du?« Mignon zupfte an der Wachsstrippe, zuckte dabei zusammen.
»Wie viel Geld hast du in deinem gammeligen Portemonnaie?« Vic wollte sich Mignons Portemonnaie schnappen, aber Mignon klammerte schnell ihre Hände darum.
»Diebin.« Dann schrie Mignon so laut sie konnte den vorbeifahrenden Autos zu: »Meine Schwester ist eine Diebin!«
»Halt die Klappe! Ich will dein Geld nicht, aber wie viel hast du?«
»Warum?«
»Weil du Arschbacke Goldstecker kaufen mußt. Sonst entzünden sich deine Ohren. Warte nur, bis ich Hojo zu fassen kriege.«
»Das wird ihr gefallen. Sie geht mit allen ins Bett, und sie ist scharf auf dich.« Ein teuflisches Licht tanzte in Mignons haselnußbraunen Augen.
»Herrgott, Mignon, hast du Hormonwallungen oder was? Du denkst nur an Sex.«
Chris lachte. »Tun das nicht alle?«
»Ich nicht«, antwortete Vic störrisch.
»Du brauchst ’nen Weckruf.«
»Ja, ich laß die Goldstecker sausen und kauf dir einen Wecker von meinen, äh, zwanzig Dollar zweiundachtzig. Warte, dreiundachtzig.«
Schließlich mußte auch Vic lachen. »Okay, wir gehn zu Chowder’s. Da kriegen wir Goldstecker.«
Sie fuhren zu dem neuen Einkaufszentrum und parkten vor Chowder’s, einem hübschen Juweliergeschäft, das von der Main Street hierher gezogen war.
Zelda Chartreuse kannte die Savedges. Rasch erfaßte sie die Situation.
»Nicht zu groß. Ich will nicht billig aussehen«, sagte Mignon.
»Daß ich nicht lache.« Vic stützte sich mit einem Ellbogen auf die Theke, auf die Zelda ein Tablett mit Ohrringen und Steckern stellte.
»Was kosten die hier?« Mit sicherem Griff langte Mignon nach schlichten goldenen Kugeln, klein, aber sehr hübsch.
»Die kommen auf hundertneun Dollar. Vierzehnkarätiges Gold.«
Mignon machte ein langes Gesicht. »Zelda, ich hab bloß zwanzig Dollar dreiundachtzig.«
»Ich hasse dich.« Vic schob die Hand in die linke Tasche und zog säuberlich gefaltete Geldscheine heraus. Sie zählte sie. »Okay, Mignon. Hier sind fünfzig. Den Rest brauche ich diese Woche für Benzin und Mittagessen.«
»Das wären siebzig Dollar und dreiundachtzig Cents. Die hier kosten zweiundsechzig Dollar.« Zelda zeigte auf ein Paar Stecker, so winzig wie Stecknadelköpfe.
»Nein.« Mignon befühlte die
Weitere Kostenlose Bücher