Alma Mater
ließen sich auf die Stühle sinken. Frank machte Chris mit Edward und Georgia bekannt.
»Sehr erfreut.« Georgia senkte die angenehme Stimme. »Es tut mir Leid, daß Sie uns nicht von unserer besten Seite kennen lernen. Wie Sie sehen, werden wir im Augenblick von einem Familienzwist heimgesucht.«
»Papperlapapp.« Sissy klemmte den Mund zu wie eine Schildkröte.
»Du bist die Ursache unserer Heimsuchung.« Georgias Stimme nahm einen herablassenden Ton an.
»Bin ich nicht!«
»Hab ich den Martini so gemixt, wie du ihn magst?« R. J. reichte Georgia eine Serviette. Ihre schmalen Hände bildeten einen starken Kontrast zu Georgias Wurstfingern.
»Einfach perfekt, R. J. Genau wie du, perfekt. Da ich allerdings kaum trinke, hab ich keinen richtigen Vergleich.«
»Lügnerin. Du schüttest dir auf Partys den Sprit mit ’nem Siphon die Kehle runter.« Sissy fing an, sich zu amüsieren. Die extra starke Margarita trug mit dazu bei.
»Mutter, kann ich dir irgendwie helfen?« Vic lächelte allen zu.
»Wie wär’s mit Erdnüssen und oh, es ist noch was von dem Dip da für die Kartoffelchips. Edward mag meinen Spezialdip doch so gern.«
»Klaro.« Vic verschwand in der Küche, gefolgt von den anderen drei jungen Frauen.
Sie konnten alles hören, weil die Fenster offen waren.
»Was ist Vogeldunst?«, fragte Chris.
»Kleine Kügelchen. Dasselbe wie Hasenschrot, aber bei uns sagt man Vogeldunst.« Jinx holte ein großes Tablett aus der Speisekammer. »Servietten.« Sie legte einen Stapel auf das Tablett.
»Mignon, hol die Schälchen, ja? Ich kann das Zeug doch nicht in Plastiktüten anbieten.«
»Kann ich was tun?« Chris wollte sich nützlich machen.
»Dastehen und schön aussehen.« Vic lächelte sie an.
»Verdreht«, witzelte Jinx, während sie eine Tüte Chips in eine der Schalen schüttete, die Mignon auf das Tablett stellte.
»Selber«, schoß Vic gutmütig zurück.
Sie konnten Edward dröhnen hören. »Zu viele Weiber. Das ist der Haken in meinem Haus.«
»Kommt auf die Sorte Weiber an, Edward.« Frank warf ihm einen verschmitzten Blick zu, der die beabsichtigte Wirkung hatte.
Edward grunzte, lächelte und lehnte sich schwerfällig auf seinem Stuhl zurück. Er zuckte kurz zusammen, als er eins von den Kügelchen spürte, die in seinem Hinterteil steckten.
»Poppy, Poppy, ganz ruhig. Ich bring dich ins Krankenhaus, wenn dir flau wird.« Die falschen Worte.
»Georgia, ich hab eine Schrotladung im Arsch. Mir ist nicht flau.« Er sah R. J. über den Rand seines geleerten Glases hinweg an. »Entschuldige den Ausdruck.«
»Ich krieg hier noch viel schlimmere Sachen zu hören, Edward. Komm, laß dir nachschenken. Es ist Freitagabend, und wir müssen alle ein bißchen abschalten.« Sie stand auf, nahm das Glas und trat just in dem Moment in die Küche, als die Mädchen herauskamen. »Vic, die Lösung dieses Problems ist es, den Schnaps in den Hof rauszubringen.«
»Ja, Ma’am.« Vic gab Jinx das Tablett und ging zurück in die Küche.
R. J. legte kurz ihren Arm um Chris’ Taille. »Chris, hier bei uns gibt es keinen einzigen langweiligen Augenblick.«
Mutter und Tochter suchten rasch alles für Wodka-Martini, Margarita und Scotch zusammen. Frank mochte Scotch, für ihn war somit gesorgt. Er brauchte nur einen Spritzer Sodawasser. R. J. trank kaum, außer bei besonderen Anlässen, wie etwa dem Geburtstag ihres Mannes.
»Mom, sollen wir das auf den großen Tisch stellen oder auf den Beistelltisch?«, fragte Vic.
R. J. überlegte kurz. »Beistelltisch. Ich laß sie ihre Drinks lieber nicht selber mixen, für den Fall, daß jemand mal wieder durchdreht. Du behältst Georgia im Auge. Ich Paß auf Sissy und Edward auf.«
»Das geht hier ja wie geschmiert.« Chris lachte.
»Wir haben halt Übung darin.« Lächelnd nahm R. J. das Tablett mit einem silbernen Kübel voll Eiswürfel und kleinen Schälchen mit Limonen-, Zitronen- und Orangenschalen. Vic reichte Chris die Flaschen mit Absolut Wodka und Johnnie Walker Black, sie selbst schnappte sich die übrigen Flaschen.
»Wohlan, Soldaten Christi.« Vic stieß mit dem Fuß die Tür auf, gerade als Edward im Brustton der Überzeugung sagte: »Frauen können nicht klar denken. So sehr Gott sie lieben mag, es ist ihnen nicht gegeben.«
»Ich glaube, sie sagen dasselbe über uns.« Franks Tonfall war locker. »Aber wenn wir uns hier alle zusammensetzen, kommen wir
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