Alma Mater
haben.« Vic dachte, sie würde vergehen.
»Guck mal, sie winken uns da oben.« Chris zog die Füße aus dem Wasser und stand mit einer einzigen fließenden Bewegung auf. Sie reichte Vic die Hand, und Vic ließ sich von der blonden Frau hochziehen. Eine Sekunde lang hielt Chris Vics Hand fest.
»Du bist stärker, als ich dachte.«
»Aber bestimmt nicht so stark wie du. Deine Mutter hat gesagt, du bist ein Kraftbolzen.« Chris ließ Vics Hand los.
Als sie in den Innenhof kamen, erfreute Regina R. J. mit den Wechselfällen der Mutterschaft. »Ich frage dich, Orgy, gibt es so was wie eine Eierstöcke-Rücknahme? Kann ich sie zurückgeben? Und Lisa, bilde dir bloß nicht ein, daß du dir Ohrlöcher stechen lassen kannst!« Eine Autohupe in der Ferne, fünf kurze Töne, brachte Piper zum Bellen. Die Mückenlampen verströmten einen Zitronenduft, den die Insekten in fünfzehn Zentimeter Abstand von der Flamme respektierten. Jenseits davon stachen sie auf Teufel komm raus.
Regina und Lisa waren nach einem Streit mit Jinx, die sich weigerte, sie zu begleiten, nach Hause gegangen.
R. J. streckte sich auf einer Gartenliege aus und rauchte die letzte Lucky Strike des Abends. Zumindest schwor sie, daß es die letzte sei. Mignon drehte an ihren goldenen Ohrsteckern. Vic, Chris und Jinx saßen um R. J. herum.
Die Huptöne näherten sich im »Tamm-ta-tatammtammRhythmus«.
»Bunny hat gewonnen.« R. J. lachte.
Fünf Minuten später hielt Bunny reifenquietschend an und sprang aus ihrem Auto. »Ja!« Sie kam herübergehüpft, hielt ihren silbernen Pokal in die Höhe. »Ich hab den Wanderpokal in den Ruhestand versetzt. Jetzt gehört er mir. Drei Jahre hintereinander gewonnen. Ich hab gewußt, daß ich’s kann.«
R. J. stand auf und umarmte sie innig. »Einen Drink zur Feier des Sieges?«
»Ich mach ihn dir.« Vic küßte ihre Tante auf die Wange, ging ins Haus und kam kurz darauf mit einem Gin Ricky in einem beschlagenen Glas zurück.
»Ehrlich, ich war mir nicht sicher, ob es dieses Jahr klappen würde.« Bunny, die sich ans Fußende der Gartenliege ihrer Schwester gesetzt hatte, griff nach dem Drink. »Babs Rendell hat es mir sehr schwer gemacht. Aber am sechzehnten Loch wußte ich, ich könnte es schaffen, wenn ich die nächsten zwei Löcher Par spielen konnte. Sie hat das fünfzehnte vermasselt. Knifflig, das fünfzehnte.« Sie trank selig von ihrem Gin Ricky. »Feucht heute Abend.«
»Kann man wohl sagen.« R. J. streckte die langen Beine aus. »Mignon, überlasse Tante Bunny bitte deinen Stuhl.«
»Danke.« Bunny erstarrte, ehe sie ihren Steiß auf den Stuhl sinken ließ. »Was hast du getan!«
»Ohrlöcher stechen lassen.« Mignon gab sich nonchalant.
»Orgy!«
»Ich hab’s ihr nicht erlaubt.«
»Wer ist die Missetäterin?«
»Ich.« Mignon ließ sich auf Vics Liege plumpsen. »Ich hab Hojo dazu gekriegt, daß sie’s mir macht.«
»Dem Mädchen dreh ich den Hals um«, schnaubte Bunny. »Wie konnte sie so was Blödes tun?« Sie hob die Hand. »Verzeihung, dumme Frage.«
»Passiert ist passiert.« Vic wechselte das Thema und kam wieder auf Tante Bunny zu sprechen. »Wie viele Schläge hast du heute gebraucht?«
»Einundsiebzig. Nicht schlecht.«
»Bunny, das ist Spitze.« R. J. drückte ihre Zigarette aus.
»Ich gewinne beim Golfen. Du gewinnst beim Tennis.« Sie zwinkerte ihrer Schwester zu. »Wo ist Frank?«
»Die Jungs sind in Heron Sound.«
»Da würde ich auch gern mal spielen.« Sie drückte ihr Glas an die Stirn. »Ich würde den Männern nicht weiter über den Weg trauen, als ich eine angezündete Zigarette werfen kann, Frank ausgenommen. Als sie das letzte Mal losgezogen sind, hat Ted Baptista sich einen Porsche gekauft. Er sagte, er mußte ihn einfach haben.« Sie sah Jinx an, die zuckte mit den Achseln. »Und Randy Goswell wurde buchstäblich mit runtergelassenen Hosen erwischt, und Arnold Burgess mußte ihn vor seiner Frau beschützen. Sie kam wie zufällig vorbei, was heißt, daß sie ihren Mann sehr gut kennt.«
»Ich finde, wir sind besser dran, wenn wir die Männer nicht so gut kennen«, meinte R. J. nachdenklich.
»Meiner ist noch im Club. Er ist nach der Arbeit vorbeigekommen, um bei der Fete zu helfen. Jinx, eh ich’s vergesse, deine Brüder haben an der Ergebnistafel gute Arbeit geleistet. Boo ist schon fast so groß wie Teddy.« Bunny plapperte weiter, glücklich über ihren Sieg, glücklich in
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