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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Charly?«
     
»Nein. Ich liebe ihn. Ich liebe Sex mit ihm. Ich bin gern mit ihm zusammen. Wir kennen uns durch und durch, aber es ist nicht dasselbe.«
     
»Und hat es dich nicht wahnsinnig gemacht zu sehen, wie er mit Chris schlief?«
     
»Im Gegenteil.« Sie biß in das Sandwich. »Und ich hab es inszeniert. Weißt du, was wirklich unheimlich ist – ich wußte nicht, daß ich das in mir habe. Wenn du mir im September gesagt hättest, ich würde gleichzeitig mit einer Frau und einem Mann ins Bett gehen, ich hätte dich für verrückt erklärt.«
     
»Würdest dus wieder tun?«
     
»Wie soll ich das wissen? Es war nicht vom Verstand gesteuert. Heute Nacht hat es sich richtig angefühlt. Ich wollte es. Und es war echt aufregend.« Sie hielt inne. »Vielleicht, weil wir es eigentlich nicht dürfen oder vielleicht, weil es sichtbar ist. Man kann dabei zugucken.«
     
»Pervers.«
     
»Scheint so.« Vic hatte ihr halbes Sandwich aufgegessen.
     
»Ich mach dir mal lieber noch eins.«
     
»Iß zuerst deins auf und laß mich meins aufessen. Dann weiß ich, wie hungrig ich noch bin.«
     
»Ich nehme an, du wirst mit beiden getrennt reden müssen, meinst du nicht?«
     
»Ja.«
     
Jinx stand auf, machte noch zwei Sandwiches und setzte sich wieder hin. »Du mußt bei Kräften bleiben, vor allem, wenn du deinen Sexsport weiter betreiben willst.«
     
»Ich hab Mittwochnachmittags mit ihm geschlafen, weil sie dann Vorlesung hat. Und ich war jede Nacht mit Chris zusammen.« Vics grüne Augen blitzten. »Vielleicht brauche ich ’ne kräftige Vitaminspritze.«
     
»Du bist bestimmt froh, daß übermorgen die ThanksgivingFerien anfangen.«
     
»Chris kommt mit zu uns. Weihnachten ist sie zu Hause, aber Thanksgiving sind wir zusammen. Ist mir auch lieber. Und wir gehn zu dem Spiel, es ist Charlys letztes. Ich hab Karten für dich, Mom, Dad, Mignon, Bunny und Don. Du kannst stolz auf mich sein. Hab alles organisiert.«
     
»Ich bin stolz auf dich. Ich geb dir das Geld für meine Karte.«
     
»Nein.« Vic brach ab und sah in Jinx’ warme braune Augen. Ihr war, als sähe sie ihre liebste, älteste ›Schwester‹ zum ersten Mal. Ihr war, als könnte sie direkt durch sie hindurchsehen. »Jinx, ich weiß nicht, was ich ohne dich anfangen würde.« Tränen rollten ihr über die Wangen.
     
Jinx stand auf und legte die Arme um sie. »Du hast mir schon so oft aus der Patsche geholfen.«
     
»Ich hab dich lieb. Ein Glück, daß ich dich habe.«
     
»Ich hab dich auch lieb.«
     
Vic schob ihren Stuhl zurück, stand auf und umarmte Jinx mit aller Kraft. »Ich fürchte, ich werd alles verbocken. Ich will niemandem wehtun.«
     
»Wir können nicht durchs Leben gehen, ohne Menschen weh zu tun, auch wenn wir’s nicht wollen, Vic. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber so läuft es nun mal.«
     
»Es muß auch anders gehn.«
     
»Komm, iß dein Sandwich auf. Noch eins?«
     
»Nein danke.«
     
Sie setzten sich wieder. »Schau, auch wenn du der beste Mensch auf der Welt bist, haben die Leute um dich herum Erwartungen, ja? Meine Mutter, sie hat Erwartungen, und ich entspreche ihnen nicht. Ich hasse sie nicht. Sie bringt mich dazu, daß ich vor Wut schäume, aber ich hasse sie nicht. Trotzdem kann ich nicht so sein, wie meine Mutter mich gern hätte, und ich meine, so ist es eben, egal, ob es um Eltern, Freunde oder Geliebte geht. Sie erfinden dich sozusagen, und eines Tages sehen sie dein wahres Ich. Und das ist nicht derselbe Mensch. Also müssen sie entweder dein wahres Ich lieben oder ein neues erfinden. Sicher, deine Eltern haben dich am Hals, sie können es ignorieren oder Geschichten erfinden darüber, wie du tust, was sie wollen. Mom macht es so. Ich höre, wie sie ihren Freundinnen erzählt, daß ich ständig mit anderen Jungs ausgehe und mich besser amüsiere als je zuvor ein Mädchen an einer gemischtgeschlechtlichen Schule, sie sagt tatsächlich ›gemischtgeschlechtlich‹.« Jinx seufzte. »Schönfärberei.«
     
»Ja. Und wenn die schöne Farbe verblaßt, fühlen sich alle betrogen.«
     
»Ich hab meine Mutter nicht betrogen. Ich meine nicht, daß du Charly betrogen hast. Du hast ihm nie die Ehe oder die Treue versprochen, oder?«
     
»Nein.«
     
»Und was hast du Chris versprochen?«
     
»Nichts. Aber ich hab ihr gesagt, daß ich sie liebe.«
     
»Würdest du treu sein?«
     
»Ja. Aber du bringst mich zum Nachdenken, Jinx, das tust du immer. Wenn ich Charly heirate, wird die schöne Farbe verblassen. Wenn

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