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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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ich Chris heirate, auch. Und was dann? Dann sehe ich sie und sie sieht mich, und wir kriegen’s entweder gebacken oder schmeißen’s hin.«
     
»Tja. Aber mit jeder Beziehung, die hält, ist’s genauso.«
     
»Nicht bei uns.« Vic deutete auf Jinx’ Herz.
     
»Wir kennen uns unser ganzes Leben. Es ist was anderes, wenn man zusammen aufwächst. Man sieht so gut wie alles, kann nichts verbergen.«
     
»Nicht, wenn es wahre Freundschaft ist.« Vic stand auf und öffnete einen Schrank. »Was dagegen, wenn wir deine Schokoplätzchen aufessen? Ich kauf dir neue.« Vic stellte die Tüte auf den Tisch und setzte dann Teewasser auf.
     
Vic machte Tee, nahm wieder Platz und tunkte Plätzchen in ihren Tee. »Weißt du, was ich denke? Ich denke, niemand will, daß du du bist. Deine Eltern haben ein Wunschbild. Freunde, die keine wahren Freunde sind, haben so ein Wunschbild oder Erwartungen, wie du sagen würdest. Die Kirche will nicht, daß du du bist. Die Regierung will nicht, daß du du bist. Was die Leute wirklich wollen, ist Gehorsam und Anpassung, auch wenn es dich zerreißt.«
     
»Das seh ich genauso.« Jinx atmete aus. »Ich weiß nicht, was ich da machen soll außer so ehrlich sein wie ich kann, zu mir, zu dir, zu denen, die wollen, daß ich ich bin.«
     
»Weißt du, was Mom mal zu mir gesagt hat? Ich war auf der Highschool, und wir sprachen über die Frauenbewegung. Es fand ein Aufmarsch statt oder so was, und ich hab sie mit Fragen und Ansichten gelöchert, und Mom sagte, ›ich hab die Welt nicht erobert. Ich hab einen Weg gefunden, darin zu leben.‹ Es war so komisch, daß das von ihr kam. Es war so was wie eine Erklärung, warum sie nicht mitmarschiert ist, dabei hatte ich nie erwartet, daß sie das tun würde. Und ich bin gespannt, ob ich eines Tages genauso reden werde.«
     
»Komisch, ich kann deine Mutter das sagen hören. Weißt du, Vic, vielleicht tanzt jede, die selbstständig denkt, ein bißchen aus der Reihe. Ich stelle mir vor, daß mir das eines Tages passieren wird, anders als es dir passiert, aber ich weiß, ich kann nicht gleichziehen. Ich kann nicht mitlaufen. Ich kann’s nicht. Ich sehe mich nicht als Quertreiberin oder so, aber ich kann nicht zustimmen, wenn ich etwas nicht für richtig halte oder meine, daß es nicht funktionieren wird. Mom sagt, Männer mögen keine Frauen, die denken.«
     
»O doch. Ich meine, viele mögen denkende Frauen. Sie wollen nur nicht, daß du ihnen widersprichst. Aber hey, Frauen wollen auch nicht, daß du ihnen widersprichst.«
     
»Ich weiß nicht. Vielleicht zeigen wir es anders. Ich dachte bloß, vielleicht ist es leichter, eine Frau zu lieben. Für zwei Frauen ist es dieselbe Welt. Eine Frau und ein Mann leben in verschiedenen Welten.«
     
»Jinx, vielleicht lebt jeder von uns in einer anderen Welt.«
     
»Und erwachsen werden heißt Brücken bauen?«
     
Sie saßen da und sahen sich an. Vic brach das Schweigen. »Ich möchte Brücken bauen. Ja. Ich möchte nicht von den Menschen, vom Leben ausgeschlossen sein. Ich möchte nicht so eine Type werden, wie ich sie so oft sehe, verschlossen und beherrschend. Gott, Jinx, mir ist, als würde ich mich häuten. Ich fühl mich so roh, aber so lebendig. Ich hab mich noch nie so lebendig gefühlt.«
     
»Man muß sich häuten, um wachsen zu können.« »Ich liebe dich. Nur dich.« Charlys Stimme klang klar und fest.
     
»Wo bist du?« Vic war kaum in ihrem Apartment angekommen, als das Telefon klingelte.
     
»Ewell Hall, in der Telefonzelle. Ich hab vor der Vorlesung eine halbe Stunde Zeit. Ich mußte dich anrufen. Du sollst wissen, daß ich dich liebe. Ich will nur dich.«
     
»Hey, diese Nacht, das war meine Idee.« Sie lehnte sich an die Küchenanrichte.
     
»Du bist die, die ich will, Vic. Diese Nacht war fantastisch, aber ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben.«
     
»Ich liebe dich auch.« Sie meinte es ehrlich, doch war das nur die halbe Wahrheit. Vic wünschte, sie würde rauchen. Jetzt wäre der richtige Moment für eine Zigarette.
     
»Kann ich dich sehen, bevor du nach Hause fährst? Ich möchte mit dir reden.«
     
»Charly, laß uns damit warten bis nach Thanksgiving. Du mußt spielen, konzentrier dich darauf und…«
     
Er unterbrach sie. »Kommst du hin?«
     
»Das weißt du doch.«
     
»Schön.« Die Zusicherung freute ihn.
     
»Und Mom und Dad und Mignon und Tante Bunny und Onkel Don und Jinx und Chris. Tante Bunny nimmt ihr Fernglas mit.«
     
»Kommt Chris mit zu dir nach

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