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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Leben ein einziger Curve Ball, der hoch ins Seitenaus fliegt. Vic verschränkte die Arme. Ja, vielleicht war es so, aber zumindest stand sie beim Pitchen am Schlagmal und saß nicht auf der Tribüne. Lieber daneben schlagen als bloß rumsitzen und zugucken. Noch lieber den verdammten Ball auf die billigen Plätze schlagen, pfeif auf den Curve Ball.
     
Eine Energiewoge durchflutete sie. Es war ihr Leben.
     
Sie hörte ein Poltern im Treppenhaus und wendete den Blick von den Bäumen ab. Die Tür flog auf.
     
»Komm, laß uns türmen!«, verkündete Chris beim Hereinkommen. Ihre Lippen glänzten.
     
Vic umarmte sie. »Chris, ich meine, wir müssen die Suppe auslöffeln, die wir uns eingebrockt haben.«
     
»Fütter mich, ich mach den Mund auf«, antwortete Chris und gab ihr einen Kuß.
     
»Woher weißt du, daß ich dich richtig füttern kann?«
     
»Ich vertraue dir.«
     
Vic dachte kurz darüber nach und stellte fest, daß sie sich selbst vertraute. Sie würde es hinter sich bringen. Sie würde sie beide durch diese Geschichte bringen und Charly ebenfalls, hoffte sie. »Als Erstes muß ich Charly sagen, daß ich ihn nicht heiraten kann. Als Zweites muß ich meiner Familie sagen, daß ich ihn nicht heiraten kann. Als Drittes muß ich ihnen sagen, daß ich dich liebe.«
     
Chris umarmte sie ganz fest. »Sie werden mich nicht mehr sehen wollen.«
     
»Na schön, dann werden sie mich auch nicht mehr sehen.« Vic küßte sie auf die Wange. »Sie werden’s verkraften. Zumindest glaube ich, daß sie’s verkraften werden, wenn der Schock sich gelegt hat. Gott, ich will es hoffen.«
     
Sie sahen beide aus dem Fenster; der Wind wehte jetzt ein bißchen stärker.
     
»Ich mag meine Familie nicht besonders«, sagte Chris. »Ich weiß nicht, wann ich es ihnen sagen werde. Ich bin kein Feigling. Ich oute mich, falls es das ist, was wir jetzt tun. Aber ich weiß nicht, wann ich es ihnen sagen werde. Ist das Betrug?«
     
»Wenn du wartest, bis ich dreißig bin, dann schon.« Vic lachte.
     
Chris legte ihren Arm um Vics Taille. Ein leuchtend rotes Blatt wehte an die Fensterscheibe und blieb dort haften.
     
»Also, gestern Nacht…«
     
»Äh-hm.«
     
»Wirst du es wieder tun? Ich weiß, daß du mit Charly geschlafen hast. Ich hab nie was gesagt. Ich wollte es, aber er kam halt zuerst, ich meine, er kannte dich zuerst, und du liebst ihn. Aber wirst du weiter mit ihm schlafen?«
     
»Nein.«
     
Chris sackte vor Erleichterung zusammen. »Gott, bin ich froh.« Dann erstarrte sie kurz. »Wirst du’s vermissen?«
     
»Sex mit Charly?« Vic zuckte mit den Achseln. »Nein. Aber wenn er aus meinem Leben geht – und er hat wohl allen Grund dazu –, dann werde ich ihn vermissen. Ich liebe ihn, Chris, ehrlich. Aber nicht so, wie er geliebt werden muß und nicht so, wie ich dich liebe. Was ich für dich fühle, hab ich noch nie für jemanden empfunden. Ich wußte nicht mal, daß es solche Gefühle gibt. Es ist wie… ein Tornado.« Sie zuckte mit den Achseln. »Nicht sehr originell, aber etwas Mächtiges, Unkontrollierbares, eine Naturgewalt.«
     
»Bei mir auch.« Chris machte eine lange Pause. »Es würde mich umbringen, wenn du ohne mich mit ihm schlafen würdest.«
     
»Möchtest du, daß wir alle zusammen schlafen?«
     
Es folgte eine noch längere Pause. »Na ja, es war wüst, einfach… wüst. Aber ich muß das nicht noch mal haben.« Sie hob die Hand. »Ich bereue es aber keinesfalls. Komisch, irgendwie fühle ich mich dir dadurch näher.«
     
»Mir geht’s genauso.« Vic hatte nicht den Wunsch, das zu ergründen. Es zu fühlen genügte.
     
»Wie’s wohl für ihn sein mag?«
     
»Verwirrend vielleicht.« Vic dachte an sein warmes Lächeln, seine tiefe Stimme.
     
»Weiß er von uns?«
     
»Keine Ahnung.« Vic meinte, daß er es jetzt wohl wußte, aber sie war sich nicht ganz sicher.
     
»Der Ärmste.« Chris betrachtete ein anderes Blatt, das vom Wind an die Fensterscheibe gedrückt wurde.
     
»Er ist ein Schatz, nicht?«, sagte Vic.
     
Chris nickte und meinte dann: »Aber ich muß gestehen, daß ich dich für mich will, auch wenn’s ihm wehtut. Ich will niemanden verletzen, aber es ist nun mal passiert.«
     
»Ich denke, daß vieles einfach passiert. Leute, die denken, sie können das Leben lenken, verzapfen Bockmist. Oberbockmist.«
     
»Wann wirst du’s ihm sagen?«
     
»Nach Thanksgiving. Es wäre echt beschissen von mir, ihm vor seinem letzten großen Spiel die Tour zu vermasseln.« Vic

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