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Alma Mater

Alma Mater

Titel: Alma Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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der Bodenkarte gekritzelt hatte. »Du warst fleißig.«
     
Sie standen auf. Ein Spaziergang von einem knappen Kilometer, und sie würden zu Hause sein.
     
»Ich arbeite gern. Ist immer besser.«
     
»Frank?«
     
R. J. zuckte mit den Achseln. »Er hat den Vertrag aufgelöst, hat sein Testament geändert. Ich muß nicht für seine Schulden aufkommen. Mit den Anteilen, die er noch hat, wird er seine Schulden bezahlen können. Sagt er. Wer weiß? Einen etwaigen Überschuß bekommen die Mädchen, halbehalbe. Er hat gestern Abend im Beisein von zwei Zeugen alles unterschrieben.«
     
»Diskret, hoffe ich.«
     
»Ja. Frank ist natürlich deprimiert.« R. J. hob die Stimme. »Aber es gibt keine andere Möglichkeit. Der Mensch kann nicht aus seiner Haut. Man ist, was man ist. Man mag die Situation erkennen können, die einen zur Tat treibt, aber wer eine Spielernatur ist, der bleibt es sein Leben lang.«
     
»Glaubst du nicht, daß die Menschen sich ändern können?«
     
»Kaum. Sieh uns an, Bunny. Haben wir uns verändert?«
     
»Mein Spiegel sagt ja.«
     
»Das ist oberflächlich. Innerlich.«
     
»Doch. Du bist eine Mutter. Das hat dich verändert. Was mich betrifft«, sie wand die Zeigefinger um den Riemen ihres Feldstechers, »die Jugend schleicht sich davon und mit ihr die Vorstellung, daß die Zukunft aufregend ist. Ich lebe von einem Tag zum anderen.«
     
Sie gingen durch den Wald, die Kiefernnadeln dämpften ihre Schritte.
     
»Man kann nur an einem Tag auf einmal leben«, sagte R. J. schließlich. »Und vielleicht verlieren wir unsere Illusionen. Etwas Besseres löst sie ab.«
     
»Ich hab nichts Besseres gefunden. Du hast die Mädchen. Deine Hoffnungen sind in ihrer Zukunft – oder nicht?«
     
»Sicher, aber ich habe auch eine Zukunft. Unsere Gärtnerei in Betrieb nehmen.« Sie schob die Hände in die Taschen. »Ich weiß nicht, wie wir’s schaffen werden, Bunny, es ist Schwerstarbeit, und wir können uns keine Hilfskräfte leisten. Aber verdammt, wir werden’s schaffen.«
     
»Ich tu’s, um abzunehmen.« Bunny konnte hart arbeiten, was nicht hieß, daß sie es gern tat. »Und um Geld zu verdienen. Ich hab nicht das Gefühl, noch zur Firma zu gehören. Don fragt mich um Rat. Das tut er gern, aber wenn ich hinkomme, ist es nicht mehr wie früher. Der Betrieb ist so groß geworden, die Leute haben ihre Büros, es gibt verschiedene Abteilungen, und ich bin einfach nur Dons Frau.«
     
»Ach Herzchen, alle wissen, daß du der führende Kopf bist. Die Wallace-Mädels sind wegen ihrer Cadillacs zu dir gekommen. Die Leute wissen Bescheid.«
     
Bunny hob ihren Feldstecher an die Augen, um ein riesengroßes Nest in einem Baum zu betrachten. »Hmm, Raubvögel, könnte auch ein Eichhörnchen sein. Ich hab noch nie so viele Eichhörnchen gesehen wie dieses Jahr.«
     
»Charly hat Frank gestern Nachmittag im Büro angerufen.«
     
»Ich hab’s gewußt!«
     
R. J. lächelte. »Noch wissen wir nichts, aber er hat sich für den ersten Samstag im Dezember zu einem Gespräch mit ihm verabredet.«
     
Bunny, den Feldstecher jetzt wieder an der Brust, klatschte in die Hände. »Ich hab’s gewußt. Eine Weihnachtsverlobung.«
     
»Man soll das Pferd nicht beim Schwanz aufzäumen.« R. J. hakte sich bei ihrer Schwester ein. »Ich rechne damit, daß er um die Hand unserer Tochter anhalten wird – aber ach, Bunny, sie ist noch so jung. Sie sind beide so jung.«
     
»Die Jugend ist an den Jungen verschwendet. Wer hat das gesagt?«
     
»Du in jüngster Zeit.« R. J. zog Bunny enger an sich.
     
»Jung und biegsam. Sie werden leichter zusammenwachsen, sie verstehen sich großartig. Ein gutes Paar und eine glänzende Partie. Sie werden niemanden unbeeindruckt lassen.«
     
»Dich am allerwenigsten.«
     
Bunny lachte über sich selbst. »Wenn das Geld futsch ist, fliegt die Liebe zum Fenster raus. Für Vic wird das Geld nie futsch sein, wenn sie ein Vermögen wie dieses heiratet. Ein so schönes Mädchen, mein Gott, R. J. es ist, als sähe ich dich mit zweiundzwanzig wieder vor mir. Nur der Haarschnitt ist anders und die Kleidung. Richtig unheimlich.«
     
»Meine Liebe ist nicht zum Fenster rausgeflogen.«
     
»Du bist die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Für die meisten Leute sind Geld und Liebe miteinander verknüpft.« Sie hielt inne. »Aber Vic und Charly sind süß zu zweit. Sie passen einfach gut zusammen.«
     
»Sieht so aus.«
     
»Seine Familie wird ihm einen guten Start

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