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Almuric

Titel: Almuric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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der Großteil der Yagas sich in alle Richtungen zerstreute. Es blieben nur einige hundert Krieger zurück, die die Gefangenen zu bewachen hatten. Fast fünfhundert schreckensbleiche Frauen und Mädchen waren da, unter ihnen, dem Himmel sei Dank, auch Altha – sie war dem scheußlichen Mahl nicht zum Opfer gefallen! Nun wurden die Gefangenen durch ein hohes Tor getrieben, eine breite Treppe hinunter, in eine ebenso gewaltige Halle. Ich wurde, immer noch gefesselt, von zwei Bewachern mitgeschleift. Die fest angezogenen Stricke hatten so lange meinen Blutkreislauf behindert, dass ich wahrscheinlich nicht hätte gehen können, selbst wenn man mich losgebunden hätte.
    Die Stufen, alle Wände, Böden und Decken, alles bestand aus dem schimmernden schwarzen Stein, und ich erkannte, dass dieses Baumaterial in der Tat aus dem Felsen unter Yugga herausgeschnitten und dann zu dieser spiegelnden Glätte geschliffen worden war. Bis jetzt hatte ich nur diesen blanken Stein gesehen, keine Ornamente, Teppiche oder sonstigen Schmuck – aber die weiten Hallen und hohen, gewölbeüberdeckten Gänge in ihrer polierten Schwärze wirkten auch ohne das majestätisch und voll düsterer Pracht. Die sehnigen dunklen Gestalten und die Architektur schienen eins zu sein, beide eindrucksvoll, furchteinflößend und unmenschlich in ihrer düsteren Schönheit. Die Schwarze Stadt hatte ihren Namen nicht nur der Farbe ihrer Mauern wegen bekommen.
    Vielen Einwohnern von Yugga begegneten wir in den hohen Säulenhallen. Zum ersten Mal erblickte ich hier die Frauen der Yagas. Ihre Körper waren wie die der Männer schlank und sehnig, auch ihre Haut glänzte schwarz wie der Stein der Mauern, aber sie hatten keine Flügel. Alle Frauen trugen seidene Röcke, von juwelenbesetzten Gürteln gehalten; über ihre Brüste waren schräg wie Schärpen durchsichtige Schleier gebunden. Sie waren schön – wenn man die in ihren Augen lauernde Grausamkeit vergaß. Die schwarzen Gesichter zeigten klare, mitunter etwas scharf geschnittene Züge mit schmalen Nasen. Und bei den Frauen sah ich auch zum ersten Mal, was für Haare die Yagas hatten, denn die Männer waren bartlos und rasierten sich das Kopfhaar, bis ihre ebenholzschwarzen Schädel so glatt poliert aussahen wie alles in der Stadt. Die Frauen aber trugen ihr Haar in hohen Flechten aufgesteckt – und es war vollkommen farblos und durchsichtig: wie gläserne Kronen wirkten die Frisuren der Yaga-Frauen.
    Ich sah auch Frauen anderer Rassen, Hunderte der schwarzhaarigen, weißhäutigen Guras, aber auch fast ebenso viele kleine, zierliche gelbhäutige Mädchen, sowie solche mit kupferfarbener Haut, und alle schienen die Sklaven des schwarzen Volkes zu sein. Von diesen anderen Rassen hatte ich nie etwas gehört. All die fantastischen Lebensformen, die mir bisher auf Almuric begegnet waren, wurden in den Legenden von Koth erwähnt. Die hundeköpfigen Bestien und die Riesenspinnen, die geflügelten Menschen und ihre blauhäutigen Knechte – all dies war in den Erzählungen der Guras vorgekommen. Aber kein Kothaner hatte je von Frauen mit gelber und kupferner Haut gesprochen. Stammten diese exotischen Gefangenen vielleicht wie ich von einem anderen Planeten?
    Während ich darüber nachgrübelte, kamen wir zu einem mächtigen Bronzeportal, an dem acht geflügelte Krieger Wache hielten. Ich wurde über die Schwelle getragen und drinnen neben den Gefangenen auf die Füße gestellt. Wir befanden uns in einem weiten achteckigen Saal, dessen Wände mit schimmernden Geweben verhüllt waren. Auch der Boden war hier nicht blanker Stein, sondern mit goldfarbenem Pelzwerk bedeckt. Die Luft war schwer von seltsamen Düften und dem würzigen Geruch von Räucherkerzen.
    Gegenüber dem Eingang führten breite Stufen aus gehämmertem Gold zu einer mit Fellen und weichen Polstern bestreuten Erhöhung. Eine junge Frau lehnte in den Kissen – sie allein von allen weiblichen Yagas trug Schwingen. In ihrem edelsteinbesetzten Gürtel stak ein Krummdolch. Ihre Schönheit war die eines kalten, seelenlosen Standbildes, unbegreiflich und seltsam beunruhigend. Ich fühlte, dass von all den unmenschlichen Bewohnern dieser Stadt diese Frau am wenigsten menschlich war. Ihre goldenen Augen kannten weder Furcht noch Mitleid – es war das Gesicht einer dämonischen Göttin, ausdruckslos, kalt und schön.
    Um ihr Ruhelager knieten zwanzig Mädchen in demütiger Stellung. Ihre weißen, gelben oder kupferfarbenen Körper waren völlig nackt.
    Der

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