Almuric
wie ein stürmischer Himmel, und aus denen Gelüste und Wünsche und Leidenschaften sprachen, die jenseits selbst der wahnsinnigsten Träume eines Menschen lagen.
»Du wirst nicht bleich«, stellte sie gefährlich leise fest. »Weißt du nicht, was es heißt, Yasmena zu missfallen? Dann bebt die Luft von Schmerzensschreien und die Götter selbst schaudern.«
Der Ton ihrer Stimme ließ mir das Blut gefrieren, aber Zorn und das Wissen um meine Stärke durchfluteten mich, und ich sah, dass ich mit einer Bewegung den goldenen Ring aus der Mauer reißen konnte – dann wäre das Leben der Königin von Yugga weniger wert gewesen als das einer ihrer Sklavinnen. So lachte ich, lachte ihr ins Gesicht. Sie fuhr auf und starrte mich an.
»Bist du verrückt? Wie wagst du es – aber nein, kein Spott war in diesem Lachen, nur die Blutgier der wilden Bestie. Ich weiß, du möchtest über mich herfallen und mich töten – aber denke daran, dass das Mädchen Altha für deine Tat büßen würde! Und doch – du interessierst mich; noch nie hat ein Mann gewagt, vor mir zu lachen. Ja – ich lasse dich am Leben, vorläufig.« Sie klatschte in die Hände, worauf die Krieger wieder eintraten.
»Bringt ihn in seine Kammer«, befahl sie. »Dort bleibt er angekettet, bis ich wieder nach ihm schicke.«
Und so begann meine dritte Gefangenschaft auf Almuric, in der Schwarzen Stadt Yugga auf dem Felsen Yuthla über dem Fluss Yogh.
9
Viel erfuhr ich in den kommenden Tagen von dem schrecklichen Volk, das seit undenklichen Zeiten über Almuric herrscht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Dämonen – wiewohl sie menschliche Gestalt haben – in irgendeiner Weise mit dem Menschen verwandt sind. Irgendwann im Laufe einer Milliarden Jahre dauernden Evolution hat sich auf diesem Planeten diese Rasse von Teufeln entwickelt – und ich frage mich manchmal, ob dies nicht einst auch auf der Erde geschah, aber die Rasse dann ausstarb; das Bild, das wir Irdischen uns vom Satan machen, mag aus uralter Überlieferung stammen, und – es beschreibt die Yagas fast zu genau: schwarz und furchtbar, mit großen Fledermausschwingen – das verkörperte Böse.
Die Yagas waren dem Menschen wirklich nur in einigen rein äußerlichen Zügen ähnlich; auf geistigem Gebiet übertrafen sie die Guras bei weitem, doch waren die Vorgänge in ihrem Hirn für einen Menschen oft unbegreiflich, fremd und erschreckend. Ihr Charakter – nun, was soll man, kann man über den Charakter von Teufeln sagen? Die Anständigkeit, der hohe persönliche Mut und die Großherzigkeit der haarigen Guras fehlte ihnen völlig. Die Guras mochten jähzornig und brutal sein in ihrer Wut – die kühle, berechnende Grausamkeit und Bosheit der geflügelten Menschen ließ die Guras wie Kinder erscheinen, die aus Unwissenheit grausam sind. Die Yagas waren alles andere als unwissend auf diesem Gebiet.
Und diese Teufel waren sehr zahlreich: allein die Krieger zählten einige zwanzigtausend, und Frauen gab es noch mehr. So war die Stadt Yugga, wenn man die Sklaven mitrechnete, von denen jeder Stadtbewohner eine beträchtliche Zahl besaß, eine Großstadt – obwohl ich beim ersten Anblick aus der Luft nie gedacht hätte, dass diese Zitadelle so vielen Menschen Platz bieten könne. Der Felsen Yuthla, auf dem die Stadt stand, bot auf seinem Scheitelplateau nur wenig Raum – aber die Stadt dehnte sich im wesentlichen in der Vertikalen aus: Türme und Schlösser und Kuppelpaläste ragten hoch in die Lüfte wie ein einziger weitläufiger, in den Himmel strebender Bau, der mit dem Felsen darunter verwuchs wie ein Baum mit dem Erdboden. Weit unter die Oberfläche reichten nämlich die unterirdischen Gänge und Gewölbe und Säle von Yugga in den Fels hinein, der in mehreren Stockwerken fast zur Gänze ausgehöhlt war. Wenn aber die Yagas mehr Platz brauchten, schlachteten sie einfach eine Anzahl ihrer Sklaven ab.
Bei ihren Raubzügen hielten sich ihre eigenen Verluste meist niedrig, und Krankheiten kennen die Yagas nicht. Ich sah keine Kinder – denn nur alle dreihundert Jahre etwa zeugen die Yaga Nachkommen, und die letzte Generation war schon erwachsen, eine neue Brut lag in ferner Zukunft.
Die Herren von Yugga taten keinerlei Arbeit, ihr Leben war allein ihren Vergnügungen gewidmet, und ihrer sinnlichen Ausschweifungen hätten sich selbst die verderbtesten Römer aus Caligulas Zeiten geschämt. Sie unterbrachen ihre scheußlichen Orgien nur durch die Raubzüge, die ihnen neue
Weitere Kostenlose Bücher