Almuric
gegerbte Gesichtshaut mehr als einmal dankbar. Als ich fertig war, grunzte Gotrah erstaunt über mein verändertes Aussehen und verlangte das Messer zurück. Da es als Waffe ziemlich nutzlos war, warf ich es ihm vor die Füße und legte mich wieder schlafen.
Das nächste Mal erwachte ich von selbst, und die bleierne Müdigkeit war aus meinen Gliedern verschwunden. Ich stand auf und sah mich um. Der Raum war schmucklos und nur mit dem Ruhelager, einem kleinen schwarzen Tisch und einem fellbedeckten Sessel ausgestattet Die Tür war massiv und sicher von außen verriegelt. Ein mit goldenen Stäben vergittertes Fenster gab den Blick über Flachdächer, Kuppeln und Türme frei. Meine Ketten ließen mir gerade genug Spielraum, dass ich die wenigen Schritte zum Wasserbecken und zum Fenster tun konnte.
Ich sah hinaus über die Stadt und überlegte, wie es wohl Altha ging, und ob sie als Sklavin der Königin ein besseres Schicksal erwartete als die anderen. Mich hatten die Yagas bis jetzt ja nicht schlecht behandelt.
Dann kam Gotrah wieder herein, in Begleitung von einem halben Dutzend Krieger, die den Ring an der Wand, an den ich gekettet war, aufschlossen und mich hinausführten. Wir gingen die Wendeltreppe wieder hinauf, aber diesmal brachte man mich nicht in den achteckigen Saal, sondern in einen kleineren Raum hoch oben in einem Turm. Dieses Zimmer war mit Fellen und Teppichen und Polstern förmlich ausgestopft, und ich musste an das mit weichen Seidenfäden ausgekleidete Nest einer Spinne denken – und da war die schwarze Spinne, hingerekelt auf ein Samtkissen, und starrte mich interessiert an. Keine Sklavinnen waren anwesend, und auch die Krieger verschwanden, nachdem sie meine Ketten wieder an einem Mauerring befestigt hatten. In diesem verfluchten Palast schien es keinen Raum ohne Ring zum Anketten von Gefangenen zu geben.
Ich ließ mich in die Fellpolster zurücksinken und schauderte fast vor der weichen Berührung zurück – meine Haut war solchen Luxus nicht gewöhnt, und die wortlose Begutachtung durch Yasmena trug zu meinem Wohlbefinden auch nicht bei. Die Augen der Königin von Yugga bohrten sich mit hypnotischer Intensität in die meinen – betrachteten das angekettete Raubtier vor ihr. Ich fühlte Zorn in mir aufsteigen, aber ich unterdrückte ihn. Was half es, wenn ich die goldenen Ketten sprengte – es wäre mir leicht gefallen – und die Welt von Yasmena befreite, Altha und ich wären noch immer Gefangene dieses verfluchten Felsens, von dem es kein Entkommen gab außer durch die Luft.
»Wer bist du?« fragte Yasmena plötzlich. »Ich habe Männer gesehen, deren Haut noch glatter als die deine war, aber noch nie einen haarlosen weißen Mann.«
Bevor ich sie fragen konnte, wo sie haarlose Männer gesehen hatte, außer in ihrem eigenen Volk, sprach sie weiter. »Und nie habe ich Augen wie deine gesehen. Kalt wie ein Eissee des Nordens sind sie, und doch flammen sie auf wie das ewige blaue Feuer über Xathar. Wie ist dein Name? Woher kommst du? Das Mädchen Altha erzählte, dass du aus der Wildnis in ihre Stadt kamst und mit bloßen Händen die stärksten Krieger besiegst. Aber sie sagt, niemand wüsste, aus welchem Lande du stammst. So sprich, und belüge mich nicht.«
»Ich will sprechen – aber du wirst glauben, ich lüge«, knurrte ich. »Ich bin Esau Cairn, den die Männer von Koth Eisenhand nennen. Ich komme von einer anderen Welt, aus einem anderen Sonnensystem. Durch die Kunst eines Wissenschaftlers, den du einen Zauberer nennen würdest, wurde ich auf diesen Planeten versetzt. Der Zufall führte mich zu den Kothanern, und schließlich nach Yugga. Das ist meine Geschichte – glaube sie oder nicht.«
»Ich glaube dir«, erwiderte sie. »In alten Zeiten zogen Menschen von Stern zu Stern. Noch heute gibt es Wesen, die den Kosmos durchqueren. – Du interessierst mich. Ich lasse dich am Leben, zumindest eine Zeitlang. Aber du bleibst angekettet, denn in deinen Augen lese ich die Wut der gefangenen Bestie, und du würdest mich zerreißen, wenn du könntest.«
»Was geschieht mit Altha?« fragte ich.
»Was ist’s mit ihr?« Meine Frage schien sie zu erstaunen.
»Was hast du mit ihr getan?«
»Nichts – bis jetzt. Sie wird mir mit den anderen dienen, bis ich ihrer müde werde. Wie kannst du vor mir von einer anderen Frau sprechen? Das gefällt mir nicht.«
Ihre Augen begannen zu glitzern. Nie habe ich Augen wie die von Yasmena gesehen, Augen, deren Ausdruck sich so schnell änderte
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