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Almuric

Titel: Almuric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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nachging, aber sie wandte immer den Blick ab und eilte weiter. Ich verstand und versuchte nicht mit ihr zu sprechen. Ich hatte sie schon genügend gefährdet, weil ich sie Yasmena gegenüber erwähnt hatte. Am besten war es, wenn sie Altha vergaß – denn je weniger sich die Königin von Yagg einer Sklavin erinnerte, um so sicherer war diese.
    Irgendwie brachte ich es fertig, meine blinde Wut im Zaum zu halten – und wenn mein Geist brannte mit heißem Zorn und dem Verlangen, meine Ketten zu sprengen, so tat ich es nicht. Ich wartete auf meine Chance – und in dieser ganzen Zeit fraß sich der Zorn in meine Seele und mein Hass gegen die Flügelmenschen wuchs. So vergingen die Tage, bis zu dem Abend, da Yasmena mich neuerlich holen ließ.

 
10
     
    Yasmena stützte das Kinn auf die verschränkten Hände und musterte mich mit ihren goldenen Katzenaugen. Wir waren allein, in einem Raum, den ich zuvor nie betreten hatte. Es war Nacht. Ich saß ihr auf einem Diwan gegenüber, ungefesselt – sie hatte mir für diesen Abend die Freiheit angeboten, wenn ich versprach, sie nicht anzugreifen, und mich später widerstandslos wieder in Ketten legen zu lassen. Ich gab ihr dieses Versprechen, aber über die Auslegung hatte ich meine eigenen Ideen – mein Hass machte mich erfinderisch.
    »Woran denkst du, Esau Eisenhand?« fragte sie.
    »Ich bin durstig«, gab ich zurück.
    Sie zeigte auf ein Kristallgefäß neben sich. »So trinke vom goldenen Wein – nicht zu viel, sonst macht er dich trunken, er ist ein sehr berauschendes Getränk. Nicht einmal ich könnte dieses Gefäß leeren, ohne für Stunden bewusstlos zu sein. Und du bist nicht daran gewöhnt.«
    Ich nippte vorsichtig – es war wirklich ein starkes Getränk, schon allein sein betäubender Duft stieg einem zu Kopf.
    Yasmena rekelte sich wohlig in den Polstern ihres Ruhebettes und fragte dann abrupt: »Warum hasst du mich eigentlich? Habe ich dich nicht gut behandelt?«
    »Ich habe nie gesagt, dass ich dich hasse«, wich ich aus. »Du bist sehr schön. Aber du bist grausam.«
    Sie zuckte die Schultern mitsamt den glänzenden Schwingen. »Grausam? Ich bin eine Göttin – was bedeutet mir Grausamkeit oder Barmherzigkeit? Nichts – denn dies sind Eigenschaften der Menschen; alles Leben existiert nur zu meinem Vergnügen, denn geht nicht alles Leben von mir aus?«
    »Deine stupiden Akkis mögen das glauben«, entgegnete ich, »aber ich tue es nicht und du selbst auch nicht.«
    Sie lachte. »Ah ja – wenn ich auch nicht Leben schaffen kann, so kann ich es doch vernichten. Und wenn ich vielleicht auch keine Göttin bin, so wirst du kaum diese dummen Weiber, die mir dienen, davon überzeugen können, denn für sie bin ich allmächtig. Nein, Eisenhand – Göttlichkeit ist nur ein anderer Name für Macht. Auf diesem Planeten gehört mir alle Macht – und so bin ich eine Göttin. – Woran glauben deine haarigen Freunde, die Guras?«
    »Sie verehren Thak; das heißt, so nennen sie den Schöpfer aller Dinge – sie kennen jedoch keine Gebete, keine Riten, und Thak hat weder Tempel noch Priester. Thak ist der Gott in der Gestalt des Menschen. Er erhebt seine Stimme im Sturm, und er liebt die Tapferen; aber er greift nicht in die Geschicke der Menschen ein. Wenn ein männliches Kind geboren wird, so haucht Thak ihm Mut ein. Wenn ein Krieger stirbt, so steigt er auf in das Land Thaks, in die Ebenen und Flüsse und Berge des Himmels, wo es Wild im Überfluss gibt. Dort wohnen die Geister der toten Krieger, dort jagen und kämpfen sie, so wie sie es im Leben taten.«
    Sie lachte spöttisch. »Diese blöden Tiere! Tod ist Vergessen, ist das Nichts. Wir Yagas verehren nur unseren eigenen Körper, und ihm bringen wir reiche Opfer in Gestalt dieser armseligen Narren.«
    »Ihr werdet nicht ewig herrschen«, hielt ich ihr entgegen.
    »Wir haben aber geherrscht seit Anbeginn der Zeiten. Mein Volk haust seit unzähligen Jahrtausenden auf dem schwarzen Felsen Yuthla. Wir herrschten im Lande Yagg, bevor sich die Städte der Guras in den Ebenen erhoben, und wie wir heute die Guras beherrschen, so herrschten wir damals über jene geheimnisvolle Rasse, die an den Rändern der Wälder ihre reichen Marmorstädte errichtete – lange bevor die Urahnen der Guras sich vom Affen zum Menschen wandelten.
    Dinge könnte ich dir erzählen, die dir den Verstand rauben würden! Wir wissen von vielen Rassen, die auftauchten und verschwanden wie die Stürme, die aus dem Nichts kommen und über die Welt

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