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Almuric

Titel: Almuric Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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mysteriöse Erscheinen der Dämonenkönigin immer neue Nahrung gab. Sonderbar, dass nichts als eine unerkannte Geheimtreppe den Kern einer Religion bildete!
    Lautlos glitt ich durch die Düsternis des Tempelsaales und stolperte am Außentor beinahe über einen Wächter, der da auf dem blanken Stein schnarchte. Gotrahs geisterhafter Besuch am Altar würde den kaum geweckt haben. Vorsichtig stieg ich über ihn drüber. Ich hielt Gotrahs Dolch bereit, aber der Akki wachte nicht auf. Einen Augenblick später stand ich draußen und atmete tief die feuchte Nachtluft.
    Der Tempel lag im Schatten der Felswand. Der Mond war noch nicht aufgegangen, aber Myriaden Sterne, deren Muster mir noch lange nicht vertraut sein würden, erhellten den Himmel von Almuric. Ich sah nirgendwo Licht in den Hütten der Stadt – die Akki schliefen den Schlaf der Gerechten wie der Wächter vorm Tempel.
    Wie ein Schatten stahl ich mich durch die engen Gassen, dicht an den groben Steinmauern der Hütten entlang. Kein Lebewesen sah ich, bis ich zum großen Schutzwall am Fluss kam. Die Zugbrücke war hochgezogen, und mitten im Tor saß ein blauhäutiger Mann und schlief, auf seinen Speer gestützt. Er hörte mich nicht, obwohl ich nur wenige Meter von ihm entfernt über die Mauer kletterte und dann leise ins Wasser glitt.
    Mit wenigen Stößen hatte ich die leichte Strömung durchquert und stieg ans jenseitige Ufer. Nachdem ich noch tief vom eiskalten Wasser des Flusses getrunken hatte, machte ich mich auf den Weg durch die nachtkühle Wüste. In langschwingendem Trab lief ich dahin – einer Gangart, die mich die Indianer meiner fernen Heimat gelehrt hatten, und mit der sie weiter kamen als zu Pferd und das oft schneller.
    Noch vor Anbruch der Morgendämmerung erreichte ich das Ufer des Purpurflusses, wohlweislich in einiger Entfernung vom Wachtturm, dessen dunkle Silhouette am Horizont ein schwarzes Loch in das Sternenmuster des Himmels fraß. Als ich mich über die steile Uferböschung hinunterbeugte und das hungrige Brausen des Wildwassers hörte, sank mein Mut. Wahnsinn war es, sich ermüdet in diese tosenden Wirbel und Stromschnellen zu stürzen – nicht dass irgendein Mensch auch im ausgeruhten Zustand eine Chance gehabt hätte. Nein, es gab nur eine Möglichkeit: Ich musste versuchen, noch vor dem Hellwerden die Brücke der Felsen zu erreichen, und hoffen, dass mich die Dunkelheit vor der Entdeckung durch die Wächter schützte. Auch das war Wahnsinn, aber was blieb mir anderes übrig?
    Aber lange, bevor ich in der Nähe des Turmes war, begann der Nachthimmel zu erblassen, und die Wüste färbte sich mit dem milchigen Weiß des neuen Tages. Und als ich wieder zu dem schwarzen Turm hinübersah, der sich jetzt deutlich von dem immer heller werdenden Horizont abhob, da stieg von seinen Zinnen eine Gestalt hoch und flog auf mich zu. Man hatte mich entdeckt.
    Meine Verzweiflung gab mir einen Plan ein, der vielleicht die Rettung bedeutete. Ich begann zu taumeln wie ein zu Tode Erschöpfter, stolperte noch ein paar Schritte weiter und ließ mich dann in den Sand fallen, als hätten mich endgültig alle Kräfte verlassen. Ich hörte das Schlagen der riesigen Schwingen, als der Teufel misstrauisch über mir kreiste, und ihr Rauschen, als er herunterglitt. Er musste allein auf Wachtposten gewesen sein, und hatte offensichtlich beschlossen, sich diesen einsamen Wanderer erst genauer zu besehen, bevor er die Kameraden weckte.
    Durch einen schmalen Augenspalt erspähte ich, wie er in der Nähe landete und dann mit gezückter Sichel langsam herankam.
    Schließlich stieß er mich mit dem Fuß an, wie um festzustellen, ob noch Leben in mir sei. Und das erfuhr er augenblicklich! Ich umklammerte seine Beine und riss ihn zu Boden, stürzte mich über ihn, und sein Schrei erstickte, als meine Finger seinen Hals umschlossen. Wild schlug er mit den Flügeln, versuchte, mein Gewicht abzuwälzen – seine Waffe war in einem solchen Nahkampf nutzlos –, und ich musste ihm erst die Kehle fester zudrücken, bevor er still lag und die Waffe seinen kraftlosen Fingern entfiel. Bevor er wieder zu sich kam, band ich ihm die Handgelenke mit seinem eigenen Gürtel zusammen. Als er wieder stehen konnte, setzte ich ihm Gothras Dolch an die Seite und hakte den linken Arm um seinen Hals.
    Kurz sagte ich ihm, was er tun musste, wenn er weiterleben wollte, und da die Yaga nicht dazu neigen, sich aufzuopfern, auch nicht für das Wohl ihres ganzen Volkes, gehorchte er. Im ersten

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