Almuric
Hellrosa des Morgens erhoben wir uns in den Himmel, überflogen die rasenden Wasser des Purpurflusses und verschwanden in den blauen Dämmernebeln des Nordwestens.
11
Ich trieb den Flügelteufel gnadenlos an und ließ ihn erst bei Anbruch der Nacht wieder landen. Nachdem ich ihm Schwingen und Füße gebunden hatte, so dass er nicht entkommen konnte, ging ich auf Nahrungssuche. Am Ufer des nahen Baches fand ich Früchte und Nüsse, die ich mit dem Gefangenen gerecht teilte, aus der Überlegung heraus, dass man das Ross, das einen trägt auch gut füttern soll. In der Nacht brüllten Raubtiere ganz in unserer Nähe, und der Yaga wurde so bleich, wie es ihm seine Hautfarbe erlaubte. Diese Bestien kämpfen nur im Rudel tapfer, allein sind sie feige. Wir hatten keine Möglichkeit, ein schützendes Feuer anzuzünden, doch glücklicherweise interessierte sich keiner der nächtlichen Jäger für uns.
Schon lag der Wald des Purpurflusses weit hinter uns, und mehrere Tage bereits flogen wir über offenes Grasland. Mein Instinkt zeigte mir den direkten Weg nach Koth. Immer wieder blickte ich zurück und musterte scharf den südlichen Horizont nach Anzeichen von Verfolgern, aber der Himmel blieb leer.
Es war am vierten Tag, als ich vor uns auf der Ebene eine dunkle, sich bewegende Masse erspähte. Beim Näher kommen erkannte ich, dass es eine riesige Schar dahinziehender Gestalten war und zwang den Yaga, darüberzufliegen. Wir befanden uns schon im Herrschaftsbereich der Stadt Koth, und ich hoffte, das über die Savanne marschierende Heer würde ein kothanisches sein.
Mein Interesse für den Heereszug wurde mir um ein Haar zum Verhängnis. Während des Tages ließ ich dem Yaga die Beine ungebunden, weil er schwor, sonst nicht fliegen zu können. Seine Handgelenke blieben jedoch gefesselt – jetzt aber war meine Aufmerksamkeit durch die Krieger abgelenkt, und so gewahrte ich nicht, dass er heimlich an seinen Fesseln nagte. Mein Dolch steckte in der Scheide, da der Gefangene keine Zeichen von Auflehnung mehr gegeben hatte. So war ich völlig unvorbereitet, als er sich plötzlich rasch seitwärts drehte und mich fast abwarf. Blitzschnell fasste er in meinen Gürtel, und dann funkelte mein eigener Dolch in seiner Hand.
Der folgende Kampf war wohl der ungewöhnlichste und gefährlichste meines Lebens, er wäre auch fast mein letzter geworden. Durch die heftige Drehung meines Trägers hatte ich den Halt auf seinem Rücken verloren und hing nun seitlich an ihm. Nur mit einer Hand klammerte ich mich noch an seiner Schulter fest, ein Knie um sein Bein gehakt, mit der anderen Hand drückte ich seinen bewaffneten Arm weg. So rangen wir Hunderte Meter über dem Erdboden – er, um sich loszureißen und mich zu Tode stürzen zu lassen, oder mich mit der eigenen Waffe zu erstechen, ich, um die drohende Klinge abzuwehren und nicht abgeworfen zu werden.
Auf dem Boden hätten mein höheres Gewicht und meine größere Kraft den Kampf schnell entschieden, aber in der Luft war ich im Nachteil. Seine freie Hand krallte sich in mein Gesicht und drückte es weg, und immer wieder stieß er mir mit seinem freien Knie in den Unterleib. Alles, was mir in dem Schmerznebel dieses unbarmherzigen Kampfes noch möglich war, war Festhalten, verzweifeltes Festklammern – und meine Entschlossenheit wurde vermehrt durch die Tatsache, die meinem Gegner nicht auffiel: Unser Gefecht brachte uns dem Boden immer näher.
Als er es plötzlich merkte, raffte er sich zu einer wütenden letzten Anstrengung auf und stach zu, die Waffe auf einmal in der freien Hand haltend. Er zielte auf meinen Hals, aber im gleichen Augenblick packte meine Hand seinen Nacken und drückte ihn heftig nach unten. Durch diese abrupten Bewegungen herumgeworfen, überschlugen wir uns in der Luft, und sein Stich traf den eigenen Schenkel. Ein furchtbarer Schrei – sein Griff erschlaffte, als ihn der plötzliche Schmerz und Schock fast bewusstlos machten, und wie ein angeschossener Riesenvogel stürzten wir aneinandergekrallt auf den Erdboden zu. Noch im Fall gelang es mir, seinen Körper unter meinen zu bringen, da krachten wir schon auf die Erde.
Der Aufschlag betäubte mich ziemlich, aber der Yaga rührte sich nicht mehr. Sein Körper hatte meinen Aufprall gemildert, und mein Gewicht musste ihm jeden Knochen im Leibe zerbrochen haben.
Geschrei drang an meine Ohren, und binnen weniger Augenblicke war ich von einem dichten Kreis haariger Krieger umgeben. Tausende Stimmen
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