Alpenglühen am Broadway (Bronco Baxter - Gay Crime Story 3)
grauen Kittel, der über dem
Bauch etwas spannte. »Am besten Sie halten sich immer in meiner Nähe auf«,
sagte er. »Ich gebe Ihnen ein Zeichen, wenn ich Sie brauche.«
Während Brenda
mit einem Bühnenarbeiter sprach, der zu ihr gekommen war, führte mich William
zum Inspizientenpult auf der linken Seitenbühne, auf der es im Gegensatz zur
Bühne auch während der Aufführung halbdunkel war. Eine kleine Lampe, die am
Pult montiert war, beleuchtete viele Knöpfe und Schalter.
»Wir fangen
gleich mit der Probe an und du stellst dich hinter mich und passt gut auf«,
sagte der Oberinspizient. »Du kannst übrigens William zu mir sagen, Bronco. Im
Theater duzen wir uns alle. Nur nicht mit den Stars.« Er schlug den
Klavierauszug auf, der auf dem Pult lag, und schaute mich an. »Und mit Brenda.
Sei vorsichtig mit ihr, die ist nicht so freundlich wie sie tut.«
Von der
Seitenbühne sah alles ganz anders aus, als ich es vom Zuschauerraum her kannte.
Die Bühne, auf der die Dekoration der ersten Szene aufgebaut war, war von schwarzen
Samtvorhängen umgeben, die auf der rechten und linken Bühnenseite im Abstand
von einem Meter von der Decke bis zum Boden hingen. Zwischen diesen Vorhängen
konnte man auftreten und auch wieder abgehen. Durch diese Vorhänge blieb den
Theaterbesuchern der Blick hinter die Bühne verwehrt, sie sahen vom
Zuschauerraum aus nur die Dekorationen. Im Hintergrund der Bühne hing wie in
allen Broadway-Shows ein buntbemalter Vorhang, auf dem in Du Barry was a
Lady das Schloss Versailles zu sehen war.
»Um während der
Aufführung von der linken auf die rechte Seitenbühne zu gelangen, muss man
einmal um die Bühne herumgehen«, erläuterte William. »Da es auf den
Seitenbühnen und auf der Hinterbühne nur wenig Licht gibt, musst du höllisch
aufpassen, nicht über Kabel zu stolpern oder gegen Dekorationsteile zu laufen,
die dort für schnelle Umbauten bereitstehen. Hast du noch eine Frage?« Ich
deutete auf die Seile, die vor der Wand der linken Seitenbühne hingen, und
fragte nach, ob ich etwas damit zu tun hätte.
»Du meinst die
Seilzüge?« William schüttelte den Kopf. »Das ist Sache der Bühnenarbeiter. Auf
mein Zeichen hin lassen sie an den Seilen Dekorationsteile herunter und ziehen
sie nach der entsprechenden Szene wieder hoch. Damit die Zuschauer von den
Umbauten nichts merken, wird währenddessen ein hellblauer Zwischenvorhang
heruntergelassen. Keine Ahnung, wieso sich in diesem Theater der Seilzug dafür
auf der anderen Seitenbühne befindet. Ich kann von meinem Pult aus kein Zeichen
dafür geben, weil ich den Bühnenarbeiter, der daran zieht, von hier aus nicht
sehen kann. Das musst du übernehmen.«
»Und wie geht
das?«
»Wenn es
soweit ist,sage ich leise zu dir Zwischenvorhang und du gibst
dem Bühnenarbeiter auf der anderen Seite ein Zeichen. Ebenso wenn er den
Vorhang wieder hochziehen soll, weil es auf der Bühne weitergeht.«
Ein Show-Girl
kam zu uns und wandte sich an William. »Kannst du bitte René rufen«, bat sie.
»An meiner Bluse ist der obere Knopf locker.«
William beugte
sich zum Pult und sprach leise in ein Mikrophon: »René, bitte auf die Bühne.«
Die blonde
Tänzerin hatte sehr schöne blaue Augen und musterte mich interessiert. Sie war
etwa zwanzig Jahre alt und sah in ihrem Rokoko-Kostüm bezaubernd aus.
»Und wer bist
du?«, wollte sie wissen.
»Ich bin
Bronco und soll hier vielleicht als Co-Inspizient anfangen. Auf der Probe will
man mich testen.«
»Dann alles
Gute«, sagte das Show-Girl. »Ich bin Stella. Es ist bereits meine zweite Rolle
am Broadway und ich bin darüber sehr glücklich.«
»Auf gute
Zusammenarbeit«, sagte ich und lächelte sie an. Sie lächelte zurück.
René kam auf
die Bühne gelaufen. Stella winkte ihn zu sich. »Kannst du bitte den oberen
Knopf annähen? Er ist locker.«
Der
Kostümbildner nahm aus einer kleinen Tasche, die an seinem Hosengürtel
befestigt war, eine Nadel mit Faden. Die Tänzerin hob das Kinn in die Höhe.
»Aber nicht pieksen, René«, sagte sie.
»Dann halt
still«, erwiderte er und nähte den Knopf an.
Stella
bedankte sich und gab ihm einen Kuss.
William sprach
wieder ins Mikrophon: »So, wir wollen dann mit der Probe beginnen«, sagte er.
»Bitte alle Beteiligten auf die Bühne. Brenda möchte zuvor noch eine Ansage
machen.«
Nach und nach
trudelte das Ensemble ein.
Die
Theatermanagerin klatschte auf der Bühne in die Hände und gab mir ein Zeichen.
Ich ging zu ihr.
»Bitte Ruhe,
meine
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