Alpengold (German Edition)
kommen mit vollen Händen heim, denn ein Wunder ist geschehen.“
„Ja, das stimmt. Ich hab‘ bis zum Schluss nicht daran geglaubt, wirklich viel Gold in der Mine zu finden“, sagte Stefan und schüttelte den Kopf. „Es gibt das Buch, das die Goldminen beschreibt und es gibt den Fund von 28 Kilo Gold vor zehn Jahren, sicher. Das Fernsehen berichtete darüber, in den Zeitungen stand es und im Internet kann man darüber lesen. Und trotzdem hat sich kein Mensch das Zeug geholt, das wir heute so einfach abgeschlagen und aufgesammelt haben. Das ist für mich unbegreiflich, ich kann das nicht verstehen.“
„Na so wahnsinnig viele Leute werden das Buch nicht gelesen haben.“ Mark winkte ab. „Hinzu kommt noch, denk an die Trägheit der Menschen. Und dass jeder denkt, da war ganz sicher schon jemand da gewesen und dass der andere das denkt, was er denkt. Oder so ähnlich.“ Mark lachte angeheitert.
„Hä?“, machte Jens. „Naja, egal, wir haben nicht gedacht, sondern gefunden. Wirklich gefunden. Ich glaub‘, ich träume das alles nur und liege eigentlich in meinem Bett.“ Er verscheuchte eine Stechmücke, kniff sich in den Arm und machte „Au! Kein Traum, da bin ich froh. Wir sind echt eine dufte Truppe. Wenn nur Tina etwas aufgeschlossener wäre“, murmelte er und schlug sich die Hand vor den Mund. Hatte er eben ausgesprochen, was er nur denken wollte? Er wurde rot und fühlte alle Blicke auf sich. Von ihm schwenkten die Blicke zu Tina.
„Ich bin, wie ich bin!“, gab sie zurück. Dann lächelte sie verunglückt und fügte sie hinzu: „Wir sollten schlafen, Leute.“
Kapitel 5
Der Morgen empfing sie trüb. Nebel waberte am Boden, alles glitzerte nass. Die Luft roch feucht und schwere Wolken flogen so tief über ihnen hinweg, dass sie sie beinahe berühren konnten. Es war kühl wie im Spätherbst und so sah es auch aus.
Tina stand als Erste auf, entfachte das Feuer und stellte eine Pfanne in die Glut. Zum Glück hatten sie am Vorabend Holz ins Zelt geholt, sonst hätte sie kein Feuer zum Brennen gebracht. Ganz allein bereitete sie für alle das Frühstück zu, das aus Brötchen, Salami und Speck bestand. Jeder bekam von ihr ein Lächeln und eine ordentliche Portion zu Essen. Jens fuhr sie durch das Haar und strich es glatt. Er versuchte zurückzulächeln und stöhnte: „Oh, meine Knochen! Hab‘ ich einen Muskelkater.“
Stefan stöhnte „Nee, hab ‚ich‘ ‘nen Muskelkater. Naja, eigentlich sind es eher Gliederschmerzen. Guten Hatschi, äh guten Morgen erstmal.“ Er bewegte sich langsam und mühevoll.
„Also mir geht es blendend.“ Mark strahlte. Er ging als Einziger zum Bach und wusch sich richtig, mit freiem Oberkörper und Zähneputzen.
„Ja, ein ganzer Kerl, dank Blend-a-med“, rief ihm Sandra zu.
Beim Frühstück verkündete Tina: „Hört mal, wir wissen nicht, ob wir hier wirklich allein sind. Noch haben wir niemanden gesehen, aber vielleicht treiben sich Einheimische in der Nähe herum, beobachten und belauern uns und klauen das Gold, wenn wir weg sind. Mir ist das Risiko zu groß, unseren wertvollen Schatz allein zu lassen, ich bleibe lieber hier und bewache das Lager. Was denkt ihr?“
„Ich glaube nicht, dass uns jemand das Gold stiehlt, wer sollte davon wissen? Niemand beobachtet uns!“ Stefan schüttelte den Kopf.
Mark hob die Hand. „Doch, Tina hat Recht. Es kann durchaus sein, dass wir gesehen wurden. Vielleicht achten die Einheimischen auf ihr Gold und wollen nicht, dass es Fremde wegschleppen. Das Risiko müssen wir nicht eingehen.“
„Denke ich auch“, schaltete sich Sandra ein. „Und da wir zu zweit stärker sind, bleibe ich auch hier. Die Stollen sind mir eh zu unheimlich, ich kann da nicht atmen!“
„Das halte ich für keine gute Idee“, platzte Tina heraus. „Du brauchst ja nicht mit reinzugehen, aber du musst mit, um tragen zu helfen. Drei sind zuwenig, um genug Gold von der Mine mitzubringen.“
„Hm, naja“, Sandra wandte sich direkt an Jens. „Was denkst du? Sag doch auch mal was!“
Jens war es egal, wer was machte, wer im Lager blieb oder nicht, er dachte mit Grausen an den Weg zur Mine und den beschwerlicheren Rückweg. Er sprach sich dafür aus, nur Tina im Lager zu lassen und Sandra als Trägerin mitzunehmen. So brauchte er selber weniger zu tragen. Er überlegte, ob er Aspirin eingepackt hatte, sonst würde er die anderen fragen müssen. Sein Kopf brummte dumpf. Zum Glück ließ der Muskelkater langsam nach und der pelzige
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