Alpengold (German Edition)
aus, als sei die Haube dort, wo die Verriegelung war, hochgebeult. „Was zum Geier ...“, murmelte er und wollte zum Auto.
Ein Schrei von Sandra erscholl und Stefan steckte den Kopf aus dem Zelt und rief laut: „Kommt her! Schnell!“
Mark und Jens hasteten zum Zelt. Drinnen zeigte Stefan auf die Decke, die flach am Boden lag. Sandra biss mit Tränen in den weit aufgerissenen Augen in ihre Faust.
„Lag unter der Decke nicht unser Gold?“, rief Stefan laut. „Es ist weg!“
„Und Tina auch, ist das zu fassen? Dieses falsche Aas!“, flüsterte Sandra.
Jens schüttelte den Kopf. „Tina?“ Mehr brachte er nicht heraus.
„Weg?“, Mark wirkte erschüttert. „Tina ist weg? Das Gold auch?“ Dann fiel ihm das Auto wieder ein und er rannte zum Wagen, holte die Schlüssel aus der Hosentasche und wollte die Fahrertür aufschließen. Sie war schon offen! Hatte er vergessen, abzuschließen? Er entriegelte die Motorhaube, riss sie hoch und starrte auf den Motor. „Scheiße!“, schrie er. „Scheiße, Scheiße verdammte! Das kann doch nicht wahr sein!“
Die anderen rannten zu ihm. „Was ist denn?“ Sandra klang jetzt ängstlich.
„Die Motorhaube wurde aufgebrochen und die Benzinleitung kaputtgeschlagen, verdammt. Wir sitzen hier fest!“
Mark fuhr sich über das Gesicht. Bartstoppeln raschelten leise. Wie aus einem Traum erwachend, schaute er zu Sandra, Jens und Stefan.
„Das Handy!“ Er rannte um den Wagen, riss die Beifahrertür auf und öffnete das Handschuhfach, kramte darin herum und seine Schultern sanken herab. Resigniert drehte er sich um. „Weg!“
„Was?“, rief Sandra entsetzt und stürzte zu ihm, wühlte wie eine Wilde im Fach herum und fand kein Handy.
Nach Tina war Mark der Einzige gewesen, der ein Handy mitgenommen hatte. Er wollte bei einer Panne oder einem Unfall Hilfe rufen können. Sandra besaß ein altes Gerät, das alle drei Tage aufgeladen werden musste. Sie hatte es zu Hause gelassen, so wie Stefan seines. Jens besaß kein Handy, er hatte sich nie eins gekauft. Wen hätte er anrufen sollen?
„Leute“, sagte Mark leise, „Die Fahrertür war offen, keine Ahnung, ob ich vergaß, sie abzuschließen. Wir müssen reden und gehen alle ins Zelt zurück, klar? Los!“
Alle starrten ihn an, folgten ihm dann wortlos ins Zelt.
„Was ist los?“, fragte Stefan.
Mark versuchte, durch das einzige Fenster nach draußen zu sehen, aber die ‚Plastikscheibe‘ verzerrte alles. „Hört genau zu!“, begann er. „Das Auto hat jemand lahmgelegt. Tina hat sich in Luft aufgelöst, das Gold und mein Handy auch. Ob Tina das mit dem Auto hingekriegt hätte, keine Ahnung, aber dreißig Kilo Gold hat sie sich nicht auf den Buckel geschnallt und läuft nun zu Fuß damit irgendwohin. Zumal die Rucksäcke noch da sind, die hatten wir ja mit.“
„Sie ist nicht ... sie hat nicht ...“, Sandra sah verwirrt aus.
„Du meinst, sie wurde ...“, Stefan riss die Augen weit auf. Mark nickte.
„Entführt, gekidnappt“, Jens sprach es aus und musste sich setzen.
„Aber wer sollte denn Tina ...“ Sandra brach ab und schluchzte auf. „Der Schuss! Tina ist tot, erschossen! Oh mein Gott!“
„Jetzt spinn doch hier nicht herum, verdammt!“, regte Mark sich auf. „Wir wissen nichts! Aber sie ist weg. Und sie ist nicht allein mit dem Gold weg, das ist klar. Was also tun wir jetzt?“
„Das kann doch nicht wahr sein!“ Sandra trat die Decke weg und stieß Mark mit beiden Händen so wuchtig vor die Brust, dass er zurücktaumelte.
„Sie ist weg? Weg? Wo ist sie hin? Haben irgendwelche Schweine das Scheißgold geklaut und sie gleich als Zugabe mitgenommen? Sie werden über sie herfallen ... Oh Gott! Ich wusste, es war eine Scheißidee gewesen!“
Sie schaute Mark so drohend an, dass er noch einen Schritt zurückwich.
„Wir fahren mal eben in den Urlaub und bringen nebenbei für ‘ne halbe Million Gold mit, und keinem fällt es auf.“ Sie machte „Ha! Ha!“ und stöhnte auf. „Oh Gott, Tina.“
Jens trat dicht an sie heran. „Beruhige dich! Wir müssen sie suchen, Hilfe holen, oder ...“, Er sah Mark an. „Oder kannst du die Benzinleitung reparieren, flicken, überbrücken, was weiß ich?“
Mark schüttelte den Kopf. „Einen Benzinschlauch könnte man vielleicht wieder reparieren, aber hier wurde eine Aluleitung zerschlagen. Die können wir durch nichts ersetzen. Keine Chance. Ohne fremde Hilfe bekommen wir den Passat nicht wieder klar.“
Stefan sagte nichts, er hustete wieder
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