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Alpengold (German Edition)

Alpengold (German Edition)

Titel: Alpengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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spitzen Schrei aus. Mit einem Satz war Mark bei ihm und stieß mit ihm zusammen, als Jens zurücktaumelte.
    „Was ist?“, fragte Mark, hielt Jens fest und erblickte nun auch den Mann hinter dem Steuer. Zischend stieß er die Luft aus.
    „Was ist denn?“, rief nun Sandra ängstlich.
    „Er ist tot.“ Jens sagte es tonlos.
    Der ältere Mann mit Bart und mittelblondem Haar saß mit zurückgelegtem Kopf in Sitz und starrte aus leblosen Augen ins Nichts. An der linken Gesichtshälfte, die verfärbt war, gab es eine Schwellung. Seine Kehle war aufgeschlitzt worden, ein Spalt klaffte um den halben Hals herum. Blut hatte sich breite Bahnen über das Holzfällerhemd gebahnt, seine Jeans und den Sitzbezug getränkt. Die Lederjacke stand offen und war wie die Armaturen blutbespritzt. Der Gesichtsausdruck des Mannes zeigte Überraschung.
    „Was?“ Sandra warf jetzt auch einen Blick auf den Toten und begann hysterisch zu weinen. „Oh mein Gott, oh mein Gott. Wer hat das gemacht? Warum? Ist das hier ein beschissener Albtraum? Mir reicht es jetzt, ich will hier weg, nach Hause!“
    Stefan nahm sie in den Arm und wusste nichts zu sagen. Er strich über ihr Haar und vermied es, den Toten anzusehen. Auch er war geschockt, doch er fühlte sich so schlapp und krank, seine Reaktionen kamen langsam und die Gedanken flossen zäh wie Honig in seinem Verstand.
    Jens schaute erschüttert von Stefan und Sandra zu Mark. Gestern war er noch froh gewesen, nicht zu t räumen, doch jetzt änderte er seine Meinung schlagartig und hätte viel dafür gegeben, doch in seinem Bett zu liegen. „Ob das was mit Tinas Verschwinden zu tun hat?“, fragte er.
    „Du meinst, der Jäger hat den oder die Entführer überrascht und wurde deshalb ...?“ Mark hob die Schultern. Er wandte sich um, hob die Motorhaube hoch und blickte darunter. „Die Benzinleitung ist zerschlagen, wie beim Passat. Verdammte Scheiße!“
    „Also bleibt das Auto hier stehen. Den Fahrer müssen wir auch hierlassen. Erschossen wurde er aber nicht“, sagte Jens erstaunlich ruhig. Er spielte auf den Schuss an, den sie gehört hatten.
    Nach einem Blick auf die Ladefläche sagte Mark: „Da, dem galt der Schuss, den wir hörten. Der Kerl war sicher ein Jäger.“ Er wies auf einen toten Hirsch, der mit blutigem Fell an der Brust auf der Pritsche lag.
    „Wer hat ihn umgebracht? Wirklich der Gleiche, der Tina verschleppt hat?“ Jens verstummte und dachte daran, dass Tina nicht verschleppt sein musste, sie konnte auch mit einer ähnlichen Halswunde ausgeblutet im Wald beim Camp liegen. Schnell schüttelte er diesen Gedanken ab. „Wir brauchen das Gewehr, dann haben wir eine Waffe zur Verteidigung.“
    „Sehr gut, Mann!“ Mark zollte ihm Respekt und begann, nach der Waffe zu suchen. Sie fanden sie nicht.
    „Hier läuft ein Killer rum!“, Sandra wimmerte. Sie fuhr sich hektisch über die Augen und schluchzte. Nasse blonde Haarsträhnen hingen ihr wirr ins Gesicht. „Tina ist bestimmt auch tot. Ich habe Angst und ich will hier weg.“
    Auch etwas anderes, das sie als Waffe benutzen konnten, fanden sie nicht, kein Messer, kein Handy, nichts.
    „Was machen wir jetzt?“ Stefan griff Sandra am Arm. Er hielt sich selbst kaum in der Senkrechten und sah immer schlechter aus.
    „Gehen wir den Weg weiter?“, überlegte Jens. „Lauert der Mörder auf uns? Oder gehen wir direkt in Richtung Pension? Sie liegt dort, richtig?“ Jens zeigte nach rechts.
    Mark nickte. Er schaute unsicher zu Stefan. „Was meinst du?“
    Stefan schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht mehr, mein Kopf glüht, ich schwitze und friere zugleich. Geht ihr, ich folge euch, soweit ich kann.“
    „Okay, los!“, bestimmte Jens und entschied sich für den direkten, den kurzen Weg. „Wir brauchen nur immer abwärts zu laufen, die Pension liegt tiefer, als wir jetzt sind.“
    „Wir werden alle sterben!“, heulte Sandra und stolperte als Zweite durch Gestrüpp und über Geröll und Steine.
    Langsam wurde es dunkler und kälter. Die Wolken sanken noch tiefer und bildeten einen dichten Nebel, der immer mehr die Sicht einschränkte.
    „Wenigstens kann uns der Mörder auch nicht sehen und aus der Ferne abknallen“, zeigte Mark Galgenhumor.
    Stefan reagierte auf nichts mehr, stolperte vor Mark voran und klapperte mit den Zähnen.
    Jens führte die Gruppe an und biss seinerseits die Zähne zusammen.
    ‚Was soll nur mit uns werden‘, dachte er. Stefan konnte jeden Moment zusammenbrechen, ihm ging es immer schlechter.

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