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Alpengold (German Edition)

Alpengold (German Edition)

Titel: Alpengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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legten sie sich darauf und bedeckten sich mit den restlichen wasserdichten Jacken. Sie drängten sich Körper an Körper, um sich gegenseitig zu wärmen. Frierend, nass, hungrig und völlig erschöpft zitterten sie alle vier um die Wette. Sandra weinte erneut oder noch immer. Stefan hatte es am Besten, so makaber es auch erschien. Das Fieber hatte seinen Geist umgarnt, er fantasierte. Doch so bekam er von der Tortur und den Entbehrungen wenigstens nichts mit. Schüttelfrost hielt seine Muskeln in ständiger Bewegung, er zitterte wie ein junger Hund.
    Mark war wütend und hielt sich absichtlich in diesem Zustand, anscheinend konnte er auf diese Weise seine Lage besser ertragen. Er fluchte, schimpfte auf das Leben, auf ihre beschissene Lage, den irren Entführer, der das Auto sabotiert hatte, auf Stefan, der sich leichtsinnig eine Erkältung oder eher Schlimmeres geholt hatte, auf sich selbst, weil er die Idee des Trips ausgebrütet und somit der Urheber ihrer Misere war.
    Jens hörte ihm nicht zu, er machte sich Sorgen um Stefan, um Tina; um sie alle. Er fieberte dem Morgen entgegen und war davon überzeugt, keine Sekunde schlafen zu können. Aber die Erschöpfung forderte ihren Tribut und er fiel in einen Tiefschlaf. Sandra weinte sich in den Schlaf und nur Mark fand keine Ruhe und fluchte leise vor sich hin. Stefan murmelte ab und zu ein paar Worte und schien sich mal zu unterhalten, mal zu streiten. Er wälzte sich von einer Seite auf die andere, was bei der Enge unter den Regenjacken nicht einfach war.
    Nach Stunden, es herrschte noch tiefe Finsternis, schreckte Jens auf und war hellwach. Sein Magen verlangte schmerzhaft nach Nahrung und im Mund bekam er kaum Speichel zusammen, um Schlucken zu können. Die Kälte hatte ihn förmlich gelähmt, er war in einem Zustand, wo er sich nicht bewegen wollte, nur liegen und nichts tun. Er starrte lange Zeit in die Dunkelheit und bemerkte dann, dass Mark nicht schlief.
    „Glück und Leid sind Zwillinge“, sprach er leise, um Sandra nicht aufzuwecken.
    „Wo hast du denn den Spruch her?“, fragte Mark zitternd.
    „Von meinem Opa. Wie geht’s dir?“
    „Aha.“ Mark lachte kurz und freudlos auf. „Beschissen geht’s mir, so beschissen, wie noch nie! Ich kann gar nicht so schnell zittern, wie ich friere.“
    Sie schwiegen eine Weile, dann fragte Mark: „Meinst du, wir schaffen es?“ Er rückte näher an Jens heran.
    „Wir müssen. Also werden wir.“
    „Weißt du, dass ich dich beneide?“
    „Hä?“
    „Ich dachte immer, ich bin eine Führernatur. Ich hab‘ den Trip geplant, organisiert, dich als Geldgeber gewonnen, ich bin intelligent, sehe ganz gut aus und bin beliebt. Ich dachte, ich gehe mal meinen Weg durchs Leben als leitender Angestellter in einer Führungsposition, wie man so schön sagt. Aber der heutige Tag hat mir die Augen geöffnet und mir gezeigt, dass ich, wenn es darauf ankommt, eher schwach und unentschlossen bin.“
    Er ballte die Faust und streckte den Daumen zu Boden.
    „Ungeeignet!“
    Jens konnte die Geste geradeso erkennen, die Dämmerung setzte ein und kroch im Schneckentempo über den Horizont. Er wusste nicht, was er entgegnen sollte, doch Mark sprach schon weiter.
    „Aber weißt du, wer sich im Siebenmeilensauseschritt zur Führungsperson entwickelt? Du! Ich beneide dich darum und ich gebe dir meinen Respekt. Ab sofort hast du hier das Sagen und ich unterstütze dich dabei und helfe dir, so gut ich kann. Du wirst uns retten und zur Pension bringen. Ich habe keine Ahnung mehr, in welche Richtung wir gehen müssen, was wir tun können, um zu überleben, aber ich gebe mein Leben in deine Hand. Du wirst uns retten.“
    „Sag doch nicht solche Sachen.“ Jens schoss das Blut in die Wangen, er fühlte sich verlegen, aber auch geschmeichelt. Der große Mark, bester Student und Frauenheld, gab zu, in Wirklichkeit klein zu sein.
    Sie schwiegen wieder. Stefan bewegte sich kaum noch, er schien tief zu schlafen. Der Nieselregen hatte irgendwann aufgehört, aber es war bitter kalt und alles triefte vor Nässe. Im Wald herrschte eine unheimliche Stille, nichts rauschte, knackte, kein Tier schrie oder raschelte.
    „Stefan hat eine Lungenentzündung, hohes Fieber und wird sterben, wenn er nicht bald zu einem Arzt kommt.“ Mark schickte einen lästerlichen Fluch seinen Worten hinterher.
    „Ich weiß.“
    „Er ist mein Freund und wenn er stirbt, ist es meine schuld, weil es meine Idee gewesen war, nach dem verdammten Gold zu suchen.“
    „Hey,

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