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Alpengold (German Edition)

Alpengold (German Edition)

Titel: Alpengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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die Idee war gut, mach dir keinen Kopf. Wir fanden Gold, wer hätte das schon gedacht? Was danach passiert ist, das konnte kein Mensch vohersehen, auch du nicht. Das ist eben Schicksal.“
    Mark lachte gequält. „Ja, genau. Wir waren für ein paar Stunden reich. Jetzt zahlen wir den Preis dafür.“
    „Den zahle ich schon länger“, murmelte Jens.
    „Was meinst du?“
    „Mein Vater ist reich, ich bin es auch irgendwie, aber macht es mich glücklich? Nee! Er ist ein Arsch und ich finde keine Freunde, von einer Freundin ganz zu schweigen. Vielleicht ist ‚arm und glücklich‘ besser.“
    Nach einer langen Pause fragte Jens: „Meinst du, Tina lebt noch?“
    „Deine Sorge um Tina ehrt dich, aber lass deine Schwärmerei für sie nicht dein Handeln bestimmen. Ich habe keine Ahnung, was mit ihr ist, aber du hast hier einen Schwerkranken und eine verzweifelte, erschöpfte Frau. Um die solltest du dich sorgen. Dann erst kommt Tina an die Reihe.“
    „Und du?“
    „Ich bin egal.“
    „Nein.“
    Sie schwiegen wieder. Jens hielt die Hand vors Gesicht und konnte sie schemenhaft erkennen, es wurde langsam hell.
    „Du wirst nie mit Tina zusammenkommen“, sagte Mark unvermittelt.
    Er sprach aus, was Jens unbewusst gewusst, aber immer verdrängt hatte. Jetzt nickte er und gestand es sich ein. „Ich weiß.“ Er versuchte, Marks Gesichtsausdruck zu erkennen und sagte: „Und was ist mit dir und Sandra?“
    „Nichts, nur Freundschaft. Sie schwärmt für mich, aber Liebe ist es nicht und ich find sie attraktiv und mag sie, aber nicht mehr.“
    Halb fünf war es soweit hell, dass sie weiterlaufen konnten. Der Nebel hatte sich gelichtet und sie konnten sich umsehen. Doch in welche Richtung sie auch schauten, überall waren Bäume, Wald umgab sie. Der felsige Boden verlief eben und ließ nicht erkennen, wo es abwärts ins Tal ging. Mark drehte sich und blickte angestrengt umher. Er nestelte an seinen Taschen herum und brachte Karte und Kompass hervor. Die Karte, völlig durchnässt, zerriss in mehrere Stücke. Mark fluchte und taumelte, blieb mit dem Fuß an einer Ranke hängen und stürzte zu Boden.
    „Scheiße!“
    „Hey, alles okay?“ Jens kam und half ihm auf. Der Kompass lag zerbrochen zwischen Steinen. Er hätte ihnen, ebenso wie die Karte, nur wenig helfen können, da sie ihre Position nicht kannten, aber er hätte eine Richtung vorgeben können. Irgendwo in südlicher Richtung lag die Pension.
    Mark ärgerte sich. „So eine dreimal verfluchte ...“, machte er sich Luft. „Das war ja klar! Ich werd‘ immer mehr zum Versager und ...“, er verstummte.
    „Und du entwickelst dich entgegengesetzt, das wolltest du sagen, ja?“. Jens verengte die Augen zu Schlitzen. „Also bin ich ein Versager?“
    „Nein, Mann! Vergiss es, bitte. Meine Nerven.“
    Mark legte Jens die Hand auf den Arm, dann verzog er das Gesicht. Seine Jeans besaß jetzt einen langen Riss, das Knie schaute daraus hervor und blutete.
    „Schon gut“, Jens winkte ab und musterte Marks Knie. „Kannst du gehen?“
    „Klar, kein Problem.“
    Sandra schaute sie an, sie war wach, sagte aber nichts. Sie sah nicht gut aus und fühlte sich offensichtlich auch so. Jens ging zu Stefan und rüttelte ihn. Es dauerte lange, bis der Fiebernde halbwegs zu sich kam.
    „Sagt mir, dass wir bald zur Pension zurückkommen“, bat Sandra.
    Mark tat ihr den Gefallen. „Wir erreichen bald die Pension. Jens übernimmt die Führung und weist uns den Weg.“
    Erstaunt sah Jens Mark an, der sagte nur: „Lass dich von deiner Intuition leiten“, zog Stefan hoch und legte dessen Arm um seine Schultern. Ihn halb tragend, halb stützend, fragte er Jens: „Wo lang?“
    Der zuckte die Schultern und wählte eine Richtung. Es schien ihm, als wurde der Wald in dieser Richtung lichter. Nach ein paar Metern kam Sandra und hakte sich bei ihm ein. Sie gingen eine lange Zeit, niemand schaute auf die Uhr, niemand sprach ein Wort. Ob Jens richtig gesehen oder zufällig die richtige Richtung gewählt hatte, wusste er nicht, aber sie erreichten den Waldrand. Eine Brache schloss sich an, bewachsen mit Brombeer- und Himbeersträuchern und verschiedenen Büschen. Efeu rankte sich am Boden entlang und wickelte sich um Felsblöcke. Dahinter fiel ein Geröllhang ziemlich steil ab. Ein Meer aus Felsblöcken, großen und kleinen Steinen bedeckte die Schräge und gab den Blick frei auf ein Tal, dessen Grund ebenso wie die andere Seite, auf der flachere Hügel aufragten, nur vage im nebligen

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