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Alpengold (German Edition)

Alpengold (German Edition)

Titel: Alpengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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lag. Die Regenjacke hatte auf dem Rücken ein Loch, aus dem etwas Rotes herauskroch. Seine Gedanken schalteten auf Leerlauf und seine Beine rannten. Panik verdrängte jedes Gefühl und jeden Gedanken.
    Ein weiterer Knall peitschte durch die Luft, dann noch einer. Der Hang war felsiger, festes Gestein trat überall zu Tage und Jens strauchelte mehrmals. Er wurde immer schneller und versuchte, abzubremsen. Er sprang über Steine, umlief Brombeergestrüpp, das ihm schon mehrmals mit den Dornen Löcher in die Hose gerissen hatte, wich größeren Felsen aus, rutschte auf Schutt und Geröll entlang. Keuchend presste er die Hand auf die Seite, wo es höllisch stach, er hatte das Gefühl, ersticken zu müssen, weil seine Lunge zu klein war. Er musste seinen Wahnsinnslauf stoppen! Aber er musste auch hier weg! Er wollte nicht sterben, er wollte nicht erschossen werden. Mit dem Fuß stieß er gegen einen Stein, der zur Hälfte im Boden feststeckte und nicht nachgab. Jens stolperte, ruderte wild mit den Armen und stürzte, sich überschlagend, auf den felsigen Untergrund, wo er ein Stück weiter rutschte. Verzweifelt hatte er sich abgefangen und schrammte sich die Handflächen auf. Mit dem rechten Oberschenkel schrammte er über Geröll, das den Stoff der Hose zerfetzte und tiefer ging. Er spürte, wie scharfe Steinspitzen die Haut abschürften.
    Vor Schmerz schreiend, rappelte sich Jens wieder auf und wandte sich panisch um, ob der Verfolger schon heran war oder ihn mit dem Gewehr anvisierte. Durch Tränen hindurch sah er alles verschleiert, außerdem war er schon zu tief, um etwas sehen zu können. Dafür glaubte er, als er sich wieder nach vorn drehte, weit unten das Plateau und Häuser zu erkennen. Die Pension? War die Rettung nahe? Aber bis nach unten war es noch ein ganzes Stück. Sie würden es nicht schaffen. Während sie rannten, konnte der Schütze sie erlegen, wie ein Jäger, der zwei Hasen abschoss.
    Weiter links bemerkte Jens etwas Dunkles zwischen den Felsen. Einen Spalt? Eine Höhle?
    „Warte!“, rief er Sandra zu, die erst beim dritten Ruf reagierte. Sie schaute zu ihm hoch und er konnte selbst auf diese Entfernung die Panik in ihrem Blick flackern sehen.
    „Du musst nach rechts!“, er zeigte zum Spalt, der von ihm aus links lag und humpelte los. „Da rein, wir verstecken uns.“
    Sandra schien nicht nachzudenken, gehorchte nur seiner Anweisung und rannte schräg nach oben auf den Spalt zu, von dem Jens hoffte, dass es eine Höhle sein könnte. Noch etwas hoffte er inbrünstig: Dass der Irre da oben sie nicht sah! Dass er sie nicht abknallte und nicht mitbekam, wie sie die Richtung wechselten und sich versteckten.

 
     
    Kapitel 7
     
    Sie erreichten den Spalt und Jens sah sich noch einmal um. Oberhalb von ihnen konnte er keine Gestalt sehen, die ihnen folgte. Der Spalt weitete sich nach einer Biegung zu einem Hohlraum aus. Graues Gestein umgab sie im Dämmerlicht. Sandra stöhnte und zitterte. Jetzt gesellte sich zu ihrer Panik noch die Klaustrophobie hinzu und sie klammerte sich an Jens.
    Den Boden der kleinen Höhle bedeckte feine Erde, die der Wind hineingeweht hatte, Tierkot lag verstreut. Jens drückte Sandra nach unten. „Setz dich, Sandra und beruhige dich.“ Dabei atmete er selbst noch heftig und betastete stöhnend sein Bein. Es brannte und blutete, das Hosenbein hing in Fetzen.
    „Bist du getroffen?“, keuchte Sandra, die seinen Sturz nicht mitbekommen hatte.
    „Nein, ich hab‘ eine Rolle gedreht und mich überschlagen. Scheiß Steine.“
    Langsam gewöhnten sich ihre Augen ans Halbdunkel und jetzt bemerkte Sandra seine zerschrammten Hände. „Oh, die musst du desinfizieren, das Bein auch.“
    „Haha“, machte Jens und grinste missglückt. „Womit denn? Dann pack mal das Jod und einen Wattebausch aus, haha. Aber hier sind wir sicher.“ Hoffe ich, setzte er in Gedanken hinzu. Es bestand eine gute Chance, dass sie hier unentdeckt blieben und eine Weile verschnaufen konnten. An der Wand lagen einige Kalkbrocken, von denen er sich ein paar als Wurfgeschosse bereitlegte. Dann durchwühlte er, vor Schmerz zischend, seine Taschen und holte ein kleines Taschenmesser hervor, das er aufklappte. Wehrlos würde er sich nicht abschlachten lassen und als Kerl war es seine Aufgabe, Sandra zu beschützen.
    „Wenn der Typ reinkommt, sieht er erstmal nichts, das ist unsere Chance“, flüsterte er. „Wir bewerfen ihn mit den Steinen und ich renne zu ihm und steche das Schwein ab. Okay?“ Dabei

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