Alpengold (German Edition)
Dunst erkennbar wurde. Ob es ‚ihr‘ Tal, das mit der Pension war, konnten sie nicht erkennen, doch es konnte nur dieses sein. So weit, um schon an ein Nachbartal gelangt zu sein, hatten sie sich unmöglich verirrt.
Am Rand des Abhanges blieben sie stehen. „Es wird nicht leicht, hier herunter zu kommen, nicht mit Stefan“, sagte Mark.
„Wir könnten nach links oder rechts ausweichen und eine Stelle suchen, wo es weniger steil ist, aber ich fürchte, wir finden keine.“ Jens schaute Sandra an. „Kannst du alleine ...?“
Sie nickte tapfer.
Er ging zu Mark. „Dann helfe ich dir bei Stefan.“
Sandra ging vor. Sie suchte einen leichten Weg um die großen Felsblöcke herum, stieg über Steine, umging dornige Sträucher. Jens und Mark stützten Stefan, der halb bewusstlos war und dessen Körper glühte, von beiden Seiten und keuchten im Rhythmus. Sie folgten Sandra. Der Hang erstreckte sich steil etwa dreißig Meter nach unten und verlief dann wesentlich flacher, ging in eine Wildwiese über und dann schien erneut ein steiles Stück zu kommen. Als Sandra den flachen Ausläufer erreichte, drehte sie sich zu den Jungs um und schrie gleich darauf laut auf. Sie zeigte nach oben.
„Vorsicht!“
Jens und Mark verdrehten die Köpfe um sehen zu können, worauf sie zeigte. Schon polterten Steine und Schutt von oben herab, rissen weitere Steine mit sich und wuchsen sich zu einer kleinen Gerölllawine aus, die genau auf das Trio zuhielt. Kiesel sprangen in die Höhe und das Poltern wurde schnell lauter.
„Nein!“, schrie Jens auf. Er war zu keiner Reaktion fähig, schaute wie gelähmt dem Verdeben entgegen, wohingegen Mark schnell reagierte. Er riss Stefan zu Boden und stieß gleichzeitig Jens von sich weg, aus der Gefahrenzone heraus. Jens taumelte zur Seite und gelangte hinter einen Felsen, den sie umgangen hatten. Er bot ihm Schutz. Mark warf sich, gerade noch rechtzeitig, auf Stefan und schützte ihn mit seinem Körper vor der heranrasenden Steinwolke. Mit den Armen bedeckte er seinen Kopf.
Jens konnte nichts tun, nur abwarten. Sandra hatte am Hangfuß auch Schutz hinter einem Felsen gesucht. Die Steine kamen neben ihr zur Ruhe, eine Staubwolke, erstaunlich, nach der Nieselnacht, zog noch ein paar Meter weiter, ehe sie zu Boden sank. Sandra eilte erst zu Jens, dann liefen sie vorsichtig zu Mark und Stefan, die staubbedeckt am Boden lagen und sich nicht rührten.
„Was ist mit ihnen?“, fragte Sandra. „Mark?“
Sie schaute nach oben. „Da war jemand“, sagte sie aufgeregt.
„Was“, Jens tastete Mark ab. Er blutete an den Händen und wälzte sich stöhnend herum.
„Oben war eine Gestalt. Sie löste die Lawine aus. Ich konnte gegen den Himmel nicht viel erkennen, aber es war ein Mann, da bin ich sicher.“
„Der Mörder“, zischte Jens und musterte scharf den oberen Rand des Steilhanges.
„Ich glaube, wir haben ganz schön was abbekommen“, murmelte Mark. Er erhob sich langsam, dabei fiel sein Blick auf Stefan. „Oh, nein!“
Sandra schrie auf und biss sich in die Faust. Ein rotes Rinnsal zeigte sich auf ihrem Handrücken.
Jens hockte sich neben Stefan und fühlte seinen Kopf. Eine blutige Wunde mit Schmutz und Steinsplittern klaffte an seiner linken Kopfhälfte. Es floss nur wenig Blut.
„Oh, mein Gott, ich glaube, er ist tot.“
„Stefan!“, Mark rüttelte seinen Freund an der Schulter. Der Kopf rollte zur Seite. „Stefan!“ Tränen flossen Mark über die Wange und Jens fühlte ebenfalls Tränen aufsteigen.
„Der Mann“, wimmerte Sandra und schaute panisch nach oben. „Ich glaube, er hatte ein Gewehr in der Hand.“
„Wir müssen hier weg!“ Jens schaute auch nach oben zur Kante des Hanges, dann voraus. Nach zwanzig Metern ging es erneut bergab.
„Wir müssen runter, sofort! Dort finden wir Hilfe und der Irre kann uns nichts mehr tun. Dann lassen wir Stefan abholen, mit einem Rettungshubschrauber. Vielleicht lebt er noch, liegt nur im Koma oder so. Jetzt können wir nichts machen.“
Sie hasteten los, mobilisierten Kraftreserven, von denen sie keine Ahnung gehabt hatten und erreichten den Abhang. Er glich dem vorherigen Steinmeer, steil ging es nach unten.
„Runter!“, rief Jens. „Irgendwie. Los!“
Im selben Moment zuckte Mark zusammen und schrie auf. Der Knall eines Schusses erreichte sie und hallte als Echo durch die Bergwelt. Dann fiel Mark wie ein gefällter Baum um. Sandra schrie und rannte wie von Sinnen los. Jens warf einen Blick auf Mark, der auf dem Bauch
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