Alpengold (German Edition)
Vier durchwühlten den Raum, es gab nicht viel zu durchsuchen. Das einzige kleine Schränkchen, eine Kommode, enthielt Putzmittel, Lappen und alte Handtücher. Auf den Regalen standen Konservendosen, Einweckgläser, Schachteln, Holzkörbe, aber nichts Brauchbares, das ihnen die Tür hätte öffnen können.
„An Draht gibt’s nur das Drahtgitter vor dem Fenster“, sagte Chris. „Wie bekommen wir das ab?“
„Warte!“, rief Jens und griff in die Hosentasche. Hervor zog er sein Taschenmesser. Er schaute zu Sandra und grinste. Sie lächelte verunglückt zurück und die Erinnerung zeigte sich in ihrem Gesicht. Als sie auf der Flucht vor Probst vor drei Monaten unterwegs zur Pension gewesen waren, hatten sie und Jens Schutz in einer kleinen Felshöhle gefunden und Jens hatte das Messer gezogen und gesagt, damit würde er den Verfolger angreifen, wenn er in die Höhle käme. Da dieser ein Gewehr als Waffe besaß, lachte Sandra damals Tränen über das kleine Messer.
„Dann los, hebel das Gitter heraus“, sagte Chris. Jens schaffte es, einen Draht vom Gitter zu lösen. Nachdem Chris ihn zurecht gebogen hatte, versuchte er, damit das Schloss der Tür aufzubekommen. Er drehte, drückte, zog und ächzte, bemerkte die Blicke der Mädchen und verdrehte die Augen. „Wenn ihr mir auf die Finger seht, wird es nix. Das macht mich nervös.“
„Schon gut“, Sandra ging zu Jens. „Wie war es für dich? Alles in Ordnung mit dir?“
„Ja, ist okay. In der Mine war mir seltsam zumute, alles erinnerte mich an Mark und Stefan, ich hörte sogar ihre Stimmen. Unheimlich! Die Rucksäcke voll Goldgestein zu bekommen, war anstrengend, aber wir haben einen voll und den anderen halbvoll gekriegt. In der Pension waren wir auch. Rosa, die Chefin, du erinnerst dich? Sie fragte nach dir und grüßt dich.“
„Danke. Klar erinnere ich mich.“
Chris hielt plötzlich inne und bewegte sich nicht mehr.
„Was ist? Geht es nicht?“, fragte Sandra.
„Ich höre Stimmen!“ Er hämmerte an die Tür und rief laut: „Hilfe!“
Die anderen stimmten mit ein, bis sich am Schloss etwas tat und die Tür aufschwang. Zwei uniformierte Polizisten blickten ihnen entgegen. Hinter ihnen erschien Manja und ihr Gesicht hellte sich schlagartig auf.
„Madonna sei dank!“, rief sie. „Wir haben euch gefunden. Hat euch der Mörder hier eingeschlossen? Ich dachte schon, ich muss den ganzen Ort durchsuchen.“
„Wo ist der Kerl?“; Chris kniff wütend die Augen zusammen.
„Er ist weg, mit deinem Auto. Jetzt kommt erst einmal da raus.“
„Was? Mein Auto ist weg? Ich flippe gleich aus!“ Chris verlor fast die Beherrschung, das Auto war sein wertvollster Besitz. Außerdem war im Kofferraum das Gold in den Rucksäcken, das er noch nicht völlig abgeschrieben hatte und es wurmte ihn, dass Probst, dieser verdammte Kerl, nun sein Auto fuhr. Chris ballte die Fäuste und war nahe dran, loszuschreien, nur der Anblick Manjas schien ihn etwas zu beruhigen.
Sandra und Tina musterten die Fremde. Die Polizisten sagten etwas zu ihr, sie antwortete mit einem Redeschwall und wandte sich dann den anderen zu und übersetzte. „Sie nehmen uns mit auf die Polizeistation, dort haben sie einen Beamten, der mich besser verstehen kann, dann geben wir eine Anzeige auf, in Ordnung?“
In den Polizeitransporter passten sie alle hinein und Manja erzählte auf der Fahrt zur Station schnell, wie es ihr ergangen war. „Ich habe mich furchtbar erschrocken, als der fremde Mann plötzlich ins Auto stieg und mir eine Pistole vor das Gesicht hielt. Ich dachte, ein Dieb wollte den Wagen stehlen. Dann fragte er mich, wer bist du denn? Noch eine von der Rettungstruppe? Was mache ich mit dir, na, ich nehme dich vorerst als Geisel mit. Er holte er den Schlüssel hervor und fuhr los. Er sagte, er hätte euch eingesperrt und ich sollte mich ruhig verhalten. Da ich nach seinen Worten wusste, wer er war, wollte ich trotz Waffe auf ihn losgehen, aber er holte aus und erwischte mich mit dem Lauf der Pistole am Kopf. Hier!“ Sie schob ihr Haar zur Seite und zeigte eine kleine Wunde oberhalb der Stirn. Etwas Blut war ausgetreten und bereits angetrocknet.
Chris stöhnte auf und streichelte ihr über den Kopf. Besorgt sah er sie an. „Du musst zu einem Arzt!“
„Ach, Unsinn, ich bin okay, der kleine Schlag bringt mich nicht um. Also er sagte, wenn ihm was passierte, würdet ihr nie wieder freikommen und verhungern oder verdursten, also sollte ich mir überlegten, was ich tat. Ein
Weitere Kostenlose Bücher