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Alpengold (German Edition)

Alpengold (German Edition)

Titel: Alpengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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darauf nach Ayas, wo Manja mit ihrer Mama wohnte. Sie stellte ihren kleinen Fiat ab, rannte ins Haus und packte ein paar Sachen für alle Fälle ein. Ihrer Mutter schrieb sie einen Zettel und verwies auf Rosa, die über alles Bescheid wüsste.
    Chris fragte unterdessen Jens, während sie auf Manja warteten: „Was hälst du von ihr?“
    „Sie ist in Ordnung. Ich finde sie normal, ehrlich, etwas sehr temperamentvoll, eben typisch italienisch, obwohl sie ja halbe Deutsche ist. Ich hab‘ auch nichts dagegen, wenn sie mit uns nach Saint-Tropez mitkommt. Aber bei dem Austausch Gold gegen Mädchen soll sie sich zurückhalten und im Auto warten und nicht auf Probst losgehen, dafür sorgst du! Klar? Es geht zuerst um Tina – und um Sandra.“
    „Verstanden. Ich kümmere mich um Manja.“ Chris lächelte.
    „Davon bin ich überzeugt“, murmelte Jens.

 
     
    Kapitel 14
     
    Auf der Rückfahrt nach Saint-Tropez hielten sie sich hinter Turin links und fuhren den längeren Bogen zur italienischen Mittelmeerküste und nicht durch die Seealpen zurück an die Côte d’Azur. Es hatte in der Nacht in höheren Berglagen geschneit und es könnten Straßen gesperrt sein, hatte Rosa sie gewarnt. So kamen sie viel weiter östlich an die Mittelmeerküste und fuhren durch Imperia, Sanremo und Ventimiglia. Jens und Chris kannten die Strecke von der Herfahrt, doch Manja war begeistert.
    „Das ist Ligurien“, sagte sie. „Die Gegend ist so schön und das Klima mild, aber die Leute sprechen hier einen furchtbaren Dialekt. Sanremo heißt auch Blumenstadt und der Küstenabschnitt wird Blumenriviera genannt. Hier werden Nelken und Rosen gezüchtet, viele Millionen Stück in jeder Saison. Sie werden in die ganze Welt verkauft.“
    Gleich hinter Ventimiglia, noch auf der italienischen Seite, aber die Grenze zu Frankreich war schon beinahe in Sicht, geschah das Unerwartete, das Unerwünschte, dem man sich, trat es ein, jedoch nicht entziehen konnte. Sie hatten bis jetzt immer Glück gehabt, doch nun wendete sich anscheinend das Blatt.
    „Warst du zu schnell?“, fragte Manja besorgt.
    „Nein!“, protestierte Chris und bremste ab. „Ich habe keinen Bleifuß und fahre gerade im Ausland immer nur so schnell, wie es erlaubt ist. Ich habe kein Geld zu verschenken.“ Er blinkte und fuhr auf den Seitenstreifen.
    „Ach du scheiße, was machen wir denn jetzt?“ Jens raufte sich mit den Fingerspitzen die Haare.
    „Ruhig bleiben, ist sicher nur eine Routinekontrolle. Manchmal sehen sie nach Drogen oder Schmuggelware oder wollen Strafe kassieren, wenn kein Verbandskasten da ist“, sagte Manja. „Ich mache das schon.“
    „Aber wenn sie in die Rucksäcke sehen, oh Gott!“ Jens wurde blass. Er sah sich schon in einem heruntergekommenen Knast versauern. Um sich herum bärtige, geile und grinsende Verbrecherkerle und ein geschniegelter Anwalt mit schwarzem Aktenkoffer erklärte ihm etwas auf Italienisch, von dem er kein Wort verstand.
    Der Polizist, der sie mit einer Kelle an den Rand gewunken hatte, verwies sie an seinen Kollegen, der Chris bedeutete, auszusteigen. Manja öffnete ebenfalls die Tür und stieg aus.
    „Buon Giorno“, grüßte der Beamte. „Passaporto per favore.“
    Chris grüßte zurück und reichte die Papiere. „Prego.“
    Manja grüßte auch und verwickelte den Beamten in ein Gespräch. Zuerst schien der Herr ungehalten über ihre Einmischung zu sein und Jens und Chris lauschten mit offenen Mündern. Dann änderte sich der Ton der Unterhaltung. Das Mädchen und der Polizist unterhielten sich angeregter und lachten sogar. Sie sprachen so schnell, dass die beiden Jungs nicht einmal ein Wort verstanden hätten, wenn sie es kennen würden. Dann gab der freundlicher blickende Uniformierte Chris Ausweis und Führerschein zurück und sagte etwas.
    „Er wünscht uns gute Fahrt“, übersetzte Manja lächelnd. Sie dankten und fuhren weiter, während der Polizist mit der Kelle wieder ausschwärmte, ein neues Opfer an den Straßenrand zu winken.
    „Oh jeh“, Chris hob die Hand vom Lenkrad. „Das war knapp. Mir zittern die Hände, seht ihr?“
    „Na mir zittert noch viel mehr“, meinte Jens und holte tief Luft. Wenn die, wie sie sicher vorgehabt hatten, in den Kofferraum geguckt und das Gold gesehen hätten ...“ Er drehte sich um und schenkte Manja einen dankenden Blick.
    Auch Manja, die sich unbekümmert gab, wischte sich verstohlen Schweißtröpfchen von der Stirn. Die Grenzüberquerung war dagegen wieder ein Kinderspiel.

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