Alpengold (German Edition)
scusi“, Sie deutete auf das Gewehr.
„Eine Frage noch schnell“, meldete sich Chris. „Woher wusstest du, dass wir hier sind? Und wie bist du hergekommen?“
Manja lachte. Sie schien ein ähnliches Gemüt wie die Pensionswirtin zu besitzen, überlegte Jens. Erst Trauer und Tränen, eine Sekunde später schon wieder Lachen.
„Euer Auto wurde gestern gesehen, wie es an der Pension vorbei in den Waldweg fuhr, der den Berg hoch nach hier führt. Rosa ruft mich an, wenn etwas ungewöhnlich ist oder Leute, die nicht von hier sind, in den Wald fahren. Ich habe beschlossen, auf die Minen aufzupassen und nachzusehen, wenn Fremde in die Nähe kommen. Und ich bin auch mit dem Auto da, mit meinem eigenen. Auch wir Dörfler fahren Autos, oder denkst du, wir haben nur Ochsenkarren? Ich wollte mir ansehen, welche schrägen Vögel sich schon wieder hier herumtreiben. Jetzt kommt.“
Sie ging zu ihren Fiat und fuhr vor, Chris und Jens folgten ihr zur Pension. Mit gemischten Gefühlen dachte Jens an die Signora, kam aber nicht zum Nachdenken.
„Was für eine Frau“, sagte Chris. „Kreuzt mit einem Gewehr auf und hat keine Angst vor zwei Kerlen. Sie kommt mir vor, wie so ein Cowgirl aus einem Western!“
„Wenn du meinst.“
„Eine heißblütige Italienerin, caramba!“
Jens teilte seine Begeisterung nicht und hatte auch keine Lust zu fragen, was caramba bedeutete. Er musste an Tina denken, ob es ihr gut ging und ob sie an ihn dachte.
In der Pension konnten sich Jens und Chris waschen, sie bekamen Kaffee und ein üppiges Frühstück. Rosa hatte Jens herzlich begrüßt und ihn umarmt, wie einen lieben Sohn. Sie fragte ihn nach Sandra aus und wie es ihnen ginge. Dann lauschte sie mit Manja gebannt der Geschichte, warum die beiden Jungs erneut zur Mine gekommen waren.
„Dieser schreckliche Unmensch!“, rief Manja erbost aus. „Er hat jetzt Sandra und Tina in seiner Gewalt? Er hält sie als Geiseln, bis ihr ihm neues Gold besorgt? Warum habt ihr nicht gleich die Polizei gerufen?“
„Das frage ich mich auch!“, rief Rosa.
„Wir wollten erst Tina in Sicherheit bringen, dann hätten wir die Polente gerufen“, erklärte Jens.
„Das machen wir aber immernoch, wenn er uns Sandra und Tina im Austausch gegen das Gold gegeben hat“, sagte Chris. „Dann kommt er sicher lebenslänglich hinter Gitter.“
„Na, das will ich doch hoffen!“ Manja lächelte ihn an.
Chris lächelte erfreut zurück. „Warum bist du überhaupt mit der Schrotflinte angerückt?“
„Es kommt doch nie jemand her und fährt hier an der Pension weiter, den Wald hoch. Ich dachte, es wäre vielleicht der Mörder, den es an den Tatort zurückzieht oder der sich neues Gold holen will. Wanderer kommen im Oktober nicht mehr in die Gegend und die Skisaison hat noch nicht angefangen.“
„Aha.“
„Ja. Wenn ich daran denke, dass der Kerl noch frei herumläuft und Geiseln nimmt, ahrrg ...“, ihre blauen Augen schienen Feuer zu versprühen. Reichlich Temperament hatte sie von ihren italienischen Wurzeln vererbt bekommen. Etwas Ähnliches schien auch Chris zu denken und es war ihm anzusehen, dass sie ihm gefiel.
„Ich würde so gerne mit euch zurückfahren und mir ansehen, wie die Polizia den Mörder schnappt und verhaftet.“
„Sonst hilfst du ein wenig nach mit deiner Schrotflinte, die du natürlich mitnimmst“, lachte Chris.
„Das ist nicht witzig, du Kretino! Oh, perdono.“ Sie fasste Chris an der Hand.
„Schon gut“, sagte er und griff auch zu. Er ließ ihre Finger nicht wieder los. Er schaute ihr ins Gesicht, als wollte er jede einzelne Sommersprosse zählen.
„Aber kann ich nicht mit euch mitfahren? Bitte!“
„Hm, theoretisch schon“, er blickte Jens an.
„Najaa“, sagte der. „Wenn du hier nichts vorhast? Aber was ist mit deiner Mutter? Und wie willst du wieder von Saint-Tropez hierher zurückkommen?“
„Mama kommt auch mal ohne mich aus, Rosa hilft ihr, wenn sie etwas braucht. Nicht?“
Rosa nickte. „Und anschließend kommt ihr hier vorbei, bringt mir meinen Schatz Manja wieder und bekommt eine Gratisnacht in meiner Pension Casa Favre plus Frühstück, wie klingt das?“
„Oh, super!“ Jens freute sich.
„Ab er nur, wenn du das Gewehr hierlässt!“ Chris sah ihr in die Augen, spielte mit ihren Fingern und lächelte. Manja lächelte zurück und jetzt leuchtete das Blau in ihren Augen. Jens und Rosa blickten sich ebenfalls an und stöhnten zugleich auf.
„Eine neue Liebe ...“
Sie fuhren gleich
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