Alpengold (German Edition)
Ohne Halt fuhren sie an Hinweisschildern vorbei und waren gleich darauf in Frankreich. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, fragte Chris neugierig: „Worüber habt ihr denn gesprochen, du und der Polizist? Was war so lustig?“
„Ach“, Manja winkte ab und lächelte. „Ich erzählte ihm, ihr seid Austauschstudenten aus Deutschland, die sich Italien anschauen. Dabei hätten wir uns getroffen und ihr wollt jetzt mit mir auf französischer Seite ins Spielcasino gehen, um mich zu beeindrucken und vielleicht ins Bett zu bekommen. Darüber mussten wir beide lachen.“
„Aha. Sehr witzig.“
Hinter Cannes fuhren sie auf eine Raststätte und nahmen ein karges und spätes Mittagessen zu sich. Dann holte Chris sein Handy hervor und wählte Sandras Nummer. „Jetzt wird’s ernst!“
Probst meldete sich. Als er Chris erkannte, fragte er nach dem Gold.
„Das haben wir dabei. Wo sollen wir hin?“
Kommt sofort nach Saint Tropez, ins Hotel Soleil, ihr kennt ja den Weg. Dort treffen wir uns. Und keine Spielchen, keine Waffen, keine Polizei, sonst ...“
„Ist schon klar. Bis gleich.“
Manja und Jens hatten mitgehört. „Der Kerl hat nicht mal das Versteck gewechselt und ist im gleichen Hotel geblieben, das gibt’s doch gar nicht!“, regte Jens sich auf.
„Er schätzt euch eben als harmlos ein, ist doch nicht schlimm. So wird er leichtsinnig“, sagte Manja.
„Hm.“ Jens störte es, als harmlos angesehen zu werden. Sie waren doch keine Kinder! Meinte der verdammte Mörder, von ihnen ginge keine Gefahr aus? Er hätte ihm gern das Gegenteil bewiesen, doch genau das konnte er nicht. Ihnen waren die Hände gebunden, solange Probst die Mädchen in seiner Gewalt hatte. Auch danach war er noch gefährlich, er besaß die Pistole und sie hatten nichts. Sie konnten nur die Polizei rufen und hoffen, dass die alles gut machte und den Kerl schnappte.
In der verwahrlosten Straße, in der das Hotel lag, sahen sie wieder keine Menschenseele, kein Auto, keinen Lkw. Jens bestimmte energisch, dass Manja im Auto warten sollte. Mit Chris betrat der das verfallene Gebäude, ging um die leere Rezeption herum zur Tür des Apartments, in dem Probst und Tina hausten und klopfte.
Probst öffnete mit der Pistole in der Hand die Tür und winkte sie herein. „So sieht man sich wieder“, grinste er schmierig. „Wo ist das Gold?“
„Im Auto.“ Jens starrte ihn an. Er war noch wütend über die Unverfrorenheit des Kerls, sich nicht einmal ein neues Versteck gesucht zu haben und dieses Gefühl überdeckte seine Angst. „Wo sind Tina und Sandra?“
„Gefesselt im Schlafzimmer. Du“, er zeigte mit der Waffe auf Chris, „mach die Tür ganz auf und binde sie los. Aber keine falschen Bewegungen und schön langsam.“
„Chris!“, rief Sandra, als er die Tür öffnete.
„Sandra! Alles in Ordnung mit euch?“
„Es geht so. Wir haben Hunger und Durst und die Nacht war schrecklich gewesen.“
Tina nickte dazu, ihr Blick irrte umher. „Wo ist Jens?“
„Ich bin hier“, rief Jens, während Chris die Stricke löste, rührte sich aber nicht vom Fleck, da Probst die Pistole genau auf sein Gesicht gerichtet hielt.
Als Tina frei war, rannte sie zu Jens und schlang die Arme um ihn. „Hey, es tut mir alles so leid, das musst du mir glauben!" Ihren Vater würdigte sie keines Blickes.
Jens nickte vage.
„Wisst ihr etwas von meiner Mama? Wie geht es ihr?“, fragte Tina und sah einen Moment zu Sandra, bevor sie wieder Jens anschaute. „Er“, sie nickte in Richtung ihres Vaters, „verbot mir, Mama anzurufen. Ich hatte solche Sehnsucht.“
Jens antwortete leise: „Es geht ihr gut. Klar ist sie traurig, ihr geltet als vermisst. Auf der Beerdigung von Mark und Stefan weinte sie, als wären es ihre eigenen Kinder gewesen. Aber ich denke, sie ist okay.“ Er streichelte ihr Haar und drückte sie fester an sich.
So, ist gut, jetzt kriegt euch wieder ein und trennt euch, das ist ja widerlich.“ Probst lachte wieder dreckig. Ihr geht jetzt alle langsam und nacheinander durch die Tür, rechts herum und die Treppe zum Keller herunter, ist das klar? Oder muss ich erst jemandem weh tun?“
Probst winkte mit der Pistole und folgte ihnen. „Ich habe eine schöne neue Bleibe für euch organisiert. Es ist ein Zimmer hier im Hotel, allerdings ist es unten im Keller. Da sind die Mauern so dick, dass keine Schreie hier oben ankommen, aber dafür ist es nicht so heiß wie hier. Los, runter mit euch.“
„Du hast doch jetzt, was du
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