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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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Amtshandlung mit ein bisschen freundlicher Konversation aufzulockern.
    »Das weiß ich nicht. Ich bin kein Meteorologe«, kam die prompte Antwort. Betont sachlich. Ohne den leisesten Anflug von Humor. Kein Muskel im glattrasierten Gesicht des jungen Gendarmen zuckte. »Bitte warten Sie einen Moment!«, fuhr er fort, nachdem er Max’ Fahrzeugschein ausgiebig begutachtet hatte. Er drehte sich um und stolzierte mit strammem Schritt zu seinem älteren, etwas rundlichen Kollegen, der vor ihrem Dienstwagen stand, hinüber. Dort angekommen, reichte er ihm die Papiere.
    Aha, sie wollen meine Daten checken, registrierte Max. Gründlich sind sie ja, die Herrschaften hier heroben. Aber reichlich überheblich sind sie auch.
    Der ältere Beamte setzte sich mit den Dokumenten in den Streifenwagen und telefonierte, während sein aufgeblasener Adlatus wieder neben Max’ rostbraunem Gefährt auftauchte.
    »Steigen Sie bitte aus, Herr Raintaler!«, befahl er mit undurchdringlicher, strenger Miene.
    »Wozu?«, entgegnete ihm Max, der sich bemühen musste, seinen Tonfall weiterhin sachlich klingen zu lassen.
    »Das erfahren Sie noch früh genug. Bitte steigen Sie jetzt aus.« Mister Unbesiegbar legte wie im wilden Westen die Hand an seine Waffe.
    »Sag einmal, spinnst du ein bisserl, du Kaschperlkopf, du windiger? Nimm sofort deine Griffel von der Pistole, sonst hagelt es eine Dienstaufsichtsbeschwerde, die sich gewaschen hat! Hast du mich verstanden? Ja, sind denn bald alle wahnsinnig?« Max bekam einen roten Kopf. Er wollte nicht glauben, was er da gerade gesehen hatte, und gab sich alle Mühe, einigermaßen ruhig zu bleiben.
    Der junge Mann blickte leicht verunsichert zwischen Max und seinem älteren Kollegen im Streifenwagen hin und her. Derart autoritär war ihm bisher außer seinem Chef sicher noch niemand gekommen. Außer seiner Mutter vielleicht. Und seinem Vater. Aber das hier war etwas anderes. Unschlüssig hob er in einem Moment die Hand von seinem Halfter weg, um sie im nächsten Moment wieder darauf zu legen.
    »Los, machen Sie schon. Steigen Sie aus!«, wiederholte er noch einmal seine Aufforderung. Diesmal mit einem leichten Zittern in der Stimme und einem deutlichen Flackern in den Augen.
    »Einen Dreck werde ich tun, wenn Sie mir nicht auf der Stelle sagen, was Sie eigentlich von mir wollen.« Max schloss sein Fenster und sah stur geradeaus.
    Der Gendarm beobachtete ihn ungläubig dabei und rief nach seinem Kollegen. Wenig später kam der ohne Hast mit Max’ Papieren in der Hand angeschlendert, schickte den nervösen jungen Burschen mit ein paar strengen Worten zu ihrem gemeinsamen Dienstfahrzeug zurück, umkreiste einmal das alte französische Auto des Münchener Exkriminalers und klopfte vorsichtig an das Fenster, das Max gerade zugemacht hatte. »Herr Raintaler. Entschuldigen Sie bitte meinen Kollegen«, sagte er, als Max die Seitenscheibe wieder einen Spalt weit geöffnet hatte. »Er ist noch sehr unerfahren. Hier sind Ihre Papiere zurück.«
    »Ja, der spinnt doch!«, grantelte Max, während er Fahrzeug- und Führerschein entgegennahm. »Hat der gleich die Hand an der Waffe! Ohne Grund! Schau ich etwa aus wie ein Terrorist, oder was? Wollen Sie mal meinen Puls fühlen? Also, so was Blödes habe ich ja schon lange nicht mehr erlebt.« Sein Gesicht hatte immer noch rote Flecken. Er war nach wie vor stinksauer.
    »Wie ein Terrorist schauen Sie sicher nicht aus, Herr Raintaler. Schon gar nicht in Ihren feschen Knickerbockern. Und dass Sie ein verdienter Exkollege aus München sind, konnte er natürlich nicht wissen. Also, bitte entschuldigen Sie seinen Übereifer nochmals. Die jungen Leute stehen heute sehr unter Druck. Falscher Ehrgeiz, zu viele Krimis im Fernsehen, Arbeitslosigkeit und so weiter. Sie verstehen?«
    »Mag schon sein«, brummte Max und klang dabei schon wieder etwas versöhnlicher.
    »Und lassen Sie bei Gelegenheit einmal das rechte Vorderlicht reparieren«, fuhr der Österreicher in seinem unaufgeregten Tonfall fort. »Es hat den Dienst aufgegeben. Nur deswegen haben wir Sie nämlich angehalten. Und ein paar neue Wischerblätter könnten Sie sich auch anschaffen. Die hier fallen ja bald auseinander. In Ordnung? Samma wieder gut?«
    »Na gut. Vergessen wir es. Da kann Ihr Jungspund aber froh sein, dass er Sie dabei hat. Sonst kommt er vielleicht noch einmal an den Falschen. Und dann schaut er bestimmt saublöd aus der Wäsche. Das wissen Sie genauso gut wie ich. Stimmt’s?«
    »Stimmt, Herr

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