Alpengrollen: Kriminalroman
nämlich Zwilling. Und Zwilling und Waage passen super zusammen.« Sie sah ihm in die Augen und prostete ihm zu.
»Trinkt ihr immer alleine?« Ruth hatte ebenfalls ihr Glas gehoben und alle stießen bestimmt zum achten Mal miteinander an.
Was war denn Monika eigentlich für ein Sternzeichen? Stier oder Krebs? Nein, keins von beidem. Genau. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Sie war Widder. »Und wie passen Waage und Widder zusammen?«, fragte er in die Runde.
»Wieso willst du das denn wissen, Max? Hast du uns etwas verheimlicht?« Ruth hob im Scherz ihren rechten Zeigefinger und drohte ihm damit.
»Natürlich nicht. Aber ein alter Freund von mir ist Widder.« Max machte ein neutrales Gesicht. Er wusste nicht, warum er das so ins Spiel brachte. Er hätte ja genauso gut ›Eine alte Freundin von mir ist Widder‹ sagen können. Aber das wollte ihm anscheinend nicht über die Lippen kommen.
»Na gut. Wenn das so ist«, meinte Johanna erleichtert und lachte. »Also, Widder und Waage passen normalerweise überhaupt nicht zusammen. Das funktioniert in der Regel gar nicht, sagen die Astrologen. Aber es gibt auch Ausnahmen. Das hat dann etwas mit dem Aszendenten zu tun.«
»Ach, wirklich? Ja, da schau her.«
»Bestimmt. Ich schwöre es.« Johanna hob die rechte Hand und legte die linke auf seinen Unterarm.
»Ich glaube nicht an den ganzen Hokuspokus«, mischte sich Markus wieder ins Gespräch.
»Ich auch nicht«, stimmte ihm Max zu.
»Aber die Sterne lügen nicht«, beharrte Johanna. »Niemals.«
»Stimmt!«, pflichtete Ruth ihr bei. »Markus ist zum Beispiel ein Fisch. Und das passt perfekt zu einer Skorpionfrau wie mir. Ihr seht also, dass den Sternen durchaus zu trauen ist.«
»Wenn ihr Lust habt, lade ich euch später alle noch zu mir nach Hause ein. In den Partyraum. Ich sage noch ein paar Freunden Bescheid. Und dann feiern wir dort weiter. Hier ist heute eh nicht viel los. Was meint ihr?« Der skifahrende Fisch glubschte gut gelaunt in die Runde.
»Super Idee!« Max war alles recht, was nicht weiter mit den Themen Sternzeichen und gut zueinander passende Liebespaare zu tun hatte. Es berührte ihn gerade irgendwie unangenehm.
»Jawohl! Ich bin natürlich dabei!«, rief Ruth.
»Ich komme auch mit.« Johanna nahm Max fest in den Arm und küsste ihn erneut. Der fühlte sich nicht unbedingt unwohl dabei. Aber das andauernde Knutschen begann ihm doch ein kleines bisschen zu viel zu werden. Warum das so war, hätte er nicht sagen können. Waren seine Gedanken an Monika daran schuld? Wohl eher nicht. Es war einfach so. Ohne besonderen Grund. Oder war es doch wegen Monika?
Als sie eine halbe Stunde später vor der Tür in der kalten Nachtluft standen und auf ihr Taxi warteten, fuhr die schwarze Limousine, die ihm gestern schon aufgefallen war, zufällig wieder vorbei. Er sah nur den Fahrer und zwei Männer im Fond. Die Frau, die die beiden das letzte Mal zwischen sich gehabt hatten, war diesmal nicht dabei. Irgendwas ist doch faul mit denen. Ich weiß zwar nicht, was. Aber mein Spürnäschen sagt mir das einfach. Egal, Raintaler. Du hast Urlaub, denk daran. Und pensioniert bist du außerdem. Und im Ausland noch dazu. Also, was geht’s dich an. Obwohl …
21
Die Tür öffnete sich. Die Schritte, die sich ihr näherten, waren leiser als sonst. Und schneller. Und die Hand, die ihren Hinterkopf anhob, damit sie trinken konnte, war kleiner. Sie bekam zum ersten Mal ausreichend Wasser. Durfte die ganze Flasche austrinken. Bekam keine Faustschläge. Keine Tritte. Die Stimme klang nicht wie sonst, sondern viel höher und weicher. Sie musste einer Frau gehören. Sie sprach leise und beruhigend auf sie ein. Wieder in dieser fremden Sprache. Jedoch ohne zu schimpfen. Dann bekam sie zu essen. Schlang gierig herunter, was ihr auf der Gabel gereicht wurde. Das Essen war gut. Sie schmeckte Nudeln heraus und Gulasch. Aß alles auf.
Dann hörte sie, wie sich die leisen Schritte ein Stück weit entfernten und gleich darauf wieder zurückkamen. Sie spürte etwas Weiches, Warmes auf der Haut. Eine Decke. Ihre Fesseln wurden ein Stück weit gelöst, sodass der Schmerz in ihren offenen Wunden etwas nachließ. Sie stöhnte kurz erleichtert auf. Wollte sich bedanken, brachte jedoch kein Wort heraus. Irgendetwas schien ihre Gedanken auf dem Weg nach draußen zu blockieren. Obwohl sie genau wusste, was sie sagen wollte, hatte sie im Moment nicht die geringste Ahnung, wie man das ausdrückte. Sie brachte lediglich ein kurzes Röcheln
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