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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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und ziehst dich an«, befahl sie in ihrem strengsten Ton. »Und dann nichts wie weg hier. Dieser Anna kannst du ja erzählen, dass wir kurz runter zu McDonalds gehen.«
    »Aber ich lebe doch jetzt hier.« Sabine sah ihre Mutter mit dem gleichen entrückten Blick an, wie ihn ihre kleine Punkerfreundin gerade aufgehabt hatte.
    »Blödsinn, Sabine. Also, entweder du kommst auf der Stelle mit oder du gehst ins Gefängnis.«
    »Dann geh ich lieber ins Gefängnis.«
    Was war denn das? Sabine bockte? Zum ersten Mal! Anneliese erkannte ihre Tochter gar nicht wieder. Jetzt riss ihr endgültig der Geduldsfaden. »Ja, spinnst denn du? Was willst du denn da? Lesbe werden? Einen Schaden fürs Leben kriegen?«, brüllte sie aufgebracht.
    »Ja!«, brüllte Sabine trotzig zurück und stampfte mit dem Fuß auf. »Schließlich ist es mein Leben und nicht deins. Du verdirbst mir doch nur alles. Andauernd kommandierst du mich rum. Nichts erlaubst du mir. Immer soll ich nur brav sein. Daheim ist es viel schlimmer als im Gefängnis!« Während des letzten Satzes bekam sie fast keine Luft mehr. Ihr Gesicht hatte rote Flecken vor Zorn bekommen.
    »Alles in Ordnung?« Anna steckte im Zeitlupentempo ihre Nase zur Tür hinaus.
    »Alles okay«, entgegnete ihr Anneliese schnell. »Sabine kommt gleich.«
    Die Tür schloss sich wieder. Anneliese schnaubte genervt.
    »Woher willst du denn wissen, wie schlimm es im Gefängnis ist?«, fragte sie dann ihre Tochter.
    »Fridolin hat es mir erzählt.« Sabine lächelte auf einmal völlig unvermittelt. Als hätte es die heftige Auseinandersetzung gerade nie gegeben. Brachte sie etwa der Gedanke an ihren Entführer dazu? Oder kam das von den Drogen? Mein Gott. Die hat ja echt nicht mehr alle beisammen, dachte Anneliese.
    »So ein Schwachsinn!«, zischte sie leise, um Anna nicht erneut aus ihrem Zimmer zu locken. »Jetzt komm schon endlich. Bevor es noch für uns beide gefährlich wird. Wo ist der Koffer?«
    »Sag ich nicht. Der gehört dem Fridolin. Er hat gesagt, ich soll ihn für ihn abholen. Der wäre ganz wichtig für ihn.« Die schmale, kleine Sabine stand jetzt bockbeinig, wie zur Salzsäule erstarrt, mit den Händen in den Jeanstaschen, gegen die Wand gelehnt.
    »Wirklich? Stimmt das? Schau mich mal an!«
    »Ja. Es geht um etwas Geschäftliches, hat er gemeint. Mehr musste er mir auch nicht sagen.«
    Anneliese wusste sofort, dass ihre Tochter nicht log. Dazu kannte sie sie zu gut. Haschisch hin, Haschisch her. Sie hat ganz klar von nichts gewusst. Natürlich war es dieser Glanzeder gewesen, der die Erpressung geplant hatte. Gott sei Dank, dachte sie erleichtert. Und du hast schon gedacht, deine eigene Tochter wäre zur Verbrecherin geworden. Schäm dich.
    »Pass auf, Schatz. Der Koffer gehört nicht dem Fridolin. Das ist meiner«, versuchte sie ihr so ruhig wie möglich mit gesenkter Stimme zu erklären. »Da ist mein Geld drin. Ich habe ihn in dieses Schließfach gelegt und bin dir nachgegangen. Nur deshalb bin ich jetzt hier. Das musst du mir einfach glauben. Ich erkläre es dir später! Also. Hol ihn jetzt bitte und zieh endlich deinen Anorak an! Und zwar schnell. Zum letzten Mal! Die Polizei kann jeden Moment hier sein.«
    »Nein! Ich will lieber Bob Marley hören. Der hat den Menschen auf ihrem spirituellen Weg geholfen.«
    Anneliese war kurz davor, völlig zu verzweifeln. Viel Zeit blieb ihr bestimmt nicht mehr, um ihre zugedröhnte Tochter hier herauszubekommen. Sie eilte zur Garderobe hinüber und griff sich Sabines Anorak von der Ablage. Dabei entdeckte sie ihren Aktenkoffer, der die ganze Zeit darunter gelegen hatte, und nahm ihn ebenfalls schnell an sich. »Komm schon endlich!«, herrschte sie Sabine erneut ungeduldig an und hastete wieder in Richtung Tür. »Ewig kannst du hier sowieso nicht bleiben. Die schmeißen dich bestimmt bald raus.«
    »Ich will aber nicht. Außerdem schmeißt mich keiner raus. Und Fridolins Koffer darfst du auch nicht mitnehmen. Das ist Diebstahl.« Sabine rührte sich keinen Millimeter vom Fleck.
    »Ist es nicht. Weil es mein Koffer ist. Glaube mir. Also gut. Ich habe hier deinen neuen Anorak. Und ich gehe jetzt damit zu dieser Tür hinaus. Und wenn du mitkommst, verspreche ich dir, dass wir zu Hause vernünftig über die ganze Angelegenheit reden. Sobald du wieder einigermaßen klar im Kopf bist. Also, überlege es dir. Aber schnell. Andernfalls, viel Spaß im Knast.«
    Anneliese drehte sich blitzartig um, wischte zur Tür hinaus und stieg im Sturmschritt die

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