Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
Vom Netzwerk:
und Auto lass ich einfach hier stehen. Dann ist morgen früh gleich alles vor Ort. Nach Kitzbühel rüber brauch ich außer zum Rennen am Samstag gar nicht mehr zu fahren. Hier am Harschbichl sind die Abfahrten mindestens genauso gut. Und außerdem spar ich mir das Anschieben, wenn die Karre wieder nicht anspringt.
    Von wegen kein Partygetöse, dachte er, als er in das freundlich mit hellem Holz eingerichtete, großräumige Lokal eintrat. Das kann ich mir wohl gleich wieder abschminken. Hier ist ja die Hölle los.
    Eine Gruppe Jugendlicher hatte den Laden, was die Lautstärke betraf, fest im Griff. Sie sangen, tranken und tanzten um die drei runden Stehtische vor der breiten Fensterfront rechts vom Eingang herum. Max stellte sich zu dem älteren, rundlichen Gendarmen in Uniform, der abseits von ihnen am linken äußeren Rand des Tresens saß, und orderte ein Bier.
    »Ja, da schau her. Wenn das mal nicht unser Exkriminaler aus München ist«, begrüßte ihn der offensichtlich schon gut angetrunkene Uniformierte neben ihm. Er blickte ihn dabei aus dem Spiegel hinter dem Tresen an.
    »Äh, wie bitte?« Max sah irritiert zu ihm hinüber. Und erkannte ihn jetzt auch. Es war der ältere Mann, der ihn bei der Verkehrskontrolle am Montag vor dem heißblütigen Jungspund gerettet hatte. Dürfen die hier in Uniform trinken? Na sauber. »Ach, Sie sind das!«, rief er mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. »Ja, grüß Gott. Na? Außendienst für heute beendet?«
    »Es ist doch sowieso alles nur ein Riesenscheiß. Oder?«
    »Wie man’s nimmt. Nicht unbedingt.« Max bekam sein Bier und prostete ihm zu.
    »Sagen Sie mal, wieso war Ihr junger Revolverheld bei der Verkehrskontrolle eigentlich gar so nervös?«, fragte er ihn dann. »Ganz normal ist so etwas ja nicht.«
    »Ach, der Gerald. Ja, mei. Den Deppen haben sie am Abend zuvor ausgeraubt, als er mit 10.000 Euro Gewinn aus der Spielbank kam. Zwei Mann müssen es gewesen sein. Und von hinten sollen sie angegriffen haben, sodass er sie nicht richtig erkennen konnte. Nur so ungefähr.« Der Gendarm hob seine Hand und wackelte damit hin und her. »Und dann hat er sie bloß noch in so einem … großen, schwarzen Wagen davonfahren sehen«, fuhr er fort. »Und so wie es aussieht, hat er das Ganze bis heute nicht gepackt. Er spinnt immer noch total … Mit dem will keiner Streife fahren. Überall sieht der nur noch Terroristen und Schwerverbrecher.«
    »Na, hoffentlich kriegt er sich wieder ein, bevor noch irgendeinem Unschuldigen etwas passiert.«
    »Der kriegt sich schon wieder. Aber wenn ich Ihnen sagen würde, was ich außer der Sache mit dem Gerald noch weiß, dann würden Sie es mir bestimmt nicht glauben.« Er hob vielsagend die Brauen und streckte seinen rechten Zeigefinger in die Luft.
    »Aha. So, so. Und was wissen Sie?«
    »Psst«, zischte der Tiroler, sah sich mit einem auffällig unauffälligen Verschwörerblick im Lokal um, holte seinen kräftigen Zeigefinger aus der Luft zurück und legte ihn vor den Mund. »Dringende Geheimsache. Da darf nichts verraten werden. Nicht das Geringste.«
    »Aha. Verstehe«, sagte Max, runzelte die Stirn und trank noch einen Schluck Bier. Er hatte richtig Durst nach dem vielen Sport.
    Gleich darauf begann der blaue Gendarm wieder zu reden. Trotz seiner strengen Geheimhaltungsverpflichtung. »Kennen Sie die Streif?«, fragte er Max.
    »Ja, sicher. Wer kennt die nicht?«, antwortete der.
    »Aber Sie wissen nicht, was ich weiß.«
    »Stimmt.« Max wurde das langatmige Geschwafel zu blöd. Er drehte sich weg und sah zu den tanzenden Jugendlichen hinüber.
    »Und wer das Attentat nicht verhindert hat, das wissen Sie sicher auch nicht«, hörte er es auf einmal von hinten.
    Der Mund des Gendarmen befand sich höchstens noch drei Zentimeter von seinem Ohr entfernt. Für einen kurzen Moment lang war er von der hochprozentigen Fahne, die in sein Gesicht schwappte, regelrecht betäubt. Er nahm die Pranke des Betrunkenen von seiner Schulter, drehte sich zu ihm um und sah ihn an.
    »Passen Sie auf, guter Mann«, knurrte er. »Wenn Sie mir etwas zu sagen haben, dann tun Sie das. Aber hören Sie auf, mich anzutatschen oder mir ins Ohr zu sabbern. Hamma uns?«
    »Verzeihung, Herr Hauptkommissar. Entschuldigen Sie vielmals. Tut mir leid. Darf ich Ihnen ein Bier ausgeben?«
    Das letzte Mal, als Max einen so treuherzigen Blick gesehen hatte, war neulich in einem Bericht über die Schweizer Bergrettung gewesen. Sie hatten da am Ende der Sendung eine

Weitere Kostenlose Bücher