Alpengrollen: Kriminalroman
entführt und diese Frau bei der Streif getötet hätten. Das hätten doch ebenso gut hundert andere gewesen sein können. Außer, du hättest die Frau wirklich ganz genau erkannt.« Alois sprach ebenfalls fast flüsternd.
»Habe ich leider nicht. Dazu war es zu dunkel. Aber irgendwas mit denen war faul. Glaube mir. Vielleicht waren sie es ja auch, die deinen Kollegen vor dem Spielcasino überfallen haben?«
»Mag schon sein, Max. Aber was soll’s? Du weißt ja selbst, dass man auf einen so vagen Verdacht hin niemanden festnehmen kann.«
»Sicher. Da hast du natürlich recht, Alois.« Max blickte nachdenklich vor sich hin. Hatten sie am Ende sogar etwas mit Johannas Verschwinden zu tun? Herrschaftszeiten. Wo mag sie nur sein? Er trank einen Schluck.
»Na, siehst du. Und ich weiß auch nicht mehr über die Sache, als ich gerade schon sagte. Wenn man bei unserem Chef in Ungnade gefallen ist, erfährt man so gut wie gar nichts mehr. Lassen wir die Kriminalistik in Frieden ruhen. Trinken wir lieber noch etwas.« Alois zeigte mit der fröhlichen Selbstverständlichkeit des Gewohnheitstrinkers auf ihre halb leeren Gläser.
»Logisch, Alois. Einen nehmen wir noch.« Max erhaschte Rudis Blick, der gerade am anderen Ende seines Tresens bei zwei sehr jungen Urlauberinnen im rosa Overall stand, und streckte zwei Finger seiner rechten Hand in die Luft. Der wachsame Barmann hob zur Antwort den rechten Daumen. Alles klar. Bestellung aufgegeben.
Ein netter Laden, den Rudi hier hat, dachte er dann. An den großen Holztischen mit den langen, bequemen Sitzbänken kann man super in großen Gruppen feiern. Der Tresen ist riesig. Die Panoramafenster erlauben freien Blick auf Berg und Tal. Und die Piste ist gleich nebenan. Da kommen bestimmt den ganzen Tag lang jede Menge Leute vorbei. Und alle sind in bester Urlaubsstimmung. Die reinste Lizenz zum Gelddrucken. Ich möchte mal für einen Monat zur Verfügung haben, was hier an einem Tag umgesetzt wird. Mann, oh Mann. Alles in allem muss Rudi ein sehr glücklicher Mann sein.
»Noch zwei Helle für die Polizei!« Der flotte Barmann stellte grinsend die Bierkrüge vor ihnen ab.
»Danke dir, Rudi.« Alois leckte sich voller Vorfreude über die Lippen. »Sag einmal«, fuhr er dann fort. »Diese zwei reizenden jungen Damen da hinten, willst du uns die nicht vorstellen?«
»Gegenfrage«, erwiderte Rudi und grinste noch ein Stück breiter. »Hast du nicht schon genug Ärger mit deiner Frau?«
»Geh, Schmarrn. Ich will doch nur ein bisserl reden. Unterhaltung. Du verstehst? Die sind doch sowieso viel zu jung für uns. Habe ich recht, Max?«
»Auf jeden Fall, Alois. Deswegen können sie wegen mir auch gern da bleiben, wo sie jetzt sind.« Max grinste ebenfalls.
»Siehst du, Rudi. Keine Hintergedanken. Aber schon gleich gar keine.« Alois zuckte nur unschuldig mit den Achseln. »Wir sind doch keine Skilehrer«, fügte er noch hinzu.
»Was soll das denn heißen? Ich bin auch Skilehrer. Treib ich es deshalb mit allen jungen Touristinnen?« Rudi grinste immer noch breit und frech.
»Sagen wir es mal so. Du versuchst es zumindest«, krähte Alois.
Jetzt mussten alle drei lauthals lachen, weil sie genau wussten, dass er die Wahrheit sagte.
»Alles klar, Alois. Ich schick euch die beiden rüber.«
»Lieber nicht!«, rief ihm Max nach.
»Zu spät!«, meinte Alois trocken.
Max grinste. Er fand langsam immer mehr Gefallen an dem vierschrötigen Gendarmen. Als Jugendlicher hatte er mal einen Freund gehabt, Bertram. Und in seinem Äußeren und seiner ganzen Art erinnerte ihn der trinkfrohe Tiroler an ihn. Kräftig, lustig und gar nicht dumm. Zumindest, solange er nüchtern war.
Bertram und Max waren eine lange Zeit unzertrennlich gewesen. Sie hatten zusammen das Rauchen angefangen, ihren ersten Rausch miteinander erlebt und ihre Sorgen miteinander geteilt, wenn es Ärger mit den Eltern gegeben hatte. Oder wenn sie Liebeskummer gehabt hatten.
»Grüß Goddle zusammen. Der Rudi had gmeind, ihr würded uns auf ein Gedrängg einladen wollen. Stimmd des?« Die zwei Mädchen mit den lauten Quietschestimmen klimperten lustig mit den bemalten Augendeckeln und stellten sich den beiden Herren im besten Mannesalter als Geli und Susi vor.
»Ja, wenn der Rudi das sagt, dann wird es wohl stimmen.« Alois stellte ihnen sich und Max vor und gab dem jungen Lokalbesitzer und Lehrbeauftragten in Sachen Skifahren ein Zeichen.
Der verstand gleich, dass es um die versprochenen Getränke ging, hob nur den
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