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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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sich voll und ganz dem Thema Wohlfühlen verschrieben hatte. Ein wahrer Wellnesstempel. Um nicht zu sagen, eine regelrechte Wellnesskathedrale. Kein Vergleich mit Hubers kleiner Müsliklitsche, in der spurlos blonde Holländerinnen verschwanden.
    Alles hier war streng nach den Richtlinien des chinesischen Feng Shui eingerichtet. Sogar der Bauplatz selbst war danach ausgesucht worden. Überall hatte man kleine Bars installiert, an denen sich jeder Gast so viele Gesundheitsdrinks holen konnte, wie er wollte. Das Bad hatte die gefühlten Ausmaße einer Olympiaschwimmhalle. Und die Angebote an fernöstlichen Massagen, Bädern, Peelings, Masken und Schlammpackungen waren schier endlos. Max hatte sich für das günstige Einsteigerpaket entschieden. Hallenbad, Entspannungsmassage nach altem indischem Brauch, freie Drinks und Sauna. Aufenthalt drei Stunden. Danach gehe ich ganz gemütlich wieder heim, lege mich noch ein bisschen hin und später schaue ich vielleicht doch noch in den ›Lustigen Wirt‹, sagte er sich. Mal sehen. Kommt ganz darauf an, wie es mir später geht. Das lasse ich dann sozusagen auf mich zukommen. Ganz zwanglos und locker. Dann schlief er ein.
    »Hallo, Herr Raintaler!«
    »Ja, Chef! Hier bei der Arbeit!« Er blickte erschrocken um sich. Wo, zum Teufel, war er denn jetzt schon wieder hingeraten? Gerade noch hatte ihn sein Chef eines Verbrechens bezichtigt. Er hätte ihm seinen Bleistift und den Radiergummi vom Tisch geklaut und den Papierkorb. Max hatte die Tat heftig bestritten. Aber sein Chef hatte ihm mit der Todesstrafe gedroht und ihm versichert, dass er ihn eines Tages schon noch in flagranti erwischen würde. Und da würden ihm dann auch seine faulen Ausreden nichts mehr helfen.
    »Wir wären dann so weit fertig, Herr Raintaler«, verkündete die hübsche Sandy sanft und lächelte amüsiert zu ihm hinab. »Sie sind wohl ein wenig eingenickt.«
    »Äh, ja … Sieht ganz so aus, was?« Max wusste zwar wieder ungefähr, wo er war, aber was genau er hier tat, wollte ihm noch nicht so recht ins Bewusstsein rutschen. »Massage beendet?«, fragte er verwirrt.
    »So ist es.«
    »Aha. Ja, dann. Danke schön, Fräulein, äh, Sandy.«
    »Bitte schön, Männlein Raintaler.«
    »Was?«
    »Nichts!«
    »Aha, so. Ja. Na gut. Äh. Ja, dann machen Sie es gut. Und vielen Dank noch mal. Die Massage war sehr … äh … schön. Ich glaube, ich gehe erst mal eine Runde schwimmen. Muss den Kopf wieder klar kriegen.«
    »Das wird Ihnen sicher guttun, Herr Raintaler. Auf Wiedersehen.«
    »Ja. Auf Wiedersehen.« Er trollte sich Richtung Hallenbad. Ja, so ein Schmarrn. Todesstrafe wegen Radiergummi-Klau. Da sieht man mal, dass Träume nichts als reiner Blödsinn sind. Außer den konkreten Träumen, die du im Wachzustand hast. Die sind wichtig. Selbst wenn du sie nie erreichst. Aber sie halten dich am Laufen.
    Am Becken angekommen, stieg er über die breite Treppe auf der Nichtschwimmerseite in das türkisfarbene, weitläufige Nass und tauchte kräftig unter. Dann begann er, gleichmäßig seine Bahnen zu ziehen. Mit Monika warst du auch mal in so einem superschicken Hotel, erinnerte er sich. Ein einziges Mal. Zum Abendessen. In unserem ersten gemeinsamen Jahr.
    Sie waren damals runter an den Gargano getrampt. Und hatten dort zwei Wochen auf einem Zeltplatz verbracht. Viel Geld hatten sie nicht gehabt. Doch es hatte ihnen nichts ausgemacht. Die Sterne da unten hatten auf jeden Fall viel heller geleuchtet als die zu Hause. Er hatte Monika fachmännisch erklärt, dass dies daher käme, dass keine größere Stadt und somit kein störendes Licht in der Nähe seien. Sie war sich da nicht so ganz sicher gewesen. Vielleicht ist man ihnen hier nur ein Stück näher, hatte sie ihm geantwortet und ihn geküsst.
    Und am letzten Abend waren sie dann eben zum Abschied in diesem teueren Hotel gewesen. Für ein romantisches Dinner bei Kerzenlicht. Aufmerksame Kellner im Frack hatten ihnen mit weißen Handschuhen aufgetischt. Die Champagnercreme mit Hummerstücken war vorzüglich gewesen. Und der Wein und die Rinderfilets ausgezeichnet. Soweit sie das damals beurteilen konnten. Aber trotzdem hatten sie sich lange nicht so wohl gefühlt wie auf ihrem Zeltplatz oder am Meer.
    Er stoppte vor dem kräftigen Strahl einer der zahlreichen Wasserdüsen und ließ sich am ganzen Körper davon massieren. Wie anders heute doch alles ist. Aber so geht es halt einmal. Die Welt ändert sich und wir ändern uns mit. Jetzt ist es aber wieder gut,

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