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Alpengrollen: Kriminalroman

Alpengrollen: Kriminalroman

Titel: Alpengrollen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerwien
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Raintaler. Sonst machst du noch deiner Tiroler Zimmerwirtin Konkurrenz mit deinen Sprüchen. Nach dem Schwimmen legte er sich in einen der Liegestühle, die, fein säuberlich aufgereiht, neben dem Becken standen, und genoss die Aussicht hinter der riesigen Panoramafensterfront. So sollte ein Urlaub sein. Na ja. So ähnlich jedenfalls. Man würde es halt schon gerne mit jemandem teilen, was man so alles sieht, beobachtet und erlebt. Aber sowohl die Münchenerinnen als auch die Holländerinnen hielten sich ja anscheinend am liebsten bei sich zu Hause auf. Was soll’s? Selber schuld.

39
     
    Johanna und Jessika durchsuchten ihr Gefängnis nach brauchbaren Waffen, die sie ihren Entführern um die Ohren hauen konnten, sobald die wieder zur Tür hereinkamen.
    »Schau mal, was ich hier habe, Jessika.« Johanna hielt triumphierend einen Spaten hoch, der geradezu dafür gemacht zu sein schien, den Gegner mit einem kurzen, kräftig geführten Streich zu köpfen. Aber auch für einen von oben geführten Schlag zu reinen Betäubungszwecken schien er ihr absolut geeignet.
    »Super! Ich habe auch was gefunden. Guck!« Jessika bewaffnete sich gerade mit den dicken Kieselsteinen, die in der alten Schubkarre herumlagen. Sie grinste zufrieden.
    »Super! Das sind eins a Wurfgeschosse!«, lobte sie Johanna.
    Dann drapierten sie noch die Gabel eines Rechens vor der Tür. Und zwar genau so, dass der Erste, der einträte, unweigerlich draufsteigen musste und den Stiel anschließend an den Kopf bekäme. Als alles fertig war, übernahm Johanna ihren Posten gleich neben der Tür. Und Jessika verschanzte sich, ein Stück weit von ihr entfernt, hinter der quergestellten Schubkarre.
    »Und was machen wir, wenn sie uns trotzdem besiegen?« Sie sah flehentlich zu Johanna hinüber, in der Hoffnung, dass sie eine Lösung für diesen Supergau parat hatte.
    »Die besiegen uns nicht! Niemals!«, versicherte ihr Johanna und stand dabei unerschütterlich wie der berühmte Fels in der Brandung aufrecht im Raum.
    »Ja!« Das war genau das, was Jessika hören wollte. Ein Ruck ging durch ihren schmalen, geschundenen Körper. Okay, ihr Schweine. Dann freut euch schon mal auf richtig großen Ärger. »Ich bin so froh, dass du bei mir bist, Johanna«, sagte sie dann. »Ich hatte solche Angst. Die haben mir so sehr wehgetan. Das kannst du dir gar nicht vorstellen.«

40
     
    Max duschte zum Abschluss noch einmal, zog sich in aller Ruhe an und trat geerdet und gut gelaunt in den eiskalten Januarabend hinaus. Der reinste Balsam für die Seele, so ein paar Stunden Wellnessaufenthalt. Man geht als abgetakeltes Wrack rein und kommt als stolzes Flaggschiff wieder raus. Genial. Das mache ich jetzt öfter. Ich muss ja nicht jedes Mal so weit fahren. Bei uns in Süddeutschland gibt es schließlich genügend solcher Angebote. Im Internet wimmelt es nur so davon. Das habe ich doch schon vor zwei Jahren gesehen, als ich Monika zum Geburtstag ein ganzes Wochenende schenken wollte. Was ich dann aber doch nicht gemacht habe, weil sie zur selben Zeit unbedingt mit Anneliese nach London fliegen musste. Da konnte so ein albernes Wellnesswochenende von mir natürlich nicht mithalten. Er stapfte mit großen Schritten los in Richtung Marias Pension. Doch kaum war er 100 Meter weit gegangen, klingelte sein Handy. Ruth war dran.
    »Hallo, Max. Hast du inzwischen etwas von Johanna gehört?«, fragte sie. Sie klang so, als hätte sie einen Schnupfen.
    »Leider nicht, Ruth. Was ist mit dir? Weinst du?«, erwiderte er.
    »Ach, nichts. Ich mache mir nur Sorgen. Daheim ist sie nicht. Und im Zug war sie auch nicht.«
    Ruth würde keine Schwäche eingestehen. Sei sie auch noch so gering. Das wusste er. So weit hatte er sie kennengelernt. Hättest du von Anfang an gescheiter mit ihr anbandeln sollen? Blödsinn, Raintaler. Alter Depp.
    »Hier ist sie auch nicht«, sagte er. »Ich hab bei der Polizei und im Krankenhaus angerufen. Und vorhin sogar noch bei der Bergwacht. Nichts. Niemand hat eine blonde Touristin aus Holland gefunden.« Er deutete ein paar halbherzige Kniebeugen an, um seinem etwaig drohenden Erfrierungstod gleich mal ein Schnippchen zu schlagen.
    »Das klingt ja sehr verdächtig.«
    »Weiß ich nicht, Ruth. Du hast doch selbst gesagt, dass sie schon mal abgetaucht ist. Ich wüsste jedenfalls nicht, wo ich sie suchen sollte. Im Hotel habe ich sogar persönlich nachgefragt. Und einmal noch am Telefon. Ebenfalls ohne Ergebnis.«
    »Na gut. Warten wir bis morgen. Aber dann gehe ich

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