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Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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Geheilte, die die Schulmedizin aufgegeben habe, könnten das bezeugen, Kontaktaufnahme und Beratung seien unverbindlich und kostenlos. Die angegebene Telefonnummer war dieselbe, die Jakob auf seiner Visitenkarte hatte. Sein vollgekotzter Anzug sah teuer aus, er hatte einen Ring mit Brillant am Finger in der Schüssel. Er hatte von großer Dankbarkeit gesprochen. Jakob hatte noch nie einen Menschen angebettelt. Jakob hatte noch nie jemanden bestohlen. Die Heilmethode, deren Ablauf allein der befallene Körper bestimme, stamme von den alten Germanen, die auf dem deutschen Gebiet ein tausendjähriges Reich errichtet hätten, lange bevor die römischen Bastarde sie überrannt und die alte Kultur zerstört hätten. Die viel zu lange vorherrschende Überfremdung des Germanischen nehme nur allmählich und doch unaufhaltsam ab. Neue Zeiten seien gekommen. Auch als Gesunder empfehle es sich heute schon, in den Körper zu lauschen, um am Siegestag auf der richtigen Seite zu stehen. Viel mehr konnte er über die Homepage nicht rausbekommen. Es gab keine Linkliste und im Impressum nur Lugner wieder mit seiner Adresse auf dem Land. Ein Ort namens Oberschöneberg, abseits großer Straßen, einsam auf dem Land, auch keine Touristen, nur Menschen, die wussten, was sie wollten, wenn sie sich dorthin begaben.
    Es war kurz nach elf. Jakob stand im Begriff, einen unverbindlichen Anruf zu starten, als ihn just ein ebensolcher erreichte. Katharina.
    »Mir geht es gut«, log er ihr vor. »Dir auch?«
    »Mir auch. Ich bin einsam. Kurz habe ich gedacht, ich hätte mich daran gewöhnt, dann haut es wieder rein, plötzlich, mitten in der Nacht. Wo warst du gestern Nacht? Ich habe es probiert bei dir. Du unternimmst doch nichts mehr wegen Birne? Ich mache mir Sorgen, wenn du was unternimmst.«
    »Ich war im Theater und danach auf der Premierenfeier«, berichtete Jakob.
    »Geht es dir wirklich gut?«
    »Einwandfrei. Ich bin nur gerade nicht so flüssig.«
    »Soll ich dir Geld geben?«, bot sie an.
    »Nein, nein, ich kann dich nur nicht groß ausführen zurzeit.«
    »Sollen wir uns wiedersehen?«
    »Gern. Ich komme vorbei. Kochst du uns was?«
    Sie mmmhte zur Bestätigung. »Es gibt für alles Fristen. Wann darf ich sagen, dass er nicht mehr wiederkommt? Wann darf dieses elende Hoffen meinen Alltag nicht mehr bestimmen? Wann bekomme ich dieses Stück Freiheit wieder zurück?«
    »Birne wird wiederkommen. Ich weiß das, Katharina. Ich bin jetzt ganz sicher. Du darfst keine Sekunde daran zweifeln, das hält ihn nur ab.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich spüre das. Sag mal nichts, hör dich und mich atmen. Merkst du, wie wir synchron werden und jetzt höre in dich, hör diese Stimme, die sagt: Ich komme zurück. Hörst du sie? Ganz leise?«
    »Ja, ich höre sie.«
    »Und jetzt, sag mal nichts. Hörst du, wie sie lauter wird?«
    »Ja, sie wird lauter, du hast recht.«
    »Siehst du.«
    Katharina dankte, nun sei sie wieder glücklich, sie freute sich auf ihr Aufeinandertreffen am Abend. Jakob nahm noch einen Butterkeks, der schmeckte süßlich und nach aufkommender Übelkeit. Heute wird es noch warmes Essen geben.
     
    »Dr. Lugner, erinnern Sie sich an mich?«
    »Ich erinnere mich an alles, ich bin eine alte Eiche, ich lese in meinen Jahresringen, darin geht nichts verloren.«
    »Wir haben uns gestern auf der Herrentoilette getroffen.«
    »Jetzt weiß ich, wer Sie sind, ich habe Sie gebeten, bei mir anzurufen.«
    »Genau deswegen rufe ich jetzt an.«
    »Ich muss kurz aus dem Raum gehen, dann sind wir ungestört. – So. Was gibt es?«
    »Ist alles in Ordnung bei Ihnen?«
    »Wunderbar. Ich habe mir meinen Handywecker gestellt, nachdem Sie mich so dankenswerterweise auf das Sofa gelegt haben. Nach einer halben Stunde war ich wieder wach und wie neugeboren und konnte auf das Fest zurück. Ohne Sie wäre das heikel ausgegangen. Sie sehen, auch uns Älteren geht mal was daneben. Und früher waren wir auch nicht anders als Ihr Jungen. Ich hab was übrig für die Jugend. Danke vielmals, vielen Dank.«
    »Keine Ursache.«
    »Ist noch was?«
    »Nein, wenn es Ihnen wieder gut geht, dann bin ich schon zufrieden.«
    »Ich würde mich Ihnen ja so gerne erkenntlich zeigen. Aber Geldgeschenke unter Erwachsenen finde ich albern. Trinken Sie Rotwein?«
    »Ich bin Anti-Alkoholiker.«
    »Bedauerlich, bedauerlich. Da fällt mir was ein. Wenn Sie am Sonntag nichts vorhaben, dann lade ich Sie zu mir ein. Ich halte einen Brunch ab für meinen Gesellschaftsverein. Sie haben

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