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Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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die Adresse auf meiner Karte, da wohne ich und da habe ich meine Praxis. Lauter aufregende Leute kommen, die werden Sie bestimmt begeistern, wenn Sie gern auf Theaterpremieren gehen. Und wer weiß, vielleicht können wir Sie sogar als Vereinsmitglied werben.«
    »Was ist das für ein Verein?«
    »Ich nenne ihn einen Gesellschaftsverein. Was machen wir? Vor allem machen wir uns Gedanken, wie es den Menschen auf dieser Welt besser gehen kann und manchmal starten wir eine Aktion, da werden wir richtig aktiv. Kommen Sie halt.«
    »Ich komme gern.«
    »Das freut mich aber, und Sie müssen meine Frau kennenlernen. Wir erfinden dann noch eine gute Geschichte, woher Sie mich kennen. Da machen wir uns ein Geheimnis, das uns unser Leben lang aneinander binden wird.«
    »Kennen Sie jemanden namens Trimalchio?«
    Lugner war kurz überwältigt, nur kurz. »Wer hier lebt, kennt Trimalchio, ein bunter Hund in der Stadt, ein wilder Hund, der hat hier mehr uneheliche Kinder rumlaufen als der gesamte Stadtrat plus Episkopat, nur dass er es nicht zu verstecken versucht.«
    »Der wollte Sie und Ihren Verein um einen Gefallen bitten für diesen Samstag.«
    »Davon weiß ich nichts. Was soll denn da sein?« Lugner wurde aggressiver. »War er wieder recht besoffen?«
    »Kann schon sein.«
    »Wie gut kennen Sie denn den?«
    »Nur flüchtig.«
    »Dann gebe ich Ihnen einen guten Rat. Nehmen Sie ihn nicht allzu ernst, bleiben Sie am besten ganz fort von ihm, der ist keine gute Gesellschaft für einen Samariter, wie Sie einer sind. Und die Gesellschaft, in der der sich bewegt, ist meistens noch schlimmer als er selbst. Bleiben Sie weg, kommen Sie zu uns.«
     

Fressen
    Jakob war nicht dünn, er war ausgehungert. Er stopfte das Futter in sich, ohne zu kauen. Katharina hatte die Nahrungsaufnahme weitgehend eingestellt und beobachtete ihn, den Bruder. Er war ohne Geschenk gekommen, allerdings auch ohne schlecht zu riechen. Seine Augen zuckten Richtung Esstisch, als sie ihm im Stehen ein Glas Sekt anbot. Er trank nicht. Er vermied es zu trinken, bis sie sich an den Tisch setzten. Dort ließ er Wasser fließen und Brocken rutschen.
    »Dir schmeckt es.«
    »Ausgezeichnet. Ich verstehe meinen Bruder, bei dir wäre ich auch geblieben.«
    »Dann bleib doch. Er hat dir den Schlüssel selbst gegeben.«
    Jakob stoppte.
    »Da. Solange er nicht da ist. Der Kühlschrank ist voll.«
    »Ich will mich hier nicht durchschnorren.«
    »Wir brauchen ständig etwas voneinander. Über eine Mahlzeit reden wir gar nicht.«
    Es klingelte, sie musste raus. Jakob blieb eingefroren am Tisch sitzen. Er trank einen Schluck Wasser. Clemens kam in den Gang. Er flüsterte, hatte aber Mühe dabei, immer wieder rutschte ein lauter Satz in seine Rede. »Wieso ist der schon wieder da?« »Würde ich nicht, wenn es nicht wichtig wäre.« »Nein, ich packe es gleich wieder.« Er zog seine Lederjacke nicht aus. Vor dem Abhauen, streckte er seinen Kopf ins Zimmer und rief Jakob ein lautes »Servus« zu. Jakob erwiderte nichts, es lagen ihm 15 Gramm angekaute Spaghetti auf der Zunge.
    Katharina zupfte sich am Ohrläppchen, als sie wieder neben ihm saß.
    »Hatte der Clemens nichts essen wollen?«, startete Jakob das Gespräch neu.
    »Die haben den Birne getroffen.«
    »Wie bitte?«
    »Oder auch nur kurz gesehen. War ein Konzert in der Kantine, eine Punkband mit Namen Impotenz, alte Herren, die ihre große Zeit in den 80ern hatten und es jetzt noch mal wissen wollen, da war er auch, ganz ruhig und selbstverständlich, ein Kumpel hat ihn bemerkt. Wie die auf ihn zu wollten, ist er weg, ein paar Schritte ins Volk, aus dem Raum und weg war er, aber er war es, ganz sicher. Dann will er doch nichts mehr mit uns zu tun haben.«
    Jakob schluckte. »Wieso hast du nichts dagegen, dass Clemens sucht? Wieso soll ich nicht suchen?«
    »Clemens hat einen Haufen Freunde, er weiß, wie er sich schützen kann. Er sucht auch nicht richtig, die haben ihn halt jetzt zufällig gesehen, und das hat er mir sagen wollen.«
    Jakob stand auf. »Meinst du, ich kann nicht auf mich aufpassen? Nur weil ich der kleine Bruder bin, muss jemand auf mich aufpassen. Nie traut man mir was zu.« Er ging zum Terrarium und holte aus der Dose eine Grille, warf sie zum Reptil rein, das drehte nicht einmal den Kopf, die Grille zirpte.
    »Die fressen, wenn sie älter werden, kaum noch Fleisch. Dann wollen sie Gemüse.« Älter. »Komm her«, befahl Katharina, Jakob gehorchte. »Jetzt weiß ich, dass er noch lebt. Jetzt will ich

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