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Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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bedanken. Der Gefallen, den Sie mir eben erwiesen haben, ist größer, als er Ihnen im Moment scheint. Melden Sie sich die kommenden Tage mal.«
    Nach ein paar Metern kannte sich Jakob wieder aus. Da war das Büro von Albert Neun, von da wusste er, wie er zurück auf die Party kam. Aus dessen Büro kamen seltsame Geräusche, ein Schnaufen, Holz, das gegen Beton schlägt. Die Tür war nicht abgeschlossen. Jakob öffnete sie leise und spähte vorsichtig hinein. Albert Neun hatte auf seinem Schreibtisch freudlosen Geschlechtsverkehr mit seiner Assistentin, er erinnerte sich an ein Bild von Helmut Newton. Damit hatte sie nächste Spielzeit ihre eigene Inszenierung. Jakob bemerkte keiner.
     

Trinkraum
    Jakob hatte das Gefühl, sich bestrafen zu müssen. Er hatte umsonst gegessen und umsonst zwei Schlucke aus einem Bier bekommen, dessen Rest warm wurde und auf der Premierenparty vergeblich auf ihn wartete. Er schlenderte ohne Eile Richtung Bahnhof, rechts an ihm vorbei, unter einer Unterführung durch und stand dann vor dem Rosenaustüberl, wohin auch Birne immer musste, wenn die Ordnung aus den Fugen war. Man konnte von außen nicht in den Gastraum sehen, es hingen rauchbeige Gardinen in den Fenstern und eine grellgelbe Halogenröhre. Wer nicht ernsthaft trinken musste, wurde davon abgestoßen. Ein dunkler Drang zog Jakob rein. Drei Tische, einer davon besetzt, und die Plätze an der Theke, von denen auch nur einer besetzt mit einem grauhaarigen Mann, der gewaltig einen sitzen hatte, ansonsten relativ unverlebt dreinblickte. Jakob setzte sich an die Theke mit zwei Hockern Abstand und hatte, ohne irgendwas zu sagen, ein phänomenal schlecht eingeschenktes Helles vor sich stehen. Diese Plörre kippen zu müssen, bedeutet auch für einen guten Trinker wie Birne Strafe. Jakob hob das Glas versuchsweise, setzte es aber wieder ab, bevor die Flüssigkeit seine Lippen berührte. Da drin schwammen seine letzten Euros. Es wurde geraucht in dem Raum, was nicht heißt, dass hier geraucht werden durfte, sondern dass alle rauchten, als wäre morgen der Tabak weg von der Erde. Mehr noch als nach Rauch, roch es nach Testosteron. Alle Gäste waren Männer, nur die Thekenkraft war eine Art Frau. Jakob vertiefte sich in eine Boxveranstaltung im Fernsehen.
    Er reagierte wie aus einem Nebel heraus, weil er es für so unglaublich hielt, dass ihn hier einer ansprach. »Hey Mann, kannst du nicht mehr trinken oder noch nicht?« Der Thekenpartner war das, hatte seine Zigarette für den Satz aus dem Mund genommen und schob sich jetzt neben Jakob. »Komm ich zahl dir einen Schnaps. Ich trinke Birne, du auch.« Er winkte der Bedienung: »Zwei Willi.«
    Jakob ließ sich auf ein Anstoßen ein.
    »Nicht dass du denkst, ich quatsche wahllos Leute in Kneipen an, keine Angst, so einer bin ich nicht; dein Gesicht ist mir so bekannt vorgekommen, ohne Bart und Brille könntest du ein Kumpel von mir sein und so würde ich euch glatt für Brüder halten. Aber blödes Thema, das mit dem Kerl. Nix für ungut, war nett, mit dir zu plaudern. Schönen Abend noch.« Er wollte wegrücken.
    »Wer ist denn Ihr Freund?«, hielt Jakob ihn fest.
    »Der heißt Birne. Den wirst du nicht kennen, der kommt ursprünglich nicht von hier.«
    »Doch. Das ist mein Bruder. Dass wir uns ähnlich sehen, hat noch keiner gesagt.«
    »Ich heiße Trimalchio. Wo steckt er denn jetzt, der Birne? Kommt er gar nicht mehr oder was?«
    »Ich habe genauso wenig Ahnung wie Sie.«
    »Sag halt auch du wie ich«, bot Trimalchio an. »Ich wusste nicht, dass du existierst, der erzählt nie was Privates. Schämt er sich für dich? Muss man sich für dich schämen?« Trimalchio rückte theatralisch weg und schüttelte albern seinen Körper, als hätte man ihm einen Aschenbecher in den Nacken geleert.
    »Ich versteh dich so schlecht, die Musik ist so laut.«
    »Die Musik ist nicht laut«, verteidigte Trimalchio die Anlage. »Ich werde leiser, wenn ich gesoffen habe. Was ist mit deinem Bier? Willst du das nicht? Ich biete mich an.«
    Jakob erlaubte es. »Er hat mir einen Umschlag zukommen lassen mit den Schlüsseln zu seiner Wohnung. Kein Kommentar dazu. Kann sein, dass er abgetaucht ist.«
    »Du hast die Schlüssel zu seiner Wohnung? Dann gehen wir doch dahin. Ist er immer noch mit der Katharina zusammen? Ich hab gesagt, wenn er die Woche nicht auftaucht, dann knall ich sie mir, geiler Käfer.«
    »Ich habe ihr den Schlüssel zurückgegeben.«
    Trimalchio starrte ihn stumm an, dann: »Also, dann bums

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