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Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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eigenartigen Sonne, das auch Clemens trug.
    »Die Bullen!«, rief der rechts von Jakob.
    »Wir müssen allein weiter«, sagte Oliver. »Kannst du?«
    Jakob nickte, sie ließen ihn los. Jakob rannte weiter. Über die Straße in die Fußgängerzone. Er rannte, was seine Lungen ihm erlaubten. Er kam auf den Rathausplatz. Die Sonne schien, die Cafés bewirteten ihre Gäste draußen. Vom Lärm 300 Meter entfernt war hier nichts mitzubekommen. Jakob drehte sich um, hinter ihm rannte niemand mehr.
     
    Während daheim der Laptop hochfuhr, aß er den Rest der Spaghetti, die ihm Katharina gestern in einer Plastikbox mitgegeben hatte. Er hatte wilde Bilder und er hatte schöne Splitter. An Samstagen kommen keine Überweisungen an.

Landpartie
    »Hast du den Mut, dich auf ein Spiel auf Leben und Tod einzulassen?«, fragte Oliver, als er neben Jakob in die Hecke pisste.
    »Danke, nicht nötig«, erwiderte Jakob.
    Oliver schubste ihn in seinen Strahl. »Ich frage nur ein Mal, dann bist du einfach dabei.«
    »Arschloch, kleines.«
    »Wie bitte?«
    »Nichts.«
    »Wie sehen uns.«
    Jakob kehrte zurück zum Fest auf der Terrasse. Ein riesiges Haus, in das ihn Lugner eingeladen hatte, eine eigenartige Gesellschaft allerdings. Feine, fette, greise Herren, die pfeifend atmeten, Zigarre rauchten und fest fraßen und junge Schnösel, die sich nobel zurückhielten. Lugner hatte Jakob herzlich begrüßt und ihn mit seiner Frau bekannt gemacht. Sie war das einzige weibliche Wesen des Vormittags, sie zeigte ihm, wo er sich Bier und Weißwürste holen konnte und wandte sich dann anderen Gästen zu.
    Jakob hatte sich von Katharina einen Anzug und das Auto geliehen, er musste raus aufs Land, keine kurze Strecke, 25 Kilometer in den Westen, mit dem Zug auch schlecht zu erreichen. Niemand ließ sich herab, mit ihm zu reden. Eine Gruppe, der er nahe stand beim Wurstaufladen, hörte er über Bärenjagderlebnisse in Polen sprechen. Nach ihm war Albert Neun aufgetaucht, auf seinem Kopf ein Verband, in seiner Begleitung Oliver, schön zurechtgemacht, der kleine Nazi.
    »Ich habe gehört, Sie wollen in unser Spiel einsteigen.« Albert Neun war neben Jakob aufgetaucht, er hatte bereits eine mächtige Alkoholfahne.
    »Da hat mich jemand falsch verstanden.« Jakob drehte sich weg.
    »Allein schon Ihr Erscheinen hier ist gleichbedeutend mit dem Setzen des ersten Spielsteins. Sie kommen nicht mehr raus.«
    Die Hausherrin brachte eine Schüssel Bowle, die Neun anzog wie schlechtes Licht die Motten. Jakob suchte Dr. Lugner. »Ich packe es jetzt, ich habe eine Menge Arbeit heute Nachmittag. Danke für die Einladung.«
    »Sie können jetzt noch nicht gehen. Der Höhepunkt kommt erst noch, den verpassen Sie dann.«
    »Danke für den Höhepunkt. Ich muss wirklich.«
    »Wenn Sie jetzt versuchen davonzufahren, zerschieße ich Ihnen persönlich die Autoreifen. Jetzt nehmen Sie erst mal ordentlich.«
    Frau Lugner brachte ein Tablett mit brennenden Sambuca-Gläsern. Jakob konnte nicht aus. Als alle hatten und sich mit den Worten »Thor aus!« zugeprostet hatten, blies Jakob die Flamme auf seinem Schnaps aus und kippte. Ihm wurde sofort übel.
    »Liebe Kameraden, jetzt sind wir so weit. Folgt mir, ich verspreche euch, dass es heute besonders lustig wird.«
    Sie gingen hinters Haus in einen Schuppen, in dem sich ein ein Meter hoher Bretterverschlag befand, darüber war ein Gitter bis kurz unter die Decke. Es sah aus wie eine breite Pferdekoppel, der Boden war aus Beton und mit Flecken übersät. Die Männer versammelten sich, pressten die Nasen durch die Gitter, tranken Bier und jubelten in die leere Fläche hinein. An der hinteren Wand öffnete sich ein Türchen und entließ einen Collie. Der lief, verwirrt plötzlich das Zentrum der Aufmerksamkeit zu sein, im Kreis, bellte auch gelegentlich gegen die Gaffer, die Geldscheine gezückt hatten und Wetten abschlossen. Das Türchen war wieder zu und bot keine Rückzugsmöglichkeit mehr. Jakob sah, wie Albert Neun Oliver fest in seinen Arm nahm und ihm zärtlich die Glatze küsste. Ein zweites Türchen öffnete sich und entließ einen Dobermann, so groß, dass er gerade über die Bretterwand ragte mit seinen Schultern. Die Zuschauer wichen unwillkürlich einen Schritt zurück vor dem majestätischen Tier, das seine Fanreihen entlang trabte. Der Collie bellte furchtbar, der Dobermann schritt unbeirrt auf ihn zu. Blitzschnell, so dass sogar der Lärm kurz verstummte, stürzte er sich auf den Hals des Collies und drückte seine

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