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Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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auch wissen, was das soll, jetzt soll er auch hierherkommen und mir sagen, dass Schluss ist. Clemens und seine Leute suchen ihn jetzt. Wenn sie ihn haben, dann sollen sie ihn herbringen, lebend oder halb tot, mir egal, habe ich gesagt.«
    Jakob legte ihr eine Hand auf die Schulter.

Demo
    Man kam nicht durch zum Theater, da stand eine Kette Polizei und drumherum Tausende, alle Mögliche, die den Massen gefolgt waren und begeistert »Nazis raus!« skandierten. Die Nazis selbst standen auf dem Platz vor dem Theater, keine 50, wütende Glatzen, die brüllten die Gegendemonstranten wild an. Man verstand nichts. Auf dem Dach des Theaters bewegte sich was. Da war jemand. Vier Menschen entrollten ein Banner, das munter im Wind wehte und sich nur mit großer Kraft festhalten ließ. Ein Fünfter hielt ein Megaphon und begann zu brüllen. Man verstand nichts. Der Lärm wurde nur noch mehr. Der Fünfte war – Jakob konnte es erkennen – Albert Neun. Ein Sechster kam dazu und fotografierte heftig. Jakob hatte seine Kamera auch dabei – für die Splitter. Er steuerte eine ältere Frau neben sich an.
    »Entschuldigung.«
    »Was gibt es, junger Mann?«
    »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Nur zu.«
    »Wie kommen Sie auf diese Demo?«
    »Mei, wir sind zum Einkaufen in die Stadt gefahren. Da sagt meine Schwester, was isch denn da vorne. Dann simmer hin und jetzt simmer halt dabei. Was soll i da mehr verzähla?«
    Die Nazis hatten die Haupttür des Theaters im Rücken. Die öffnete sich jetzt. Franzbein kam heraus, er trug einen schweren Kübel. Mit einem Schwung entleerte er ihn über die kahlen Köpfe und übergoss sie mit noch flüssigem Fritteusenfett. Es waren so wenige, dass jeder ein paar Spritzer abbekam. Ihre Überrumpelung nutzend, verschwand Franzbein wieder im Theater. Die Nazibagage drehte sich wütend um und sah ihren Feind im sicheren Glashaus sitzen und ihnen eine lange Nase drehen. Sie stürmten los. Sie schlugen auf die Scheiben ein. In Sekunden würden sie brechen. Die Polizisten warfen sich ihnen in den Rücken mit Schlagstöcken. Erste Blutende. Die echt linken Demonstranten nutzten die Lücke im Rechten-Verteidigungsring und jagten ebenfalls in die Schlacht. Die Schaulustigen wichen zurück, einige eilten davon.
    Jakob befragte einen jungen Punk, der sich in sicherer Entfernung das Geschehen ansah. »Bist du gegen die Eskalation der Gewalt?«
    »Meine Eltern haben mir verboten, hierher zu gehen. Wenn ich jetzt blute, wenn ich heimkomme, gibt das einen Mordsstress.«
    »Danke.«
    An der Straßenecke entdeckte Jakob Trimalchio, der stand da ruhig und rauchte. Jakob steuerte ihn an.
    Es flogen inzwischen Steine. Die Scheiben waren zertrümmert, auch die über dem Eingang. Irgendwas brannte, ein Molli. Ein Martinshorn, die Feuerwehr. Ein Geschoss traf aufs Dach, traf den Schauspieldirektor, der taumelte und stürzte, wurde von zwei anderen aufgefangen, ansonsten wäre er unten ordentlich zerschellt. Die Feuerwehr war da. Sie spritzte in die Menge, die sich teilweise verteilte, teilweise ins Theater zurückzog. Da drinnen rauchte es raus. Es gab eine Panik. Auf Menschen wurde getrampelt.
    »Servus, Trimalchio.«
    »Ah, servus, der Jakob. Wie geht’s?«
    »Passt. Du bist ganz ruhig. Da vorne ist die Hölle los. Musst du nicht als Einsatzleiter…«
    »Ich bin den Job losgeworden, habe Überarbeitung vorgetäuscht. So finde ich es ganz amüsant. Bist du wenigstens im Einsatz?«
    »Ein bisschen.«
    »Dann schreib was Gescheites.« Trimalchio ging in einen Dönerladen in seinem Rücken, der Wirt stellte ihm freundlich lächelnd einen Tee hin und widmete sich dann wieder dem Geschehen vor seinem Laden.
     
    Auf der Treppe lag ein Mädchen, schwere Stiefel trampelten über sie hinweg. Sie reagierte nicht mehr. Jakob ging auf sie zu, zwei Meter vor ihr traf ihn etwas am Kopf, ihm wurde kurz schwarz vor Augen, er taumelte und stützte sich auf eine Stufe, da riss ihn jemand am Ärmel. »Komm da rüber, Mann.« Auch am zweiten Oberarm zog nun einer. Jakob wurde gestützt und gezogen. Seine Beine arbeiteten mit. Er floh in einem flotten Tempo. Die Männer neben ihm steckten in Bomberjacken und hatten Glatzen. Der Linke war Oliver, der Nachwuchsschauspieler. Hinter ihnen rannte auch jemand. Oliver und sein Kamerad zogen ihn mit. Jakob bewegte seine Beine automatisch. Sie entkamen der großen Menge, sie liefen sich frei. Jakob wandte sich Oliver zu, sein Blick blieb in dessen Nacken hängen. Auch hier das Tattoo mit der

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