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Alpenkasper

Titel: Alpenkasper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Spatz
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seinen Kampf gegen Rechts weitergeführt, dafür bekam er aufs Maul, ordentlich, keine Frage. Hätte er nicht aufs Maul bekommen, hätte er Birne nicht kennengelernt, und das wäre auch wieder bedauerlich. Wo, meinen Sie, steckt Ihr Bruder? Haben Sie es schon bei ihm daheim probiert? Ich bekomme schon wieder Durst.«
    »Natürlich habe ich es bei ihm daheim versucht. Seine Verlobte hat auch keine Ahnung.«
    »Sagen Sie ihm einen Gruß, wenn Sie ihn sehen. Er soll sich melden. Ich will was unternehmen. Jetzt habe ich doch Lust auf eine Zigarette. Haben Sie einen Rauch?«
    »Ich rauche nicht mehr. Wenn Sie Birne so gut kennen, wissen Sie, wo ich weiter suchen könnte?«
    »Da wär der Heinz die viel bessere Adresse, aber da geht nichts mehr, leider. Ich hör mich um und wenn ich was weiß, erzähl ich es Ihnen. Versprochen. Sie sind auch öfter hier, sehe ich. Aber jetzt Sie entschuldigen mich bitte. Ich muss eine Zigarette auftreiben. Es war schön, mit Ihnen zu reden, obwohl Sie nichts trinken. Bin ich unmöglich zu ertragen, wenn ich so daherrede?«
    »Nein, nein, das war für mich ein schöner Vormittag.«
    »Das wollte ich hören.«
    Franzbein weigerte sich, Geld für den Kaffee anzunehmen und ließ Jakob zurück.
     
    »Darf ich Sie was fragen?«
    In der Ecke hockten zwei Arbeiter im Blaumann beim Kaffee.
    »Uns fragen? Wieso?«
    »Ich bin von der Zeitung und sammle Stimmen zu den Vorfällen am Wochenende.«
    »So? Zeitung? Was wollen Sie wissen?«
    »Wie Sie das am Wochenende mitbekommen haben.«
    »Dass es gebrannt hat? Das habe ich schon mitbekommen.«
    »Und?«
    »Jetzt ist alles schwarz.«
    »Ja?«
    »Ich mache meine Arbeit hier, der Rest ist mir wurscht, solange nicht das ganze Theater abbrennt. Ich mische mich da nicht ein.«
    Dafür mischte sich sein Kollege ein, der älter war: »Das sind alles Verbrecher, die einen genauso wie die anderen. Denen geht’s nur um den Krawall, das Politische ist denen egal.«
    »Es ist ja auch jemand ums Leben gekommen.«
    »Schlimm und – es wird immer schlimmer.«
    »Die größten Schweinereien laufen eh hintenrum, die kriegen wir gar nicht mit. Das sind alles Showkämpfe. Aber am besten ist: Man kriegt von allem nichts mehr mit, sonst kommt man gar nicht mehr zur Ruhe.«
    »Schreiben Sie das alles auf?«
    »Ich sortiere es noch.«
    »Ja, dann sage ich jetzt nichts mehr, sonst heißt es gleich wieder … «
    »Trotzdem danke.«
    »Keine Ursache.«
    Jakob konnte heim, er hatte seiner Meinung nach genug Material für seine Splitter.
     
    Jakob trat ins Freie, wo ihn klares Frühlingswetter erwartete. Man konnte heute die Arbeit im Wittelsbacher Park am Laptop erledigen. Moni bog um die Ecke. Jakob grüßte sie freudig erregt, sie nahm ihn nicht wahr, ihr liefen Tränen übers Gesicht. Jakob zögerte nur wenige Sekunden, dann folgte er ihr. Sie beschleunigte ihren Schritt. »Warte, Moni, ich bin’s, Jakob.«
    Wieder keine Reaktion, Jakob blieb an ihr dran. Sie ging am »Weißen Lamm« vorbei Richtung Fronhof, durch den Park, direkt auf den Dom zu. Sie verschwand in der Kirche. Jakob ihr hinterher, doch kaum war er im Inneren, sah er sie nicht mehr. Er patrouillierte einmal die Seitenaltäre entlang und ging dann davon aus, dass sie gleich zum anderen Eingang wieder raus war. Er hatte sie verloren.
     

Dom
    Wenn er schon mal da war, konnte er gleich beten. Am frühen Nachmittag herrschte nur mäßiger Betrieb. Arbeiter in der Mittagspause nahmen sich eine Viertelstunde Auszeit von der Hektik ihrer Betriebe. Junge Kreative suchten in der Kunst Inspiration. Verkäuferinnen entspannten ihre vom langen Herumstehen müde gewordenen Füße. Rentnerinnen lagerten ihre Einkaufstüten im Eingangsbereich. Jakob setzte sich in eine freie Bank in der Mitte und schloss die Augen. Seine Gedanken wurden zu einem Rauschen, keiner war mehr zu greifen, alles kam ins Fließen. Ruhe kehrte ein.
    »Wirklich gut gemacht, Jakob.«
    Jakob schreckte auf. Zwei Reihen hinter ihm saß Lugner, die Hände gefaltet und weit in die vordere Sitzbank hineingestreckt. »Richtig fest drauf, der braucht ein paar Wochen, um zurück auf die Piste zu finden. Haben Sie sich schon überlegt, was Sie machen, wenn die Polizei lästig wird?«
    »Die Polizei? Kümmern Sie sich doch um die Polizei, wenn Sie so mächtig sind.«
    Lugner brach in ein stilles Lachen aus. »Mich interessiert nur, wie Sie damit zurecht kommen.«
    »Das sehen Sie doch: Ich bete. Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen et

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