Alpenkasper
cetera.«
»Dann lassen Sie mich doch fortan Ihr Hirte sein und nicht dieses Gespenst am Kreuz.«
»Voilà. Hier ist Ihr Knecht, mit mir geschehe nach Ihrem Willen«, bot Jakob an.
»Nun gut. Sehen Sie den Beichtstuhl da drüben? Gehen Sie da rein, lassen Sie die Hose schon mal runter und warten Sie auf mich.«
Jakob erhob sich von seinem Platz und begab sich in den Beichtstuhl. Lugner beobachtete genau jeden seiner Schritte, schaute sich akribisch um, ob sie auch niemand aufgefallen waren und folgte ihm eine Minute später nach. Er zog die Tür zum Beichtstuhl auf und wurde von Jakobs Armen in Empfang genommen. Diese Arme umfassten Lugners Kopf und zogen ihn zwischen Jakobs Beinen hindurch hinunter zu der kleinen Bank, auf der der Beichtende normalerweise kniete, und schmetterten ihn zweimal mächtig dorthin. Das genügte, um aus Lugners Nase schwallweise Blut hervorbrechen zu lassen. Jakob schloss die Tür, die zwei Männer waren sich auf kleinem Raum nahe. Er hielt Lugners Kopf fest zwischen seinen Schenkeln und drückte mit den Daumen auf dessen Kehlkopf, so dass diesem mangels Atem vielleicht noch zwei Minuten bei Bewusstsein blieben.
»Ich will wissen, wo Birne steckt und was ihr mit ihm angestellt habt.«
Lugner würgte: »Ich schwöre, ich habe keine Ahnung.«
»Dann will ich, dass Sie jetzt alles in Ihrer großen Macht Stehende tun, um das herauszubekommen. Heute Abend suche ich Sie daheim auf und wenn Sie dann nichts wissen, geht es Ihnen schlechter als Clemens.«
»Zufällig wollte ich Sie sowieso morgen zu mir einladen.«
Jakob ließ den mittlerweile bewusstlosen Lugner-Beutel auf der Beichtbank liegen und verließ das Kabuff. In der Bank, die er vorhin besetzt hatte, kniete nun Moni, ein Engel. Er trat an sie heran: »Warum hast du geweint?«
»Ich bin schwanger.«
»Da weint man doch nicht, da freut man sich doch: ein neues Leben. Warum bist vor mir davongelaufen?«
»Ich habe dich nicht gesehen.«
Verhör
Er steckte seinen Laptop und eine Flasche Eistee in den Rucksack, als ein Türklingeln ihn stoppte. Die Polizei, vertreten von Trimalchio und Tanja.
Trimalchio freute sich: »Schön dich wiederzutreffen. Wir müssten dir ein paar Fragen stellen. Wir halten dich nicht lange auf. Du wolltest wohin?« Er deutete auf den Rucksack.
»Nur in den Park, ein paar Kleinigkeiten tippen für die morgige Zeitung.«
Tanja warf ein: »Kann sein, dass die Leser morgen auf den Stoff verzichten müssen, kommt ganz auf die Qualität deiner Aussage an.«
»Geht es um Heinz Horst?«
»Du bist der Letzte, der ihn lebend gesehen hat«, wusste Tanja.
Jakob bot Platz und Kaffee an, Trimalchio nahm gerne an, Tanja zog es vor, stehen zu bleiben.
»Ich war in seinem Haus, als es passiert ist. Aber ich war nicht bei ihm, als er gestorben ist. Es war ein Herzinfarkt, sagt der Notarzt. In dem Alter Herzinfarkt und Tod, kann schon sein, will ich nicht ausschließen, ich bin selbst beim Roten Kreuz und immer wieder bei Veranstaltungen ehrenamtlich eingesetzt. Aber da war nichts mehr zu machen, habe ich gleich gesehen und trotzdem den Notarzt gerufen, war ja klar, macht man standardmäßig.«
»Erzähl uns doch mal, was genau passiert ist«, bat Trimalchio.
»Ich bin immer noch auf der Suche nach meinem Bruder. Da schien mir Horst eine gute Anlaufstelle. Ich wusste, dass Birne ihn befragt hatte, kurz nachdem er von Nazis zusammengeschlagen worden war. Was mir gleich verdächtig vorkam, war, wie wenig Misstrauen er mir gegenüber hatte. Er bat mich sofort herein und bot mir zu trinken an. Wir saßen in seinem Wohnzimmer, als noch jemand an seiner Tür war. Ich hörte kein Klingeln und kein Klopfen, er stand auf, um den weiteren Gast reinzulassen und ich blieb allein zurück.«
»Du hast nicht gehört, womit sich der Besuch bemerkbar gemacht hat«, hakte Tanja nach.
»Das bedeutet doch, dass Horst noch einen Gast erwartet hat«, schloss Trimalchio.
»Birne sollte noch kommen!«, fiel Jakob ein.
»Woher weißt du das?«, mischte Tanja sich ein.
»Schultzberg hat mir verraten, dass Birne bei Horst gewesen sein soll, angeblich habe ich ihn nur knapp verpasst. Es kann auch sein, dass Birne sich verspätet hatte und ich vor ihm eingetroffen bin. Sie wollten Bowlen-Rezepte tauschen und auch an Ort und Stelle ausprobieren.«
»Bowlen-Rezepte, sicherlich«, warf Tanja verächtlich ein. »Und wir sind der Wachtmeister Dimpfelmoser und suchen die Kaffeemühle der Großmutter, Herr Zwackelmann.«
»Dann sind Sie
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