Alpenkasper
Das Wasser lief sinnlos zum Ausguss hinaus. Hinter ihm am Boden lag eine Glaskaraffe mit einem Duschbad. Sie war vom Schrank gepurzelt und hatte ihn getroffen. Er drehte das Wasser zu und setzte sich zurück an seine Arbeit im Wohnzimmer. Katharina ging nicht ans Handy, er kochte sich Kaffee. Wind kam auf, es wurde kühler.
Nachdem er mit seiner Schreibarbeit fertig war, brauchte er einen Internetzugang. Er zog sich die Datei auf seinen USB-Stick und fuhr Katharinas Rechner hoch. Sie hatte den Zugang mit einem Passwort geschützt. Jakob probierte und hatte tatsächlich beim ersten Mal Erfolg, als er klein ›birne‹ eintippte. Er schickte die Datei weg und wollte den Computer schon runterfahren, als ihm ein Ordner auf dem ansonsten gut aufgeräumten Desktop auffiel, der den Namen »Überraschung« und das heutige Datum trug. Er enthielt Bilder, Bilder von Clemens, wie er hier vor dem Haus stand, wie er in die Wohnung kam, wie er Katharina umarmte und mit ihr ins Schlafzimmer ging. Und Bilder, die im Schlafzimmer aufgenommen worden waren. Sie zeigten Katharina und Clemens, wie sie sich ausführlich liebten. Jakob spürte eine gewaltige Erektion, ihm fiel noch auf, dass innerhalb des Schlafzimmers aus drei verschiedenen Perspektiven fotografiert worden war. Er sah keinen Hinweis darauf, dass die beiden sich in irgendeiner Weise beobachtet fühlten. Jakob öffnete seine Hose und holte aus seiner Tasche Tempotaschentücher. Er vergrößerte ein Bild, auf dem Katharina Clemens’ Eichel küsste. Das gefiel Jakob so gut, dass ihm sofort mehrere Millionen Spermien in den Falz seines Tempos schossen. Praktisch zum selben Zeitpunkt hörte er, wie an der Tür hantiert wurde. Jakob schob das Tuch in seine Hosentasche, zog den Dateiordner auf seinen Stick und seine Hose wieder hoch und fuhr die Maschine herunter. Katharina stand in der Tür, sie hatte geweint, er ging auf sie zu und umarmte sie, dabei verschmierte er den Rest seines Ergusses auf dem Rücken ihrer Bluse.
»Jakob, ich bin froh, dass du da bist. Ich komme gerade aus dem Krankenhaus, von Clemens. Eventuell bleibt ihm ein Schaden im Kopf, kann auch sein, dass er in Zukunft auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Kannst du dir das vorstellen, dieser große kraftstrotzende Mann ein Leben lang ein hilfloser Krüppel?«
Jemand versuchte Jakob anzurufen. Jakob wollte nicht hingehen, doch Katharina fordert ihn auf. Es war sein Redakteur. »Du Sauhund, du verreckter, ich habe die Seite schon umgebaut gehabt, weil ich nicht mehr mit dir gerechnet habe, und jetzt schickst du uns das. Ich habe mich zuerst einmal weggeschmissen vor Lachen und die Sachen ganz schnell noch eingebaut, bevor wir heute in Druck mussten. Das ist genial, Alter. Wie bekommst du das nur immer wieder aus den Leuten raus? Das ist doch nicht erfunden, oder?«
»Im Leben würde ich so etwas nicht erfinden, lieber würd’ ich mir die Finger abhacken lassen.«
»Wunderbar. Bleib dran, du hast hier auf jeden Fall einen ganz großen Stein im Brett. Ist das Geld angekommen? Ich habe selbst noch mal nachgefragt.«
»Habe noch nicht nachgeschaut.«
»Und bitte das nächste Mal ein bisschen früher liefern, ja? Das schont meine und deine Nerven.«
»Ist gebongt, Chef.«
Katharina freute sich mit Jakob oder tat zumindest so: Sie wollte eine Flasche Sekt öffnen. Jakob verhinderte es nicht, er trank ein Glas mit und fühlte sich hernach angenehm leicht.
Katharina schüttete den Rest Flasche in sich und war innerhalb einer Viertelstunde ordentlich beladen. »Clemens und Birne – starkes Team, gute Freunde. Du, dem Clemens ging es nicht gut, den hat ein Verein kassiert gehabt, vor denen hat er Angst gehabt wie ein Hund vor einem Prügel. Das war ein anderer Mensch seinerzeit. Ich hab ihn einmal gesehen, da waren wir – der Birne und ich – Kiosk Sonnenblick an der Wertach, da war Sommer. Kennst du den Kiosk, traumhafte Adresse im Sommer, genau richtig für uns. Wir immer hin auf eine Currywurst mit Pils und Jägermeister. Einmal waren wir dort und da glotzt uns die ganze Zeit ein Typ an. Ich mein zuerst, der starrt auf mich, meinen Busen, und denk mir Saudepp, blöder. Ich bin aufs Klo und wie ich zurückkomme, merke ich, dass er mehr an meinem Birne interessiert ist. Ich habe es ihm gesagt, dass da dauernd einer zu uns herglotzt, und der Birne hat sich umgedreht, ist kurz erschrocken, wie er den Clemens gesehen hat. Mehr erschrocken ist aber der Clemens selbst. Birne ist zu ihm hin und sie haben geredet,
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